Angesichts eines massiven Fahrermangels im Linienverkehr wird auch in Allgäuer Busunternehmen der Ruf nach einer Führerschein-Reform laut. „Die Kosten und der zeitliche Aufwand sind bei uns viel höher als in Nachbarländern. Das sollte geändert werden, um Jüngeren den Einstieg zu erleichtern“, sagt beispielsweise Michael Arnold vom gleichnamigen Busunternehmen aus Dietmannsried im Oberallgäu.
Busunternehmer aus dem Oberallgäu fordert staatliche Subventionierung
Der Erwerb des Busführerscheins müsste in Teilen staatlich subventioniert werden. „Wenn der ÖPNV funktionieren soll, ist die Gesellschaft auf die Busfahrer angewiesen. Die machen den Schein nicht als Freizeitvergnügen", sagt Arnold.
Etwa 50 Busfahrer fehlen im Allgäu
Ähnlich sieht es Michael Bechteler, Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft (VG) Kirchweihtal mit Sitz in Kaufbeuren: „Wir brauchen dringend eine Preisminimierung für den Busführerschein. Wer die Verkehrswende will, muss handeln“, fordert er in Richtung Regierung. Allein im Allgäu würden geschätzt 50 Busfahrerinnen und Busfahrer im ÖPNV fehlen.
Busführerschein kostet in Deutschland ab 10.000 Euro
„Viele ältere Kollegen hören nach und nach auf - und es kommen so gut wie keine jungen nach. Wir sind auf Kante genäht. Das darf nicht zum Dauerzustand werden“, sagt Bechteler. An den Gehältern dürfte es nicht liegen. „Die sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen“, sagt er. Problem sei der Führerschein - und der würde in anderen Ländern weniger kosten. In Österreich würden nur 3000 bis 4000 Euro zu Buche schlagen. In Deutschland seien es 10.000 Euro und mehr.
Schlanke und effiziente Busfahrerausbildung auch im Allgäu
Diese Diskrepanz bemängelt auch der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (bdo) sowie der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). „Die aufgeblähten Vorgaben ziehen sich wie ein roter Faden durch die Busfahrerausbildung“, kritisiert bdo-Präsident Karl Hülsmann. „Wir benötigen dringend eine schlanke und effiziente Busfahrerausbildung. Das ist ohne Abstreiche bei der Qualität und Sicherheit möglich.“(Lesen Sie hier: Ostallgäuer Firma soll Busfahrer mit abgelaufenem Führerschein beschäftigt haben)
Bundesverband der Busfahrer gegen Pflichtstunden
Der Verband setzt sich etwa gegen Pflichtstunden in der Grundausbildung ein. Die individuellen Fähigkeiten sowie die Beurteilung des Fahrlehrers sollten entscheidend für die Stundenzahl sein. Moniert wird in der Branche auch, dass allein für die so genannte „beschleunigte Grundqualifikation“ 140 Pflichtstunden zu Buche schlagen.
Verkehrsbetrieb aus Kaufbeuren: "Überstunden steuerfrei"
Eine weitere Forderung an die Politik erhebt Michael Bechteler: „Überstunden für Busfahrer sollten steuerfrei sein.“ Da es immer weniger Fahrer gibt, würden die wenigen mehr leisten. (Lesen Sie auch: Busknotenpunkt entsteht am Hofgarten in Kempten : Weil ZUM länger benötigt wird, verschiebt sich Sparkassenbau erneut)
Verehrsverbund Mittelschwaben aus dem Unterallgäu moniert dünne Personaldecke
Ein Beispiel nennt Christoph Langer vom Verkehrsverbund Mittelschwaben, der unter anderem im Unterallgäu fährt. „Die Personaldecke in den Betrieben ist sehr dünn. Wenn jemand krank ausfällt, müssen teils Leute aus der Verwaltung mit Busführerschein einspringen, weil es keinen Ersatzfahrer gibt.“
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