Olaf Scholz ist neuer Deutscher Kanzler - Ampel-Bundesregierung im Amt
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), bei der Verleihung der Ernennungsurkunden an die Mitglieder der neuen Bundesregierung im Schloss Bellevue.
Bild: Bernd von Jutrczenka, dpa
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), bei der Verleihung der Ernennungsurkunden an die Mitglieder der neuen Bundesregierung im Schloss Bellevue.
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Olaf Scholz ist neunter Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. Nun muss Deutschlands erste Ampel-Bundesregierung zeigen, was sie kann.
dpa
08.12.2021 | Stand: 15:12 Uhr
Update, 14.33 Uhr: Ampel-Bundesregierung im Amt
Deutschlands erste rot-grün-gelbe Bundesregierung ist im Amt und kann mit ihrer geplanten Erneuerung des Landes loslegen. Der Bundestag wählte am Mittwoch in Berlin den Sozialdemokraten Olaf Scholz zum neunten Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. Er und seine 16 Ministerinnen und Minister erhielten anschließend von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Ernennungsurkunden. Dieser rief die neue Regierung dazu auf, bei ihrer Reformpolitik alle Menschen mitzunehmen. Mit dem Antritt der Ampel-Koalition ist die Ära von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nach 16 Jahren beendet.
Steinmeier sagte bei der Überreichung der Ernennungsurkunden, die neue Regierung habe sich "viel Fortschritt, viel Reform und viel Veränderung vorgenommen". Veränderung treffe die Erwartungen und wecke die Hoffnungen der einen. Bei anderen aber schüre sie auch Unsicherheit und Zweifel. "Die Mehrheit hat Ihnen ein Mandat für mutige Schritte des Wandels gegeben. Aber: Wer mutig vorangeht, wird Sorge dafür tragen, dass die weniger Starken Schritt halten können, dass die Menschen, für die Veränderung Verlust bedeutet, auch Neues gewinnen können."
Bilderstrecke
Olaf Scholz und seine politische Laufbahn bei der SPD
Olaf Scholz ist seit seinem 17. Lebensjahr Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und seit März 2018 auch Bundesfinanzminister. Er möchte der nächste Bundeskanzler werden. Wie seine politische Karriere bisher verlief, zeigt die Bildergalerie. Auf dem Foto ist Scholz bei einer...
Bild: Monika Skolimowska, dpa (Archivbild)
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Bild: Monika Skolimowska, dpa (Archivbild)
Olaf Scholz wird 1958 in Osnabrück geboren. Er macht sein Abitur 1977 am Gymnasium Heegen in Hamburg-Rahlstedt und studiert anschließend bis 1984 Rechtswissenschaften. Danach leistet er für ein Jahr Zivildienst und ist im Anschluss als Rechtsanwalt tätig. Das Bild zeigt ihn (links) 2008 als Bund...
Bild: Rainer Jensen, dpa (Archivbild)
Olaf Scholz wird 1958 in Osnabrück geboren. Er macht sein Abitur 1977 am Gymnasium Heegen in Hamburg-Rahlstedt und studiert anschließend bis 1984 Rechtswissenschaften. Danach leistet er für ein Jahr Zivildienst und ist im Anschluss als Rechtsanwalt tätig. Das Bild zeigt ihn (links) 2008 als Bund...
Bild: Rainer Jensen, dpa (Archivbild)
Von 1998 bis 2001 ist Scholz Mitlgied des Deutschen Bundestages und von Mai 2001 bis Oktober 2001 Innensenator der Freien und Hansestadt Hamburg. Von 2002 bis 2011 ist der Politiker Mitglied des Deutschen Bundestages. Als Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Bundestagsfraktion der Sozialde...
Bild: Axel Heimken, dpa (Archivbild)
Von 1998 bis 2001 ist Scholz Mitlgied des Deutschen Bundestages und von Mai 2001 bis Oktober 2001 Innensenator der Freien und Hansestadt Hamburg. Von 2002 bis 2011 ist der Politiker Mitglied des Deutschen Bundestages. Als Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Bundestagsfraktion der Sozialde...
