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In den letzten zwei Jahren ist am Standort der Staatlichen Berufsschule Kaufbeuren viel passiert. Während der umfangreichen Umbau- und Erweiterungsarbeiten wurden für die Schüler und Lehrkräfte moderne Unterrichtsräume und Werkstätten geschaffen.

„Die Zeit war reif“, sagte Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse bei der Einweihungsfeier. 2019 wurde der Plan bei der Stadt vorgelegt und die Entscheidung „so wird es gemacht“ getroffen. Grundlage für die Maßnahmen war eine Zahl von 39 Klassen in den Ausbildungsrichtungen Metalltechnik, Elektrotechnik, Farbtechnik, Holztechnik sowie Wirtschaft und Verwaltung. Die Vorgabe war, alle Flächen, die neu geschaffen und ausgestattet werden, förderfähig zu planen. „Dafür waren sehr viele Absprachen und meterlange Excel-Tabellen nötig“, erinnert sich Schulleiter Bertram Knitl schmunzelnd. „Alles kam auf den Prüfstand.“ Dabei waren auch immer wieder Umplanungen nötig, um auf neue Rahmenbedingungen und finanzielle Fördermöglichkeiten eingehen zu können – und natürlich auch auf Kostenentwicklungen.

Die Staatliche Berufsschule Kaufbeuren ist eine der größten beruflichen Bildungszentren im Regierungsbezirk Schwaben. Neben den etwa 1.700 jungen Menschen, die dual ausgebildet werden, gehören auch rund 40 Schülerinnen und Schüler in der Berufsfachschule für Ernährung und Versorgung, etwa 100 in der Berufsfachschule für Kinderpflege und circa 350 in der Fachakademie für Sozialpädagogik mit zum Standort. Natürlich sind nicht immer alle Schüler gleichzeitig in der Berufsschule, weil die Ausbildung ja auch im Betrieb stattfindet und das schulische Wissen beispielsweise lediglich eine Woche im Monat in der Berufsschule Kaufbeuren vermittelt wird.

BESSERE LEHR- UND LERNBEDINGUNGEN

In dem Raumprogramm wurden 890 Quadratmeter umgebaut und es entstanden neue Räume mit 423 Quatdratmetern. Die Kosten der zweijährigen Erweiterungsarbeiten werden mit 7,3 Millionen Euro veranschlagt. Mit den Maßnahmen hat sich das Lehr- und Lernumfeld für Lehrer wie Schüler verbessert.

Mit dem Ergebnis der Arbeiten zeigte sich der Schulleiter bei der Einweihungsfeier durchaus zufrieden: „Dies ist ein Meilenstein für die Berufsschule. Zudem ist die Investition ein Bekenntnis zur dualen Ausbildung. Alle erhalten hier eine zeitgemäße Ausbildung.“ 

BEDEUTUNG FÜR DEN WIRTSCHAFTSSTANDORT

Dass die Qualität einer Berufsschule auch für den Wirtschaftsstandort bedeutend ist, wurde bei einigen Wortmeldungen während des Festakts deutlich. Unter anderem das „Kompetenzzentrum für Metallberufe“ zeichne den Standort aus, sagte Oberbürgermeister Stefan Bosse.

Die Ausbildungsmöglichkeiten an der Berufsschule seien auch ein wesentlicher „Treiber“ für die Ansiedlung eines Werks von Hawe Hydraulik vor elf Jahren in Kaufbeuren gewesen, so Bosse. Und auch der Bundestagsabgeordnete Stephan Stracke machte deutlich: „Die Berufsschule Kaufbeuren ist eine tragende Säule unserer Ausbildungslandschaft und hat sich als Kompetenzzentrum für Metallberufe etabliert.“

Auch die vielen Unternehmen und Betriebe schätzen den Berufsausbildungsstandort Kaufbeuren. Das sagte Reinhard Musch, Geschäftsführer von DMG MORI aus Pfronten: „Wir wissen nicht, welche Produkte morgen gefragt sein werden, aber eine stabile Ausbildung bleibt wichtig.“ Von gut investiertem Geld der Stadt und des Landes sprach Bernhard Pohl, Landtagsabgeordneter aus Kaufbeuren. „Der schulische Erfolg hängt von motivierten und qualifizierten Lehrkräften und leistungsbereiten Schülern ab“, sagte er. Dafür seien in Kaufbeuren alle Voraussetzungen geschaffen worden.

DAS CATERING ÜBERZEUGTE

Leiter der Berufschule Bertram Knitl
Leiter der Berufschule Bertram Knitl

Der Festakt zur Fertigstellung der Erweiterung war überaus gelungen. Dafür waren aber nicht nur die Redner an diesem Tag verantwortlich. Auch die Bewirtung trug zum Gelingen des Festtages bei.

„Ich möchte mich sehr bei den Schülerinnen und Schülern der Berufsfachschule für Ernährung und Versorgung für das Catering bedanken und natürlich bei der Berufsintegrationsklasse, die den Service übernommen haben. Deren Einsatz war hervorragend“, so Knitl.

