Die Herrschaft der Fugger in Markt Rettenbach begann in der Mitte des 16. Jahrhunderts. Die Herrschaft Rettenbach fiel dabei im Jahre 1575 an Jakob Fugger (1542-1598), von dem die heutige Linie Fugger-Babenhausen ausgeht. Im Jahr 1848 endete schließlich die Herrschaft der Fugger in Markt Rettenbach. Die Marktgemeinde hat das sogenannte „Fuggerschloss“ im Jahr 1901, gemeinsam mit dem im Norden angrenzenden Zehentstadel, erworben. Das ehemalige Fugger-Amtshaus steht als markantes, ortsbildprägendes Gebäude in der Ortsmitte von Markt Rettenbach, unmittelbar am Marktplatz und in direkter Nachbarschaft zur Pfarrkirche St. Jakobus. Wie der Name bereits vermuten lässt, wurde das von den Fuggern erbaute Domizil vorwiegend als Verwaltungsgebäude genutzt. 

Das denkmalgeschützte Fugger-Amtshaus ist ein langgestreckter Satteldachbau mit zwei Vollgeschossen, dessen Ursprünge bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Im Inneren wird das Gebäude durch einen imposanten, durchgestreckten Eingangsbereich geteilt. Dieser so genannte „Flez“ reicht über die gesamte Hausbreite. Im Erdgeschoss sind die Räume östlich vom Flez mit Kreuzgewölben überspannt, westlich vom Flez und im Obergeschoss finden sich einige Räume mit Rahmenstuckdecken. Im Dachgeschoss war der Dachstuhl aus dem 16. Jahrhundert sowie die Erweiterung aus dem 18. Jahrhundert noch weitgehend im Original erhalten. 

Nach dem Erwerb des Fugger-Amtshauses durch die Gemeinde Markt Rettenbach durchlebte das Gebäude die verschiedensten Nutzungen. In der jüngeren Geschichte des Gebäudes wurden zuletzt nur noch einzelne Zimmer als Notunterkunft genutzt. Seit dem Jahr 2014 stand das „Fuggerschloss“ dann vollständig leer. Der Zustand des leerstehenden und ungenutzten Gebäudes verschlechterte sich in der Folge zusehends und der fortschreitende bauliche Verfall war nicht mehr zu übersehen. Die Sanierung des denkmalgeschützten Fugger-Amtshauses war somit unausweichlich. So war es nicht verwunderlich, dass sich der Marktgemeinderat schon seit den frühen 2000er-Jahren immer wieder mit der Suche nach einer sinnvollen und nachhaltigen Nutzung für das Fugger-Amtshaus beschäftigte. Zahlreiche Ideen scheiterten jedoch an den Auflagen des Denkmalschutzes oder der vorgegebenen Gebäudestruktur. Die zielführende Lösung ergab sich schließlich beim Rückbesinnen auf die anfängliche Nutzung als Verwaltungsgebäude durch die Fugger. So kristallisierte sich im Rahmen einer Feinuntersuchung im Jahr 2017 heraus, dass der Einbau des Rathauses die beste Nutzung des Baudenkmals darstellt und das Fugger-Amtshaus auf diese Weise auch wieder seiner ursprünglichen Zweckbestimmung zugeführt werden kann. Fortan verfolgte die Marktgemeinde also das Ziel, das ehemalige Fugger-Amtshaus in Eigenregie zu sanieren und umzubauen, um dort das „neue“ Rathaus zu etablieren. Zunächst wurden diese Bemühungen jedoch von der fehlenden Finanzierbarkeit ausgebremst. Ein Meilenstein für die Realisierbarkeit dieses herausfordernden Vorhabens stellte die Aufnahme des Projekts in die Förderinitiative „Innen statt Außen“ der bayerischen Städtebauförderung im Jahr 2018 dar. Mit der Förderinitiative „Innen statt Außen“ belohnt die Bayerische Staatsregierung das besondere Engagement in der vorrangigen Innenentwicklung und Beseitigung von innerörtlichen Leerständen mit einem Fördersatz von 80 statt 60 Prozent. Mit dieser Programmaufnahme war das Startsignal für die weiteren Planungen gegeben. 

Dank des hohen finanziellen und persönlichen Engagements der Gemeinde, aller Projektbeteiligten sowie der Bayerischen Städtebauförderung und der übrigen Zuschussgeber konnte dieses, für die Marktgemeinde herausragende und einzigartige, Projekt erfolgreich umgesetzt werden. Das Grundstück ist aus mehreren Richtungen fußläufig erschlossen und besitzt dadurch eine hervorragende Anbindung innerhalb des Ortes. Im Zuge der Sanierung wurde das historische Amtshaus behutsam instandgesetzt und für die Nutzung als modernes, barrierefreies Rathaus umgestaltet. Ziel der Maßnahme war es, die vorhandene Bausubstanz zu bewahren und gleichzeitig eine zeitgemäße Verwaltungslösung zu schaffen, die den heutigen Anforderungen an Funktionalität, Zugänglichkeit und Energieeffizienz entspricht. 

Mit der behutsamen Sanierung und der funktionalen Neuordnung wurde das ehemals repräsentative Amtshaus der Fugger in eine moderne, bürgernahe Verwaltungsstruktur überführt. Das Projekt vereint den Erhalt historischer Bausubstanz mit der Schaffung zeitgemäßer, öffentlich zugänglicher Infrastrukturen und trägt damit wesentlich zur städtebaulichen Aufwertung des Ortskerns von Markt Rettenbach bei.

Einweihung & Tag der offenen Tür

am Sonntag, 5. Oktober 2025


KOSTEN
Gesamtkosten rund 5 Mio. €
davon
Baukosten Hochbau 3.750.000 €
Außenanlagen 200.000 €
Planungskosten 1 Mio. €
Sonstiges 50.000 €

Fördermittel
Städtebauförderung 3.248.000 €
Förderinitiative „Innen statt Außen“ Entschädigungsfond 267.000 €
Landesstiftung 170.000 €
Bezirk und Landkreis 24.000 €

Zeitlicher Ablauf

Zuschlag VGV Verfahren 1/2021
Baubeginn 11/2022
Fertigstellung Rohbau 3/2024
Fertigstellung 2/2025

Flächen
Bruttogeschossfläche 655 qm
Erdgeschoss Sitzungssaal 68 qm
Flez 64 qm
Einwohnermeldeamt 25 qm
Standesamt 17 qm
Trausaal 35 qm

Obergeschoss
Kämmerei 16 qm
Hauptamt 20 qm
Geschäftsleitung 20 qm
Flez 52 qm
Kasse 35 qm
Bürgermeister 25 qm
Teeküche 13 qm