Bild: Axel Heimken, dpa (Archivbild)
2007 wird der gebürtige Osnabrücker Bundesminister für Arbeit und Soziales und behält das Amt bis 2009. Bis 2011 ist er dann stellvertretender Vorsitzender der SPD Bundestagsfraktion und von November 2009 bis Februar 2018 stellvertretender Parteivorsitzender der SPD. Von 2011 bis 2018 ist Schol...
Bild: Daniel Bockwoldt, dpa (Archivbild)
2007 wird der gebürtige Osnabrücker Bundesminister für Arbeit und Soziales und behält das Amt bis 2009. Bis 2011 ist er dann stellvertretender Vorsitzender der SPD Bundestagsfraktion und von November 2009 bis Februar 2018 stellvertretender Parteivorsitzender der SPD. Von 2011 bis 2018 ist Schol...
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Von Februar 2018 bis April 2018 ist Scholz Kommissarischer Parteivorsitzender der SPD und von März 2018 bis Dezember 2019 stellvertretender Parteivorsitzender. Seit März 2018 ist er Bundesminister der Finanzen. Auf dem Bild ist Scholz (links) gemeinsam mit Daniel Günther, Ministerpräsident von S...
Bild: Carsten Rehder, dpa (Archivbild)
Von Februar 2018 bis April 2018 ist Scholz Kommissarischer Parteivorsitzender der SPD und von März 2018 bis Dezember 2019 stellvertretender Parteivorsitzender. Seit März 2018 ist er Bundesminister der Finanzen. Auf dem Bild ist Scholz (links) gemeinsam mit Daniel Günther, Ministerpräsident von S...
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Der in Hamburg-Altona aufgewachsene Olaf Scholz lebt mittlerweile in Potsdam. Sein Großvater war Eisenbahner und seine Eltern in der Textilwirtschaft tätig. Der Politiker hat zwei Brüder: Jens und Ingo. Auf dem Bild ist der gebürtige Osnabrücker mit der damaligen SPD-Bundestagsfraktionsvorsitz...
Bild: Axel Heimken, dpa (Archivbild)
Der in Hamburg-Altona aufgewachsene Olaf Scholz lebt mittlerweile in Potsdam. Sein Großvater war Eisenbahner und seine Eltern in der Textilwirtschaft tätig. Der Politiker hat zwei Brüder: Jens und Ingo. Auf dem Bild ist der gebürtige Osnabrücker mit der damaligen SPD-Bundestagsfraktionsvorsitz...
Bild: Axel Heimken, dpa (Archivbild)
Helmut Schmidt war für Scholz laut eigener Aussage eine prägende politische Persönlichkeit, die ihn bereits mit 17 Jahren in die SPD geführt habe. Schon als Jugendlicher sei es ihm wichtig gewesen, Partei für Gerechtigkeit zu ergreifen. Das Foto zeigt den Politiker im Jahr 2009 in Berlin, als e...
Bild: Robert Schlesinger, dpa (Archivbild)
Helmut Schmidt war für Scholz laut eigener Aussage eine prägende politische Persönlichkeit, die ihn bereits mit 17 Jahren in die SPD geführt habe. Schon als Jugendlicher sei es ihm wichtig gewesen, Partei für Gerechtigkeit zu ergreifen. Das Foto zeigt den Politiker im Jahr 2009 in Berlin, als e...
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Mitte der 80er Jahre lernt Olaf Scholz seine Frau Britta Ernst in Hamburg kennen. Seit 1998 sind die beiden verheiratet. Angeblich versucht der Politiker sich zwei- bis dreimal pro Woche Zeit für Sport zu nehmen. Er joggt, rudert, wandert und radelt gern. Ein weiteres Hobby ist das Lesen. Das F...
Bild: Daniel Reinhardt, dpa (Archivbild)
Mitte der 80er Jahre lernt Olaf Scholz seine Frau Britta Ernst in Hamburg kennen. Seit 1998 sind die beiden verheiratet. Angeblich versucht der Politiker sich zwei- bis dreimal pro Woche Zeit für Sport zu nehmen. Er joggt, rudert, wandert und radelt gern. Ein weiteres Hobby ist das Lesen. Das F...
Bild: Daniel Reinhardt, dpa (Archivbild)
Kurz vor der Bundestagswahl im September 2021 kommt es zu einer Razzia im Finanzministerium im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen die Zoll-Spezialeinheit FIU. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück geht seit 2020 einem Verdacht auf Strafvereitelung im Amt durch die FIU nach. Bundesfinanzminister Schol...
