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Bogenschütze vom Bodensee

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Bogenschütze vom Bodensee

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    Löwenmole
    Löwenmole Foto: Edition Hochfeld

    „Er hat mich provoziert, dieser Tauber, weißt du – richtig provoziert. Nicht vordergründig, sondern durch seine Passivität, aber anders als du, wenn du bei unseren Touren meinst, auf zwanzig Metern drei Mal stehenbleiben zu müssen, um zu lauschen, zu fressen oder eine andere Richtung einzuschlagen, oder ich an der Leine herumzerre und dich nicht vom Fleck bringe. Bei diesem Fall ist es genauso – ich komme mir vor, als würde ich einen störrischen Esel herumzerren und doch nicht vorankommen!“Der Lindauer Kommissar Conrad Schielin kommt in seinem aktuellen Fall einfach nicht weiter. Und so sucht er wie immer seinen französischen Esel Ronsard auf der Weide hoch über dem Bodensee auf. Die Begegnungen bringen den Kommissar oft weiter, und so ist es am Ende auch in seinem neunten Fall „Löwenmole“. Doch der ist wirklich verzwickt.

    Der Autor Jakob Maria Soedher lässt das entschleunigte Lindauer Ermittler-Team um Conrad Schielin und dessen rechte Hand, Kriminalkommissarin Lydia Naber, lange herumirren. „Was für ein Gestochere“, stöhnt Kollege Funk auf Seite 196(!). Danach nimmt der Bodensee-Krimi allerdings Fahrt auf.

    Es ist aber auch ein besonders rätselhafter Mord: Denn auf den Stufen des Bayerischen Löwen an der Lindauer Hafeneinfahrt wird die Leiche eines Mannes gefunden, in dessen Körper zwei Pfeile stecken. Der Ermordete ist Martin Boone, ein Berufssegler, der Yachten überführt und regelmäßig in seine Heimatstadt Lindau zurückkehrt. Bei seiner letzten Atlantiküberquerung, kam eine Frau ums Leben, stellt Schielins Team fest.

    Hat der Finder der Leiche, der Komponist Dr. Vedder-Jacobson mit dem Mord etwas zu tun? Oder der alkoholsüchtige, abgehalfterte Maler Norbert Ammon, der früher mit Boone befreundet und mit jenem auch beruflich auf ungewöhnliche Weise eng verbunden war? Die beiden können aber offenbar nicht mit Pfeil und Bogen umgehen. Und da ist ja auch noch Sarah Ammon, die ihren Mann mit dem Komponisten betrügt ...

    Es geht gemächlich zu in diesem neuen Fall des sympathischen Lindauer Kommissars, den Autor Soedher bald in Ruhestand schicken will. Ein zehnter Fall sei noch geplant, vielleicht auch noch ein elfter, dann soll mit den Schielin-Krimis Schluss sein, hat der 56-Jährige unlängst angekündigt. Wie immer legt Soedher sein Augenmerk auf den kriminalistischen Alltag, der mit so manchen reißerischen TV-Krimis gar nichts zu tun haben scheint.

    Im Lindauer Ermittlerteam menschelt es, und die Vorschriften stehen einer raschen Entwicklung häufig im Weg. Soedher, der auch Reiseführer und Bildbände veröffentlicht und in Augsburg, Landsberg und Lindau lebt, garniert die Krimi-Handlung wieder mit stimmungsvollen, bilderreichen Beschreibungen der Bodensee-Landschaft. Und natürlich nerven auch wieder die Kemptener Kollegen vom Polizeipräsidium Schwaben Süd/West. Die pochen diesmal auf eine präzisere Kriminalstatistik. Erich „Gommi“ Gommert, „die „gute und chaotische Seele“ der Lindauer Kripo, kann es nicht fassen: „Di spinnen doch da drob!“, schimpft er über die Kemptener Paragrafenreiter. Doch das lässt sein Chef Kimmel nicht gelten und ackert mit ihm die falsch ausgefüllten Ermittlungsbögen durch.

    Allmählich gelingt es Schielin und seinen Kollegen aber doch, Licht ins Dunkel des mysteriösen Falls des Lindauer Bogenschützen zu bringen. Und das hat auch mit der Genesung des hufkranken Esels Ronsard zu tun ...

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