Sterben wird teurer. Grund ist vor allem die Energiekrise, die die Preise für Bestattungen in die Höhe schnellen lässt. Das Holz für Särge ist knapp, Urnen kosten mehr und das Gas für die Öfen der Krematorien ist so teuer wie nie.
Doch Allgäuer Bestatter geben die Preissteigerungen bisher nur geringfügig an ihre Kundinnen und Kunden weiter. „Verbrennersärge sind bei uns beispielsweise seit Jahresbeginn 50 Euro teurer geworden“, sagt Alexander Jakob vom gleichnamigen Bestattungsunternehmen in Kempten. Dagegen seien die Holzpreise für Erdbestattungssärge im gleichen Zeitraum um 50 Prozent gestiegen.
„Das können und wollen wir aber nicht eins zu eins an unsere Kunden weiter geben“, sagt Jakob, der seit 14 Jahren in der Branche tätig ist und das Familienunternehmen seit 2018 leitet. Die ebenfalls stark gestiegenen Spritkosten gebe er beispielsweise gar nicht weiter. Trotzdem seien Bestattungen bei ihm seit Januar etwa zehn Prozent teurer geworden. „Ich hoffe, dass damit bald Schluss ist“, sagt er. Aktuell koste eine Sargbestattung ab 3500 Euro ohne Grabstein, eine Urnenbeisetzung ab 2500 Euro.
Immer mehr Urnenbestattungen
Viel zu tun haben Jakob und seine drei Mitarbeiter nach wie vor. „Im Schnitt machen Urnenbestattungen bei uns 85 Prozent aller Beisetzungen aus“, sagt Jakob. Dieser Trend zeichnet sich seit vielen Jahren ab. 2012 geschahen bundesweit noch 64 Prozent aller Bestattungen mit Urnen. Bis 2020 stieg die Zahl laut dem Marktforschungsinstitut Statista bereits auf 76 Prozent. In Kempten gebe es sogar „Monate, in denen wir ausschließlich Urnenbestattungen durchführen“, sagt Jakob.
Der Trend werde sich fortsetzen, glaubt Jörg Freudensprung vom Bayerischen Bestatterverband. „Bei einer Feuerbestattung hat man deutlich mehr Möglichkeiten bei der Grabwahl, muss nichts pflegen und ist nach dem Tod eines Angehörigen nicht so unter Zeitdruck“, erklärt Freudensprung. So begründet auch Jakob die Entwicklung in der Branche. Die Grabpflege ist seiner Meinung nach der entscheidende Faktor: „Die Leute haben oft einfach keine Lust auf die Arbeit, die ein großes bepflanztes Grab mit sich bringt.“ Günstiger sei eine Urnenbestattung in der Regel auch. Auf dem Kemptener Friedhof gibt es deshalb immer mehr Urnengräber.
"Brutale Personalsorgen"
Belastend für die Branche seien laut Freudensprung hingegen die „brutalen Personalsorgen“. Aushilfskräfte und Sargträger seien kaum mehr zu bekommen. Jakob reichen seine drei Mitarbeiter zurzeit aus. Die Suche nach neuen Kollegen könne aber schwierig werden: „Das ist ein 24-Stunden-Job. Wir müssen Tag und Nacht erreichbar sein. Deshalb ist es nicht leicht, engagierte und zuverlässige Leute zu finden.“
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