Bild: Michael Kappeler, dpa (Archivbild)
Kurz vor der Bundestagswahl im September 2021 kommt es zu einer Razzia im Finanzministerium im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen die Zoll-Spezialeinheit FIU. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück geht seit 2020 einem Verdacht auf Strafvereitelung im Amt durch die FIU nach. Bundesfinanzminister Schol...
Bild: Michael Kappeler, dpa (Archivbild)
Im Kampf um die Nachfolge auf Angela Merkel als neuer Bundeskanzler tritt Olaf Scholz (rechts) gegen Annalena Baerbock (Mitte, Bündnis 90/Die Grünen) und gegen Armin Laschet (CDU) an. Auf dem Bild sind die drei Kanzlerkandidaten bei einer Diskussionsveranstaltung im Juni 2021 zu sehen.
Bild: Christian Mang/Reuters, dpa (Archivbild)
Im Kampf um die Nachfolge auf Angela Merkel als neuer Bundeskanzler tritt Olaf Scholz (rechts) gegen Annalena Baerbock (Mitte, Bündnis 90/Die Grünen) und gegen Armin Laschet (CDU) an. Auf dem Bild sind die drei Kanzlerkandidaten bei einer Diskussionsveranstaltung im Juni 2021 zu sehen.
Bild: Christian Mang/Reuters, dpa (Archivbild)
Am Tag nach der Bundestagswahl 2021 steht Olaf Scholz, Kanzlerkandidat der SPD, auf der Bühne im Willy Brandt Haus und feiert mit den Anwesenden den Wahlsieg über die Union. Mit 25,7 Prozent der Stimmen wurde die SPD zur stärksten Kraft im Bundestag. CDU und CSU kamen auf 24,1 Prozent.
Bild: Wolfgang Kumm, dpa (Archivbild)
Am Tag nach der Bundestagswahl 2021 steht Olaf Scholz, Kanzlerkandidat der SPD, auf der Bühne im Willy Brandt Haus und feiert mit den Anwesenden den Wahlsieg über die Union. Mit 25,7 Prozent der Stimmen wurde die SPD zur stärksten Kraft im Bundestag. CDU und CSU kamen auf 24,1 Prozent.
Bild: Wolfgang Kumm, dpa (Archivbild)
Von links: Annalena Baerbock und Robert Habeck (beide Grüne), Olaf Scholz (SPD) sowie Christian Lindner (FDP) vor der Pressekonferenz, bei der sie die künftige Bundesregierung vorstellen. Nach rund einem Monat intensiver Koalitionverhandlungen einigten sich die Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP...
Bild: Michael Kappeler, dpa (Archivbild)
Von links: Annalena Baerbock und Robert Habeck (beide Grüne), Olaf Scholz (SPD) sowie Christian Lindner (FDP) vor der Pressekonferenz, bei der sie die künftige Bundesregierung vorstellen. Nach rund einem Monat intensiver Koalitionverhandlungen einigten sich die Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP...
Bild: Michael Kappeler, dpa (Archivbild)
Am 8. Dezember 2021 ist es soweit: Olaf Scholz (SPD) legt im Bundestag den Amtseid für seine erste Amtszeit als Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland ab.
Bild: Michael Kappeler, dpa
Am 8. Dezember 2021 ist es soweit: Olaf Scholz (SPD) legt im Bundestag den Amtseid für seine erste Amtszeit als Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland ab.
Bild: Michael Kappeler, dpa
Der Bundespräsident erinnerte die Ampel-Koalition auch an ihre außenpolitische Verantwortung. Deutschland sei keine abgelegene Insel, sagte er. "Die Welt schaut auf unser Land. Die Erwartungen an Deutschland sind groß. Unsere Verlässlichkeit und unser Einstehen für Regeln und Zusammenarbeit, für die liberale Demokratie und für das vereinte Europa, für den Frieden und unsere Sicherheit im Bündnis, all das wird Ihnen viel Zeit und Mühe abverlangen."
