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Altersarmut im Allgäu: Vor allem Seniorinnen haben finanzielle Sorgen - Welche Unterstützung es gibt

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Altersarmut auch im Allgäu weiter auf dem Vormarsch: Daran liegt es

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    Mancher Rentner im Allgäu leidet an Altersarmut. Besonders Frauen trifft es häufig. Die Corona-Krise verschärft das Problem noch.
    Mancher Rentner im Allgäu leidet an Altersarmut. Besonders Frauen trifft es häufig. Die Corona-Krise verschärft das Problem noch. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa (Symbolfoto)

    Miete, Lebensmittel, Medizin: Manche Rentner können all das kaum mehr bezahlen. Vor allem Frauen haben im Alter finanzielle Sorgen. Die Armutsquote der über 65-jährigen Rentner liegt in Deutschland derzeit bei 17,1 Prozent, sagt der Kemptener Hochschul-Professor Dr. Philipp Prestel. Dieser Wert sei in den vergangenen 15 Jahren um 66 Prozent gestiegen. Auch im Allgäu gibt es das Problem der Altersarmut.

    In Kempten sind es laut Florian Höld von der Stadtverwaltung 614 Menschen, „die von der Stadt Leistungen der Grundsicherung im Alter erhalten“. Ihre Rente ist so gering, dass das Sozialamt diese erhöht. Durchschnittlich 230 Menschen über 65 Jahre hätten in Memmingen in den vergangenen Jahren die Grundsicherung bekommen, sagt Jörg Haldenmayr von der Stadtverwaltung. Es gebe allerdings auch die sogenannte „versteckte Armut“, wenn Berechtigte das zusätzliche Geld nicht beanspruchen. Denn nicht jeder stelle einen Antrag auf Grundsicherung. „Scham ist ein Grund dafür“, sagt Haldenmayr.

    Corona hat den Bedarf bei den bedürftigen Senioren im Allgäu nochmals erhöht

    Corona habe zwar nicht noch mehr Senioren in die Armut getrieben, jedoch sei der Bedarf bei den schon vorher Bedürftigen nochmals gestiegen, sagt Florian Höld. Ein Grund hierfür sei, dass viele Rentner vor der Corona-Krise noch einer Arbeit nachgingen, beispielsweise in Form eines Minijobs. „Dieses Erwerbseinkommen ist durch die Pandemie bei vielen weggefallen“, sagt Höld. Das habe zur Folge, dass diese Menschen höhere Leistungen aus der Grundsicherung benötigten.

    Ursachen für eine Altersarmut sind laut Prestel vor allem ein niedriges Einkommen in der Berufsphase, stark steigende Mieten und Lebenshaltungskosten, aber auch gesundheitliche Probleme und eine damit verbundene Arbeitsunfähigkeit. Oft seien es Frauen, die im Alter finanziell an ihre Grenzen stoßen. Ein Grund dafür sei, dass sie häufiger als Männer mit Unterbrechungen gearbeitet hätten, sagt Prestel. Auch die ungleiche Bezahlung sei eine weitere Ursache: „Heutige Rentnerinnen haben in einer Zeit gearbeitet, wo Frauen noch deutlich schlechter bezahlt wurden als Männer.“

    Hilfe bieten unter anderem die Allgäuer Wohltätigkeitsorganisationen an, beispielsweise die Memminger Malteser. „Wir versorgen bereits seit 2015 bedürftige Senioren in Kooperation mit der Kartei der Not mit Lebensmittelpaketen“, sagt Gertrud Brenner vom Malteser Hilfsdienst in Memmingen. Die Kartei der Not ist das Leserhilfswerk unserer Zeitung. Zum Ende eines jeden Monats seien ehrenamtliche Helfer unterwegs, um die Pakete zu den Rentnern zu fahren. Darin befinden sich laut Gertrud Brenner frische Lebensmittel wie Gemüse und Obst, aber auch Nudeln, Reis und Mehl im Wert von 20 Euro. „Die Pakete stellen wir ganz individuell zusammen.“

    Nicht nur die Pakete helfen den Senioren in Memmingen

    Etwas mehr als 20 Bedürftige beliefern die Malteser in Memmingen derzeit. „Wir haben aber locker noch Luft nach oben“, sagt Brenner. Die Bedürftigen könnten sich selbst bei den Memminger Maltesern melden. Doch nicht nur die Pakete helfen: „Unsere Fahrer werden oft sehnsüchtig erwartet“, sagt Brenner. Die Bedürftigen freuten sich über den Kontakt, ein kurzes Pläuschchen mit den Helfern. Das sei wegen Corona derzeit aber nur eingeschränkt möglich.

    Auch bei Rüdiger Leibfried von der Kemptener Diakonie melden sich immer wieder bedürftige Senioren: „Viele von ihnen haben nur eine kleine Rente und brauchen zusätzliche Leistungen.“ Besonders die hohen Mieten bereiteten ihm Sorgen, sagt Leibfried. Er erzählt von einer Frau, die gehbehindert wurde und deshalb eine barrierefreie und damit teurere Wohnung benötigte. Zunächst habe die Stadt Kempten die höheren Kosten übernommen, sagt Leibfried.

    Doch dann habe der Träger der Sozialhilfe gewechselt. „Jetzt wurde es abgelehnt, die höhere Miete zu bezahlen“, sagt Leibfried. Die gehbehinderte Frau sei zu ihm in die Beratung gekommen. Dort habe sie ihm erzählt, dass sie sich im Winter nicht mehr getraut habe zu heizen. Aus Sorge, die Kosten nicht mehr stemmen zu können.

    Lesen Sie auch: SPD Marktoberdorf diskutiert, warum Frauen viel weniger als Männer verdienen

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