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Andrang auf den Allgäuer Wertstoffhöfen

Entsorgung

Andrang auf den Allgäuer Wertstoffhöfen

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    3886 Tonnen Kartonagen haben die Kemptener, Oberallgäuer und Lindauer 2021 entsorgt – über 400 Tonnen mehr als noch zwei Jahre zuvor. Ein Experte führt dies auf die Pandemie zurück: Viele Allgäuer haben sich Waren nach Hause schicken lassen – samt der entsprechenden Verpackungen.
    3886 Tonnen Kartonagen haben die Kemptener, Oberallgäuer und Lindauer 2021 entsorgt – über 400 Tonnen mehr als noch zwei Jahre zuvor. Ein Experte führt dies auf die Pandemie zurück: Viele Allgäuer haben sich Waren nach Hause schicken lassen – samt der entsprechenden Verpackungen. Foto: Matthias Becker

    „Die Pandemie ist auch für die Abfallwirtschaft eine große Herausforderung“, sagt Andreas Breuer. Beim Zweckverband für Abfallwirtschaft Kempten (ZAK), zu dem auch die Landkreise Oberallgäu und Lindau gehören, ist er unter anderem für das Abfallmanagement zuständig. „Wegen Krankheitsfällen haben bei den beauftragten Abfuhrunternehmen in den vergangenen zwei Jahren zum Teil Müllfahrer gefehlt. Außerdem war es nicht immer leicht, den Betrieb auf den Wertstoffhöfen aufrecht zu erhalten.“ Im Großen und Ganzen habe aber alles „gut geklappt“ – und das, obwohl die Abfallmengen während der Pandemie in manchen Bereichen stark zugenommen haben.

    Andreas Breuer, Geschäftsführer bei der ZAK Abfallwirtschaft GmbH, nennt Glas als Beispiel. Die Menge stieg von 8480 Tonnen im Jahr 2019 auf 11.745 Tonnen im vergangenen Jahr. „Wir führen das relativ eindeutig auf die Schließungen in der Gastronomie zurück. Die Menschen haben viel mehr Getränkeflaschen und Lebensmittelverpackungen aus Glas entsorgt.“ Auch bei den Kunststoffverpackungen sei die Menge in Kempten, dem Oberallgäu und dem Landkreis Lindau um über 300 Tonnen auf 5888 Tonnen gestiegen. Im Ostallgäu dagegen gab es hier keine Steigerung, sagt der dortige Landratsamtssprecher Stefan Leonhart.

    3000 Tonnen mehr Bauschutt und Altholz

    Zuwächse wurden im Ostallgäu jedoch unter anderem beim Bauschutt und Altholz verzeichnet. „Die Menge ist von 2019 auf 2020 sprunghaft angestiegen, es gab ein Plus von 3000 Tonnen“, sagt Leonhart. Dies sei möglicherweise auf private Renovierungs- und Umbauprojekte zurückzuführen, für die die Menschen wegen der fehlenden Freizeitmöglichkeiten Zeit hatten. Die Steigerung beim Rest- und Sperrmüll um insgesamt 1000 Tonnen in den vergangenen zwei Jahren könnte ebenfalls darauf hindeuten, dass viele Ostallgäuer ihren Hausstand ausgemistet haben. „Dazu passt auch die deutliche prozentuale Zunahme an Altkleidern und Altschuhen.“ Im Unterallgäu liegen die aktuellen Zahlen noch nicht vor. „Ich erwarte aber keine großen Überraschungen“, sagt Edgar Putz, Leiter der Abfallwirtschaft des Landkreises.

    Und wie sieht es beim Sperrmüll im ZAK-Gebiet aus? „Im ersten Lockdown, als außer den Wertstoffhöfen vieles zu war, haben wir den Effekt gesehen, dass viele Leute entrümpelt haben“, sagt auch Breuer. Das habe sich im Laufe der Zeit aber wieder eingependelt. Was dagegen auffalle, sei die Zunahme bei Kartonagen. Davon seien wesentlich mehr in der blauen Tonne, auf den Wertstoffinseln und den Wertstoffhöfen gelandet. „Das hat sicher mit dem Online-Handel zu tun“, sagt Breuer. Statt in der Stadt einzukaufen, hätten sich viele Menschen Waren nach Hause schicken lassen – mit den entsprechenden Verpackungen. Im ZAK-Gebiet sei zwischen 2019 und 2021 ein Plus von über 400 Tonnen auf 3886 Tonnen verzeichnet worden. Kartonagen haben bei geringem Gewicht ein sehr großes Volumen. „Deswegen mussten wir beispielsweise die Wertstoffinseln öfter leeren.“

    Preise explodieren

    Für einen Teil der gesammelten Wertstoffe fallen Verwertungskosten an, für andere bekommt der ZAK Erlöse – auch für die Kartonagen. Dabei hat der Zweckverband laut Breuer von steigenden Preisen profitiert. „2019 gab es im Schnitt 83 Euro pro Tonne, vergangenes Jahr waren es 209 Euro.“ Das wirke sich positiv auf den Haushalt des Verbands aus. Und von guten Erlösen profitierten im Endeffekt auch die Bürger, weil so die Gebühren stabil gehalten werden könnten.

    Die explodierenden Preise führt Breuer etwa darauf zurück, dass in Industrie und Gewerbe aufgrund von pandemiebedingten Produktionsausfällen und Schließungen weniger Kartonagen entsorgt wurden. „Wenn weniger Rohstoffe auf dem Markt sind, steigen die Preise.“

    Was die Kosten für die Entsorgung und die Erlöse beim Weiterverkauf betrifft, sei es in den vergangenen zwei Jahren generell „wild und turbulent“ zugegangen. Als die Stahlwerke im Lockdown geschlossen hatten, seien beispielsweise die Preise für Schrott zeitweise in den Keller gerauscht. Breuer geht aber davon aus, dass sich die Situation mittelfristig wieder stabilisiert.

    Lesen Sie auch: Müllpreise im Ostallgäu steigen: Drei Euro mehr für die Entsorgung von einem Sack Restmüll

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