Am Nachmittag wollte Scholz im Kanzleramt von Merkel die Amtsgeschäfte übernehmen. Das neue Kabinett wollte sich am Abend zu seiner ersten Sitzung treffen. Merkel verfolgte die Kanzlerwahl auf der Gästetribüne des Bundestags. Als sie bei der Eröffnung der Sitzung von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) begrüßt wurde, standen die Abgeordneten - mit Ausnahme der AfD-Parlamentarier - auf und klatschten stehend Beifall.
Der Kanzlerwahl wohnten auch ehemals führende Politiker wie Altbundespräsident Joachim Gauck und der letzte SPD-Kanzler Schröder bei. "Olaf Scholz wird das sehr, sehr gut machen", sagte Schröder dem Fernsehsender "Welt". "Ich traue ihm eine Menge zu und deswegen bin ich guten Mutes." Ratschläge wollte Schröder der Regierung nicht mit auf den Weg geben. "Mein Rat ist, dass sie ihre Arbeit tun", sagte er am Rande der Vereidigung von Scholz.
Die Regierungsbildung für die erste Ampel-Koalition im Bund ist abgeschlossen. Nach dem neuen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) leisteten am Mittwoch auch seine 16 Ministerinnen und Minister ihren Amtseid. Zuvor waren sie von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ernannt worden.
Update, 12.25 Uhr: Olaf Scholz ist neunter Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ernannte den SPD-Politiker am Mittwoch zum Nachfolger von Angela Merkel und sprach ihm dabei seinen "ganz herzlichen Glückwunsch" aus. Anschließend legte Scholz im Bundestag den Amtseid ab.
Scholz sprach im Bundestag die im Grundgesetz festgelegte Eidesformel: "Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde." Der SPD-Politiker verzichtete auf den Zusatz "So wahr mir Gott helfe". Scholz hatte sich unmittelbar zuvor erstmals auf den Platz des Kanzlers auf der Regierungsbank gesetzt und dafür Applaus von den Abgeordneten der Ampel-Koalition bekommen.
SPD-Politiker Olaf Scholz zum Kanzler gewählt
Der SPD-Politiker Olaf Scholz ist zum neunten Kanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt worden. Auf ihn entfielen am Mittwoch in geheimer Abstimmung im Bundestag 395 von 707 abgegebenen Stimmen. Es gab 303 Nein-Stimmen und 6 Enthaltungen, 3 Stimmen waren ungültig.
Zur Wahl des Sozialdemokraten waren 369 Stimmen nötig. SPD, Grüne und FDP, die die erste Ampel-Koalition im Bund bilden, verfügen im Parlament zusammen über 416 Mandate, liegen also um 47 Mandate über der sogenannten Kanzlermehrheit. Einige Abgeordnete fehlten wegen Krankheit.
Scholz nahm die Wahl an. Als Erster überreichte ihm SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich einen Blumenstrauß, dann Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus. Auch der unterlegene Unionskanzlerkandidat Armin Laschet gratulierte.
Gregor Gysi (Die Linke) gratuliert Olaf Scholz (r, SPD) nach seiner Wahl zum Bundeskanzler. Im Bundestag findet die Wahl und Vereidigung von Scholz zum Bundeskanzler und die Vereidigung der Bundesministerinnen und -minister der neuen rot-grün-gelben Bundesregierung statt. Scholz führt damit die erste Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP auf Bundesebene an.
Bild: Kay Nietfeld, dpa
Olaf Scholz ist neuer Deutscher Bundeskanzler
Damit ist die Ära von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach 16 Jahren beendet. Der 63-jährige Scholz ist erst der vierte SPD-Kanzler in der Geschichte der Bundesrepublik - nach Willy Brandt (1969-1974), Helmut Schmidt (1974-1982) und Gerhard Schröder (1998-2005). Die CDU stellte bislang die vier Kanzler Konrad Adenauer, Ludwig Erhard, Kurt Georg Kiesinger und Helmut Kohl sowie zuletzt Kanzlerin Merkel.
Von ihr wird Scholz am Nachmittag im Kanzleramt die Amtsgeschäfte übernehmen. Zuvor muss er von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ernannt werden und im Bundestag den Amtseid leisten. Steinmeier wird später auch das aus acht Frauen und acht Männern bestehende Kabinett von Scholz ernennen.