Moderne Ausbildung für die Fachkräfte von morgen

Am Westflügel des Werkstatttrakts entstand die Erweiterung für die Metallabteilung der Berufsschule. Dort befindet sich das CNC-Dreh- und Fräszentrum. Als Kompetenzzentrum für Metallberufe ist die Berufsschule Kaufbeuren weit über die Stadtgrenzen hinaus für die Betriebe von enormer Bedeutung, wie man am Beispiel von DMG MORI aus Pfronten sieht. Allerdings ist es Bertram Knitl wichtig zu sagen, dass die Ausbildung in Metallberufen nicht nur bei den mittleren und großen Unternehmen in der Region entscheidend für die Zukunft ist. „Auch in den vielen kleineren Firmen und Handwerksbetrieben im Allgäu werden gut ausgebildete Fachkräfte benötigt. Diese Betriebe sind für den Wirtschaftsstandort genauso wichtig wie die großen, international tätigen Firmen.“

GROSSMASCHINEN WERDEN NOCH ERWARTET

Die Inhalte in allen Ausbildungsbereichen haben sich in den letzten Jahren natürlich verändert. Doch auch wenn heute in der Metalltechnik-Ausbildung beispielsweise mit modernen, computergesteuerten Maschinen gearbeitet wird, so ist das Feilen per Hand nach wie vor ein wichtiger Arbeitsschritt. Trotzdem werden für eine zeitgemäße, zukunftsorientierte Ausbildung moderne Anlagen benötigt. Was sich Schulleiter Knitl deshalb noch wünscht, sind zwei modernere CNC-Fräs- und -Drehmaschinen, die bereits zugesagt wurden: „Wir hoffen, dass die so dringend benötigte Ausstattung mit diesen Großmaschinen bald erfolgt.“

WAS KOMMT SONST NOCH?

Bisher benötigte die Berufsschule Kaufbeuren aufgrund des Platzmangels vier Container für den Unterricht. Zwar kann durch die Schulerweiterung nicht ganz auf die Containerlösung verzichtet werden, doch sie sollen in den Sommerferien durch zwei neue, komfortablere Container ersetzt werden und eventuell gibt es noch einen dritten, der für Besprechungen zur Verfügung steht.

GEMEINSAME MENSA STARTET IM SEPTEMBER

Bertram Knitl lobt auch die Zusammenarbeit mit der benachbarten Fachoberschule/Berufsoberschule (FOS/BOS). Die Schulen werden die gemeinsame Mensa im Bereich der Aula nutzen. Dort werden 300 Schülerinnen und Schüler mit Beginn des neuen Schuljahres in zwei Schichten verpflegt.

Dass die Investitionen aufgrund sinkender Schülerzahlen ins Leere laufen könnten, darüber macht sich Bertram Knitl keine Sorgen: „Wenn die Zahlen an der einen Stelle sinken, steigen sie in anderen Bereichen. Ein Beispiel dafür ist auch das Unternehmen DMG MORI. Am Standort in Pfronten soll nämlich bereits bis zum Ende dieses Jahres die Zahl der Auszubildenden in sechs verschiedenen Ausbildungsberufen von 130 auf 150 gesteigert werden – ein wichtiges Signal für den Schulstandort Kaufbeuren und ein weiterer Beleg dafür, dass die 7,3 Millionen Euro, die für die Erweiterungsarbeiten veranschlagt wurden, eine gute, richtige und wichtige Investition sind.

Schulleiter Knitl möchte sich im Namen der gesamten Belegschaft für den Einsatz bei der Umsetzung und Fertigstellung der Erweiterungsarbeiten bei allen Beteiligten – ob Behördenmitarbeitern oder den am Bau involvierten Firmen und Betrieben – herzlich bedanken. „Ihr Einsatz trägt mit dazu bei, dass die Bedingungen bei der schulischen Ausbildung in Kaufbeuren nun ein Stück weit besser sind.“

ENGAGIERTE LEHRERSCHAFT

Bertram Knitl ist es jedoch sehr wichtig, dass nicht nur die verbesserten räumlichen Gegebenheiten eine qualitativ hochwertige Ausbildung ermöglichen. „Wir dürfen nicht vergessen, dass es die Lehrkräfte sind, die in den Klassenzimmern stehen“, so der Schulleiter. „Ich bin sehr stolz auf das gesamte Team und möchte mich bei allen Kolleginnen und Kollegen für ihren täglichen Einsatz und ihr Engagement bedanken – auch über alle Spannungen und Hindernisse während der Bauphase hinweg. Sie sind es vor allem, die die Rahmenbedingungen für die schulische Berufsausbildung schaffen.“

Die Berufsschule Kaufbeuren übernimmt nicht nur den schulischen Teil der dualen Ausbildung. Sie hilft Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die noch nicht die Voraussetzungen für den Beginn einer Berufsausbildung besitzen, diese zu bekommen. Das kann über zwei Wege geschehen:

Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)

Das BVJ „Neustart“ hilft benachteiligten Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die ohne besondere Unterstützung mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen oder einen unter ihren Möglichkeiten liegenden Schul- bzw. Ausbildungsabschluss erreichen würden, ihr Bildungs- und Ausbildungspotential zu erschließen.

Jugendliche, die im Anschluss an die 9. Jahrgangsstufe ihre bisherige Schule verlassen und keine weitere Schule besuchen beziehungsweise kein Ausbildungsverhältnis eingehen, werden an der Berufsschule weiter beschult.

Berufsintegrationsklasse (BIK)

Die Berufsintegrationsklasse legt für berufsschulpflichtige Jugendliche, die über keine oder nur geringe Deutschkenntnisse verfügen, die Grundlagen für die Integration in der Gesellschaft und bereitet sie auf eine Berufsausbildung vor.

Ziel der Beschulung ist das Herstellen der Berufsreife. Nach zwei Vollzeitschuljahren sollen die Schüler befähigt sein, eine Berufsausbildung oder eine berufliche Tätigkeit beginnen zu können.