Wenn die Nacht hereinbricht, verwandelt sich Immenstadt alle fünf Jahre in einen Ort des Brauchtums und des Schreckens. Aus der Dunkelheit tauchen sie auf: Klausen, Bärbele, Perchten und Krampusse, in ihrem markanten Fell gekleidet. Eingehüllt in rotes Licht und Nebel. Für einen Klausen ist es ein ganz besonderes Gefühl, in dieser geschäftigen Nacht durch die Straßen zu ziehen. Die Kindergesichter, die zwischen Furcht und Neugier schwanken, spiegeln die Magie des Moments wider. Das Donnern der Schellen schafft eine unvergessliche Atmosphäre - nicht nur für die Zuschauer, die gebannt die Gestalten beobachten.

Zehn Jahre sind nun vergangen seit der Gründung der Brauchtumsnacht im Jahr 2014. Der Klausen- und Bärbeleverein im Städtle hat ebenfalls Grund zur Feier, wird er doch heuer 20 Jahre alt. In diesen beiden Jahrzehnten hat er sich der Bewahrung dieser besonderen Allgäuer Traditionen verschrieben.

Die Ursprünge des Klausentreibens reichen bis ins Mittelalter zurück, als die maskierten Gestalten in den Dörfern umherzogen, um die bösen Geister zu vertreiben und die Menschen auf die bevorstehenden Wintermonate vorzubereiten. Jede Region hat ihre Eigenheiten. Im Oberallgäu sind die Klausen in Felle gehüllt, mit Ausnahmen wie Berghofen bei Sonthofen: Dort tragen sie Filzgewänder. In anderen Teilen des Allgäus hingegen sind Krampusse mit geschnitzten Gruselmasken unterwegs.

MANCH EINEM LEUCHTEN DIE AUGEN ROT

Um alle einmal zusammenzuführen, ließ sich vor zehn Jahren der Klausen- und Bärbeleverein Immenstadt etwas einfallen. Die Brauchtumsnacht wurde ins Leben gerufen. Für die Organisatoren war die Herausforderung groß. „Bei unserem ersten Umzug hatten wir damals nur mit 1.500 bis 2.000 Zuschauern gerechnet, aber über 10.000 Menschen kamen,“ erzählt Thomas Schiedrich, Vorsitzender des Immenstädter Klausen- und Bärbelevereins. „Es war überwältigend und wir waren sofort motiviert die Veranstaltung weiter auszubauen.“ In diesem Jahr rechnen die Veranstalter mit rund 700 Teilnehmern aus dem gesamten Alpenraum. 50 Gruppen aus vier Ländern haben sich angemeldet. Sie reisen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien an. Einige haben mehr als 400 Kilometer hinter sich. Sicher braucht es dafür unzählige Stunden Planung. 60 Vereinsmitglieder sind an der Organisation beteiligt. Der Kern von ungefähr zehn Personen beschäftigt sich das ganze Jahr immer wieder mit den Vorbereitungen. Mit insgesamt über 200 Helfern wird das größte Brauchtumsfest in der Geschichte des Vereins ausgerichtet. Um die Sicherheitsmaßnahmen zu gewährleisten, wird ein großer Teil der Innenstadt gesperrt. Zudem wird gebeten keine Glasflaschen mitzubringen, da die Umzugsstrecke und auch die Party danach glasfrei ist. Außerdem sind auf dem kompletten Gelände aus Sicherheitsgründen Hunde und Haustiere nicht erlaubt. Isabell Schmid

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Einlass: 17:30 Uhr