Leere Tische und Speisesäle, weniger Gäste als üblich. Normalerweise ist die Weihnachtszeit für die Allgäuer Wirte einer der Höhepunkte des Jahres. Doch heuer war – wie auch schon 2020 – nichts normal. Die hohen Corona-Infektionszahlen hielten fast alle Betriebe und Vereine davon ab, Weihnachtsfeiern zu veranstalten – obwohl sie unter 2G-Bedingungen möglich gewesen wären. Auch das „A la Carte“-Geschäft fiel in der sonst so umsatzstarken Jahreszeit mau aus. Für die Gastronomen in der Region ein herber Schlag. Manch ein Wirt hätte jetzt sogar lieber einen Lockdown – zumindest aus finanzieller Sicht.
„Wir haben nur halb so viele Gäste, brauchen dafür aber dennoch drei Viertel des Personals. Außerdem müssen wir genauso heizen, haben einen hohen Stromverbrauch und müssen den Schnee ebenso räumen wie bei voller Auslastung“, erklärt Michael Heel, Kreisvorsitzender des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes „Dehoga“ in Kempten.
Die Kosten seien also nahezu gleich geblieben, die Einnahmen aber deutlich zurückgegangen. Bei einem Lockdown wie im vergangenen Jahr würden die hohen Ausgaben wegfallen und der Staat unterstütze die Wirte mit Überbrückungshilfen, sagt Ludwig Gehring, Chef des „Bayerischen Hofs“ in Lindenberg.
Nahezu alle Weihnachtsfeiern abgesagt: "1600 Personen die fehlen"
Warum fast alle Weihnachtsfeiern in diesem Jahr ausfielen, können die Wirte nicht immer nachvollziehen: „So ganz verstehe ich das nicht. Wenn sich alle an die Hygienevorgaben halten, müsste das doch funktionieren“, sagt Michael Ruepp, Geschäftsführer des Oberallgäuer Restaurants „Zum lustigen Hirsch“ in Akams. Nahezu alle Veranstaltungen seien bei ihm abgesagt worden. „Das sind 1600 Personen, die wegfallen“, sagt Ruepp. Auch im „Bayerischen Hof“ in Lindenberg wurden „über 90 Prozent der Feiern abgesagt“, sagt Gehring. (Lesen Sie auch: Weihnachtsessen zum Abholen: Wie Wirte durch den Corona-Winter kommen wollen)
Den Ostallgäuer Dehoga-Kreisvorsitzenden Andreas Helmer, Chef des „Schlossbrauhauses“ in Schwangau, treffen die vielen Absagen der Weihnachtsfeiern ebenso hart: „Wir haben ein großes Haus, wo sonst immer große Feiern mit mehreren Hundert Leuten stattfanden.“ Für die Gastwirte sei das ein herber Verlust – ist die Vorweihnachtszeit doch bei den meisten die umsatzstärkste Phase. Bei Umsatzeinbußen von mehr als 30 Prozent gebe es auch heuer Hilfen vom Staat, sagt Ludwig Gehring. Und dennoch, rein finanziell gesehen, wäre ein richtiger Lockdown laut des Gastronoms besser für die Wirte.
Hotel-Personal extra für Weihnachtszeit verstärkt
„Jetzt hatten wir schon alles auf das Weihnachtsgeschäft vorbereitet“, sagt Hubertus Holzbock, Chef des Hotels „Fontenay“ in Bad Wörishofen und Dehoga-Kreisvorsitzender im Unterallgäu. Das Personal sei extra für die Weihnachtszeit verstärkt worden. Doch auch in seinem Hotel habe er über die Feiertage etwa 25 Prozent Übernachtungsabsagen und über Silvester sogar 40 Prozent.
„Es gibt derzeit keine Reisebeschränkungen innerhalb des Landes“, sagt Holzbock. Deshalb könnte er die Absagenden theoretisch auch bezahlen lassen. Wenn bei ihm noch ein paar mehr Stornos ins Haus flattern, werde er sein Hotel über die Feiertage ganz schließen müssen. „Das rentiert sich dann einfach nicht mehr.“ (Lesen Sie auch: Ab Weihnachten bieten Oberallgäuer Kinos wieder volles Programm)
Gastronomie lebt von Emotionen
Aber auch im „A la Carte“-Bereich fehle es an Gästen, kaum einer gehe dieser Tage noch zum Essen. „Es kommen keine größeren Gruppen mehr“, sagt Heel, der unter anderem das „Waldhorn“ in Kempten betreibt. „Der ein oder andere hat wohl Respekt vor den hohen Inzidenzen.“
Andere seien nicht geimpft und könnten deshalb erst gar nicht Essen gehen. Und wieder andere seien ob des ganzen Regelwirrwarrs schlichtweg verwirrt: „Sie fragen sich zurecht, was denn jetzt eigentlich gilt“, sagt Heel. Und das schrecke einige ab. „Die Gastronomie lebt auch von Emotionen. Die Lust auf einen Schweinsbraten überkommt einen doch erst kurzfristig“, sagt Heel. Aber wenn das Essengehen dann eher zur Qual werde, weil man sich erst schlau machen müsse, was gilt, habe man auch schon keinen Appetit mehr.
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