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Allgäuer Berufsoffensive 2023/2024 startet: Auftaktveranstaltung in Dietmannsried

Berufsoffensive Allgäu

"Ausbildung ist keine Einbahnstraße": Jugendlichen stehen im Allgäu alle Türen offen

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    Bei der Auftaktveranstaltung der Berufsoffensive Allgäu 2023/2024 erzählen die Auszubildenden Nadine Rumbucher, Franziksa Maurus und Kim Meier (von links) von ihrem Azubi-Dasein.
    Bei der Auftaktveranstaltung der Berufsoffensive Allgäu 2023/2024 erzählen die Auszubildenden Nadine Rumbucher, Franziksa Maurus und Kim Meier (von links) von ihrem Azubi-Dasein. Foto: Felix Ebert

    Das Ausbildungsjahr 2023/24 hat längst begonnen. Und doch gibt es im Allgäu noch über 1000 offene Stellen in Industrie und Handwerk. Das verkündeten Markus Anselment, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Schwaben, und Hans-Peter Rauch, Präsident der Handwerkskammer Schwaben (HWK), beim Auftakt zur Allgäuer Berufsoffensive.

    Was ist die Allgäuer Berufsoffensive?

    Seit 2004 wird die Berufsoffensive unserer Zeitung mit der Unterstützung vieler Partner veranstaltet. Sie fördert Schüler darin, treffsicher ihren Weg ins Berufsleben zu finden. Vom 9. bis 16. November stehen die „Teacher Days“ an, bei denen Lehrkräfte in Unternehmen blicken dürfen. Schulen können sich noch bis zum 25. Oktober anmelden. Infos zur Anmeldung gibt es unter www.allgaeuer-berufsoffensive.de.

    Über 300 Industrie- und Handwerksberufe im Allgäu

    „Die junge Generation hat heutzutage die Qual der Wahl“, sagte Markus Raffler, Redaktionsleiter der Allgäuer Zeitung, bei der Veranstaltung in Dietmannsried. Ausbildung, Studium, Auslandsjahr – das alles stehe zur Auswahl. „Deshalb ist die Unterstützung bei der Berufsfindung wichtiger denn je.“ Die Allgäuer Berufsoffensive möchte bei der Orientierung auf dem Arbeitsmarkt helfen. Zu den Partnern zählen unter anderem die IHK, HWK, Agentur für Arbeit und Unternehmen.

    Markus Raffler (Redaktionsleiter Allgäuer Zeitung) hat den Auftakt der Berufsoffensive in der Festhalle Dietmannsried moderiert.
    Markus Raffler (Redaktionsleiter Allgäuer Zeitung) hat den Auftakt der Berufsoffensive in der Festhalle Dietmannsried moderiert. Foto: Felix Ebert

    Wie vielfältig die über 300 Industrie- und Handwerksberufe im Allgäu sind, wurde bei einem Spiel deutlich: Anselment und Rauch sollten vier Ausbildungen malen und erraten. „Egal, welche: Es ist nie verkehrt, mit einer Ausbildung ins Berufsleben zu starten“, sagte Rauch. Noch bis Ende 2023 sei es möglich, ins neue Ausbildungsjahr einzusteigen, ergänzte Anselment: „Für eine Ausbildung ist es nie zu spät. Es ist keine Einbahnstraße. Danach gibt es noch viele Möglichkeiten zur Weiterbildung.“

    Ausbildung im Allgäu: Drei junge Azubis erzählen von Erfahrungen

    Wie verschieden der Weg zur Ausbildung sein kann, machten drei junge Frauen deutlich. Kim Meier erlernt im Familienbetrieb Lerchenmüller den Spengler-Beruf. „Ich wollte einfach keinen Bürojob“, sagte die 17-Jährige. Bei Nadine Rumbucher gab es einen Wechsel hin zum Schreibtisch: Nach der Ausbildung zur Schreinerin erlernt sie nun bei der AOK den Beruf der Sozialversicherungsangestellten. Franziska Maurus wird im „Allgäuer Berghof“ zur Kauffrau für Tourismus und Freizeit ausgebildet.

    Nadine Rumbucher (Sozialversicherungsfachansgestellte), Franziksa Maurus (Kauffrau für Tourismus und Freizeit) und Kim Meier (Spenglerin) haben sich für eine Ausbildung entschieden.
    Nadine Rumbucher (Sozialversicherungsfachansgestellte), Franziksa Maurus (Kauffrau für Tourismus und Freizeit) und Kim Meier (Spenglerin) haben sich für eine Ausbildung entschieden. Foto: Felix Ebert

    Den Blickwinkel der Firmen beschrieb Anna-Lena Karch von Dachser. Das Unternehmen nutze viele Möglichkeiten, Azubis anzuwerben, sagte sie. 58 seien es heuer – sogar ein Koch ist dabei. Das Unternehmen sei auch einer der größten IT-Arbeitgeber in der Region. Damit Lehrkräfte ihre Schüler für eine Ausbildung begeistern können, gebe es Hilfe von der Berufsoffensive in Form von Lernheften, sagte die Immenstädter Realschul-Rektorin Petra Westhäuser. Laut Marie-Christine Lehr (Agentur für Arbeit) sind auch Praktika sinnvoll: „Denn die beste Theorie nutzt nichts, wenn sie nicht mit der Praxis verzahnt ist.“

    Allgäuer Berufsoffensive: Besuch bei Firmen Maha und Lerchenmüller

    Um in die Praxis einzutauchen, bekamen die Lehrkräfte im praktischen Teil der Eröffnungsveranstaltung in Dietmannsried eine Führung bei der Firma „Lerchenmüller Spenglerei und Flachdachbau“. Der Familienbetrieb mit rund 30 Beschäftigten und vier Azubis ist Spezialist für Metall-Fassaden und Dächer, der Fokus liegt auf großen Industrieprojekten.

    Geschäftsführer Daniel Lerchenmüller führt die Lehrkräfte durch seinen Familienbetrieb in Dietmannsried.
    Geschäftsführer Daniel Lerchenmüller führt die Lehrkräfte durch seinen Familienbetrieb in Dietmannsried. Foto: Felix Ebert

    Geschäftsführer Daniel Lerchenmüller nutzte den Besuch auch, um einen Appell an die Pädagogen zu richten. Vielen Jugendlichen fehle „ein Führerschein fürs Leben“. Den müsste eigentlich das Elternhaus vermitteln, doch auch Schulen seien gefragt – etwa durch Hilfe bei der Ausbildungsplatzsuche. Lerchenmüller findet eines „erschreckend“: Mehr als 2,5 Millionen Menschen hätten in Deutschland keine abgeschlossene Ausbildung. Gleichzeitig fehlten 250.000 Fachkräfte. „Wenn nur zehn Prozent dieser jungen Erwachsenen eine Ausbildung machen würden, wären wir schon einen Riesen-Schritt weiter.“

    Danach ging es weiter zu „MAHA Maschinenbau“ in Haldenwang (Kreis Oberallgäu). Mittlerweile laufen die Maschinen dort 22 Stunden am Tag. Das erzählte der Industriemechaniker und Ausbilder Benjamin Hotz während der Führung bei dem Prüf- und Hebetechnik-Hersteller: „Wir setzen auf moderne und automatisierte Prozesse, weil es leider wenig Fachkräftepersonal gibt.“

    Bei "MAHA Maschinenbau" in Haldenwang gibt es bei der Unternehmensführung viel zu sehen.
    Bei "MAHA Maschinenbau" in Haldenwang gibt es bei der Unternehmensführung viel zu sehen. Foto: Felix Ebert

    43 Azubis lassen sich aktuell bei der Firma ausbilden. Die Jugendlichen lernen alles, was sie brauchen, um etwa Mechatronikerin oder Mechaniker zu werden. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, berichtete Hotz, hat MAHA eine 37,5-Stundenwoche eingeführt, die auf gute Resonanz stoße. Er habe sich beworben, weil die Firma einen guten Ruf habe, sagte Azubi Michael Schöllhorn. „Nach einem Praktikum hier wollte ich dann auch die Ausbildung machen“, ergänzte der 18-Jährige. Tarkan Akan wollte gerne bei einem „Weltmarktführer“ arbeiten und ist über persönliche Kontakte auf die Firma MAHA gestoßen, erzählte der 19-Jährige bei der Betriebsführung.

    Gastredner Daniel Stock bei Berufsoffensive: "Für jeden gibt es einen Platz"

    Ein weiterer Programmpunkt war ein Gastredner, der sich für weniger Vorurteile in der Arbeitswelt einsetzt: Daniel Stock. Er hat bei seiner virtuellen Motivationsrede vor allem eine Nachricht an die Lehrkräfte im Publikum: „Wir sind die Generation, die mitentscheidet, wie Ausbildungen in Zukunft aussehen.“ Der Gastredner findet, dass es vor allem in Sachen Berufsfindung mehr Toleranz und Mitgefühl gegenüber Jugendlichen geben sollte: „Es ist legitim, dass die Jungen etwas anderes wollen als wir früher“, sagt der Motivationstrainer.

    Motivationsredner Daniel Stock aus Österreich hielt in Dietmannsried einen Vortrag für die Lehrkräfte.
    Motivationsredner Daniel Stock aus Österreich hielt in Dietmannsried einen Vortrag für die Lehrkräfte. Foto: Felix Ebert

    Es sei an der Zeit, Vorurteile abzubauen und aufeinander zuzugehen. Um das zu erreichen, müssten sowohl Jüngere als auch Ältere lernen, dass es kein Weltuntergang sei, Fehler zu machen. Das sei besonders schwer, da Schülern ihr ganzes Schulleben lang beigebracht werde, dass vor allem gute Noten und viele Punkte zählten. Stock findet, dass unabhängig von der beruflichen Leistung gilt: „Jeder und jede hat in unserer Gesellschaft eine wichtige Aufgabe.“ Und solange der Weg zu dieser Aufgabe mit dem Wort „Liebe“ überschrieben sei, seien Lehrer, Chefs, Schüler und Azubis gemeinsam auf dem richtigen Weg.

    Umfrage: Was macht die Berufsoffensive aus?

    Wie hat den Gästen die Auftaktveranstaltung zur Allgäuer Berufsoffensive gefallen? „Am meisten bleiben die Betriebsbesuche hängen“, sagte Rudolf Scherer, Lehrer an der Staalichen Realschule in Immenstadt. „Andere Inhalte waren mir bereits bekannt.“ Mona Vlcek von der Handwerkskammer hat ebenfalls der Einblick in die Betriebe gefallen: „Diese Eindrücke können wir an die jungen Menschen weitergeben.“ Für den Mittelschullehrer Thomas Behm aus Marktoberdorf war es toll, Ideen für seinen Unterricht zu sammeln.

    Rudolf Scherer, Lehrer an der Staalichen Realschule in Immenstadt, Mona Vlcek von der Handwerkskammer und Mittelschullehrer Thomas Behm aus Marktoberdorf (von links) waren bei der Berufsoffensive dabei.
    Rudolf Scherer, Lehrer an der Staalichen Realschule in Immenstadt, Mona Vlcek von der Handwerkskammer und Mittelschullehrer Thomas Behm aus Marktoberdorf (von links) waren bei der Berufsoffensive dabei. Foto: Felix Ebert
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