Merkel verfolgte die Kanzlerwahl auf der Gästetribüne des Bundestags. Als sie bei der Eröffnung der Sitzung von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) begrüßt wurde, standen die Abgeordneten - mit Ausnahme der AfD-Parlamentarier - auf und klatschten stehend Beifall. Der letzte SPD-Kanzler Schröder war ebenso mit seiner Frau in den Bundestag gekommen wie Altbundespräsident Joachim Gauck. (Lesen Sie auch: Emotional, aber ohne Pathos: Angela Merkel nimmt beim Großen Zapfenstreich Abschied)
Die SPD hatte die Bundestagswahl am 26. September gewonnen
Die SPD hatte die Bundestagswahl am 26. September gewonnen und war nach einer Aufholjagd mit 25,7 Prozent stärkste Kraft vor der CDU/CSU (24,1 Prozent) geworden. Rechnerisch möglich wäre auch ein Jamaika-Bündnis aus Union, Grünen und FDP gewesen. Die zwei kleineren Parteien entschieden sich jedoch für Koalitionsverhandlungen mit der SPD. Ihr dann ausgehandelter 177 Seiten starker Koalitionsvertrag steht unter dem Leitmotiv "Mehr Fortschritt wagen".
SPD, Grüne und FDP wollen unter anderem die Mietpreisbremse für Neuvermietungen verlängern. Auf angespannten Wohnungsmärkten sollen Mieterhöhungen in bestehenden Mietverhältnissen begrenzt werden. Stromkunden sollen durch den Wegfall der EEG-Umlage zur Förderung des Ökostroms Anfang 2023 entlastet werden.
Bis 2030 soll Deutschland 80 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien beziehen. Die Ampel-Parteien wollen den öffentlichen Nahverkehr stärken und dazu vom kommenden Jahr an die sogenannten Regionalisierungsmittel erhöhen. Der gesetzliche Mindestlohn soll auf 12 Euro steigen.
Zum Schutz der Bundeswehr-Soldaten bei Auslandseinsätzen wollen die Ampel-Parteien eine Bewaffnung von Drohnen ermöglichen. Sie verständigten sich auf ein neues Bundesministerium für Bauen und auf eine Erweiterung des Wirtschaftsministeriums um das Thema Klimaschutz. (Lesen Sie auch: SPD, Grüne und FDP haben Koalitionsvertrag unterzeichnet)
Die noch geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) (vorne links) steht neben Joachim Gauck, Bundespräsident a.D., Wolfgang Thierse (SPD), Bundestagspräsident a.D., und Erzbischof Nikola Eterovic, Apostolischer Nuntius in Deutschland, auf der Tribüne bei der Kanzlerwahl. Im Bundestag findet die Wahl und Vereidigung von Scholz zum Bundeskanzler und die Vereidigung der Bundesministerinnen und -minister der neuen rot-grün-gelben Bundesregierung statt.
Bild: Michael Kappeler, dpa
Die Ampel-Koalition kann bald ihre Arbeit aufnehmen
Im kommenden Jahr will die Ampel-Koalition wegen der andauernden Pandemiefolgen noch einmal neue Kredite aufnehmen, ab 2023 dann aber die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse wieder einhalten. Neue Steuern oder Steuererhöhungen soll es nicht geben. Kommunen mit hohen Altschulden sollen entlastet werden.
Parteitage von SPD und FDP hatten den Koalitionsvertrag am Wochenende mit jeweils mehr als 90 Prozent Zustimmung angenommen, eine Mitgliederbefragung der Grünen dazu ergab eine Zustimmung von rund 86 Prozent.
In der neuen Regierung stellt die SPD sieben Ministerinnen und Minister: Wolfgang Schmidt (Kanzleramtschef), Karl Lauterbach (Gesundheit), Hubertus Heil (Arbeit und Soziales), Nancy Faeser (Innen), Christine Lambrecht (Verteidigung), Klara Geywitz (Bau) und Svenja Schulze (Entwicklung). Für die Grünen sind im Kabinett: Annalena Baerbock (Außen), Robert Habeck (Wirtschaft und Klimaschutz), Anne Spiegel (Familie), Steffi Lemke (Umwelt) und Cem Özdemir (Agrar). Habeck ist auch Vizekanzler. Die Kabinettsmitglieder der FDP sind: Christian Lindner (Finanzen), Volker Wissing (Verkehr), Marco Buschmann (Justiz) und Bettina Stark-Watzinger (Bildung).