Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Allgäu: Imker erwarten gute Frühjahrsernte 2022 - Bienen und Honig

Lage der Imker und Honigbienen

Memminger Biologe: „In der Stadt sind die Voraussetzungen für die Bienen zum Teil besser als auf dem Land"

    • |
    • |
    Der Memminger Imker, Bienensachverständige und Biologe Dr. Hans-Martin Steiger hofft auf mehr Honig als im vergangenen Jahr.
    Der Memminger Imker, Bienensachverständige und Biologe Dr. Hans-Martin Steiger hofft auf mehr Honig als im vergangenen Jahr. Foto: Ralf Lienert (Archivbild)

    Die Vögel zwitschern, die Blumen blühen: Im Allgäu hat der Frühling Einzug gehalten. Da können auch die Honigbienen nicht weit sein. Doch haben sich die fleißigen Tiere wieder erholt? 2021 war für sie ein denkbar schlechtes Jahr. Damit die Bienen nicht verhungerten, mussten die Imker sie zeitweise mit Zuckerlösung füttern. Und durch das winterliche Frühjahr und den verregneten Sommer blieben sie häufig in ihrem Stock. Die Folge: wenig bis gar kein Honig.

    „Das dramatisch schlechte Honigbienenjahr hatte auch Konsequenzen für die Überwinterung“, sagt Dr. Hans-Martin Steiger, Vorsitzender des Bienenzuchtvereins Memmingen, Bienensachverständiger und Biologe. In Schwaben seien etwa 20 Prozent der Bienenvölker verendet, bei einzelnen Imkern sogar noch deutlich mehr. Grund hierfür war die sogenannte Varroamilbe – und letztlich das Wetter.

    Die in den 1970er Jahren aus Asien eingeschleppte Milbe vermehrt sich in der Brut im Bienenstock und kann diese ausrotten. „Mittlerweile haben wir zwar die Möglichkeit, mit organischen Säuren gegen die Milben vorzugehen, das geht aber nur innerhalb eines bestimmten Temperaturfensters“, sagt Steiger. Und ein solches war im vergangenen Jahr nicht ausreichend gegeben. Der Memminger Imker hat selbst 25 Völker, vier davon seien wegen der Varroamilbe eingegangen.

    Memminger Biologe: Überlebende Bienen-Völker in "gutem Zustand"

    „Die überlebenden Völker sind aber in einem guten Zustand“, sagt der Biologe. Zudem gebe es derzeit eine große Vielfalt an Trachten – so nennen Imker das Angebot an Pollen, Nektar und Honigtau. „Wir erwarten eine gute Frühjahrsernte“, sagt Steiger. Im Allgäu werde hauptsächlich Blütenhonig hergestellt, aber auch der seltenere Waldhonig sei gefragt. Die Imker verkauften ihre Waren zumeist über Direktvermarkter, beispielsweise in Hofläden.

    Damit die Bienen ausfliegen können, braucht es laut Steiger mindestens eine Temperatur von 12 bis 13 Grad. Gibt es dann noch, wie jetzt, ein entsprechendes Blüh-Angebot, können sich die Völker gut entwickeln. Doch auch den Honigbienen macht der Klimawandel zu schaffen. Weil die Vegetationsperiode immer früher beginnt, seien die Völker oft noch nicht soweit, um direkt alles abernten zu können.

    Die Entwicklung vom Ei bis zum Schlüpfen dauert laut Steiger drei Wochen. Danach darf die Biene aber nicht gleich nach draußen, sonder hat zunächst einmal weitere drei Wochen „Innendienst“. Das heißt, sie muss beispielsweise putzen, bauen und sich um den Nachwuchs kümmern. „Die Bienen passen sich zum Teil schon an und verkürzen diese Phase“, sagt Steiger. Er hofft, dass die Tiere es langfristig schaffen, sich auf die neue Situation einzustellen.

    Sie wollen immer über die neuesten Nachrichten aus Memmingen informiert sein? Abonnieren Sie hier unseren kostenlosen, täglichen Newsletter "Der Tag in Memmingen".

    Probleme für die Bienen: Zu wenig Blumen in den Gärten

    Ein weiteres Problem ist laut Steiger das teilweise fehlende Blüh-Angebot im Sommer und Herbst. Denn in vielen Gärten gebe es nicht mehr die entsprechenden Pflanzen. Wer den Tieren helfen wolle, solle „wilde Ecken“ stehen lassen oder auch bei Bienen beliebte Pflanzen wie Lavendel oder Thymian einsetzen. „In der Stadt sind die Voraussetzungen für die Bienen mittlerweile zum Teil besser als auf dem Land.“ Genug Blüten seien auch wichtig für die Wildbienen, die im Gegensatz zu den Honigbienen einzeln leben und nur einen kleinen Flugradius haben.

    Und doch: Imkern liegt im Trend. Laut Steiger gibt es immer mehr und vor allem auch jüngere Menschen, die sich eine Bienenkiste in den Garten stellen. Er freut sich über engagierte Imker, betont aber auch: „Um sich fach- und artgerecht um die Bienen kümmern zu können, braucht es mehr als eine Anleitung aus dem Internet und Idealismus.“ Er appelliert an die Anfänger, sich einem Verein anzuschließen und Kurse zu besuchen – und nicht einfach loszulegen.

    Lesen Sie auch: Volksbegehren „Rettet die Bienen“: Was hat sich drei Jahre nach der Abstimmung im Allgäu getan?

    Mehr Nachrichten aus dem Allgäu lesen Sie hier.

    Sie wollten uns schon immer einmal Ihre Meinung zu allgaeuer-zeitung.de sagen? Machen Sie mit bei unserer Leser-Befragung und gewinnen Sie mit etwas Glück ein iPad und viele weitere tolle Preise! Hier kommen Sie direkt zur Umfrage.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden