Hin- und hergerissen ist Susanne Mischke. Beruflich hat die Schriftstellerin gerade einen guten Lauf. Ihr zehnter Hannover-Krimi mit Kommissar Bodo Völxen, „Fürchte dich vor morgen“, kommt gut an. Zudem erscheint Anfang Mai – unter ihrem Pseudonym Antonia Riepp – der zweite Band ihrer Familien-Saga, die im Allgäu und in Italien spielt. Und im Ostallgäuer Dorf Wertach hat sie sich mit Hund Raffi nach zwei Jahren eingelebt. „Ich kann nicht klagen, das Geschäft läuft. Anderen geht’s schlechter“, sagt die 60-Jährige. Und doch ärgert sie sich über etwas ganz besonders: die Corona-Politik hierzulande.
Schriftstellerin Susanne Mischke: Die Impfkampagne bringt sie auf die Palme
Auf die Palme bringt sie vor allem die schleppende Impfkampagne. „Mein Selbstbewusstsein als Deutsche hat in den letzten Wochen schwer gelitten“, sagt sie. „Wir sind super im Planen, aber hilflos wenn der Plan mal nicht funktioniert.“ Uns Deutschen fehle leider eine Eigenschaft, für die unsere italienischen Nachbarn bekannt sind: die Improvisationskunst.
In Deutschland müsse immer alles „hundertprozentig“ sein; da müsse man sich eben nicht wundern, wenn es manchmal arg klemme. Das Impfstoff-Gerangel hat für Mischke skurril-komödiantische Züge angenommen. Erleichtert ist sie allerdings, dass ihre Eltern, die beide über 90 sind, mittlerweile geimpft sind.
Natürlich vermisst Mischke den direkten Kontakt zu ihren Leserinne und Lesern. Schon den ersten Teil ihrer Familien-Saga, „Belmonte“, konnte sie wegen Corona nicht wie gewohnt bei Lesungen vorstellen. Auch beim neuen Krimi ist das so. „Vielleicht klappt es ja nun bei der ‚Belmonte’-Fortsetzung ‚Villa Fortuna’ im Mai.“
Allgäuer Autorin: Ihre Hannover-Krimi-Reihe hat viele Fans
Ihre Hannover-Krimi-Reihe um den robusten niedersächsischen Hauptkommissar Bodo Völxen, der auf dem Land in einem umgebauten Bauernhof lebt und vier Schafe und einen Schafbock hält, hat viele Fans. Gut fünf Wochen hielt sich der Roman in der Spiegel-Bestsellerliste und belegte sogar Platz vier. „Damit habe ich gerade in diesen schwierigen Zeiten nicht gerechnet“, sagt Mischke. 17 Jahre lang lebte die gebürtige Kemptenerin in Hannover, kennt dort jede Ecke, die Problem- und Nobelviertel, aber auch das Land, den Deister, also den Höhenzug im Südwesten mit seinen ausgedehnten Wäldern ebenso wie das platte Land im Norden mit Mooren und Pferden.
Doch Susanne Mischke setzt Lokalkolorit dezent ein. Im Mittelpunkt stehen vor allem die Figuren und der Fall. Ihr Kommissar kann dabei sich auf seine bunte Truppe verlassen: auf die Profilerin und Kettenraucherin Oda Kristensen wie das „Enfant terrible“ Erwin Raukel. Hinzukommen der Deutsch-Spanier Fernando Rodriguez, der als stolzer Familienvater immer für einen Macho-Spruch gut ist, seine Frau Jule Wedekin, die unbedingt vom LKA zurück ins Team will, sowie die gebürtige Russin Elena Rifkin, die Völxen wegen ihrer „Terrier-Qualitäten“ schätzt. Sie alle haben in „Fürchte dich vor morgen“ eine harte Nuss zu knacken.
Beim Steinpilzesuchen entdeckt Bodo Völxen die Leiche einer jungen Frau – aufgespießt von einer Saufeder, einem Spieß, der bei der Wildschweinjagd verwendet wird. Die Spur führt zu einer Prepper-Kommune um einen Ex-Kollegen, die sich im Wald auf den Weltuntergang vorbereitet.
Susanne Mischke lässt Filmbilder im Kopf des Lesers entstehen
Mischke schreibt im Präsens, was im Kopf des Lesers Filmbilder entstehen lässt. Sie weiß Spannung aufzubauen und über 19 Kapitel zu halten. Augenzwinkernd eingestreut sind Kabbeleien der Ermittler und brummige Kommentare von Völxen. Das macht Laune. Und was anderes freut die Fans: Mischke schreibt schon am nächsten Fall, dem elften.
Susanne Mischke: Fürchte dich vor morgen. Piper Verlag. 304 Seiten; 15 Euro.
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