Am 5. September soll in Deutschland nach Informationen des Nachrichtenmagazins Spiegel die Auslieferung eines neuen Corona-Impfstoffes beginnen. Dieser soll besser gegen die vorherrschenden Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 schützen.
Ab Oktober sollen zudem
gelten, unter anderem mit einer FFP2-Maskenpflicht in Fernzügen und Flugzeugen. In Kliniken und Pflegeeinrichtungen gilt zudem eine Testpflicht. Damit rücken die Impfzentren, deren Betrieb bis Jahresende gesichert ist, erneut in den Fokus. Doch wie viel ist dort derzeit überhaupt los – und wie sinnvoll sind die Einrichtungen noch?Andrang in Allgäuer Impfzentren in überschaubar
„Wir haben im Juli 150 bis 200 Impfungen durchgeführt, das waren vor allem Booster-Impfungen“, sagt der Geschäftsführer des Oberallgäuer Kreisverbands des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), Alexander Schwägerl. „Im August werden es 80 bis 100 sein.“ Der Andrang ist also überschaubar – wie auch andernorts im Allgäu.
„In den Impfzentren ist momentan sehr, sehr wenig los“, sagt die Unterallgäuer Corona-Koordinatorin Carola Winkler. Während der vierstündigen Öffnungszeiten habe man im Schnitt sieben bis acht Impfungen. Etwa 90 Prozent der Immunisierungen seien außerdem Viertimpfungen, um Erst- oder Zweitimpfungen gehe es so gut wie gar nicht mehr. Auch im Ostallgäu sei es in den beiden Impfzentren relativ ruhig, sagt der ärztliche Leiter Gregor Blumtritt. „Im Schnitt dürften es insgesamt 20 Leute pro Tag sein.“
„Wenn die angepassten Impfstoffe kommen, wird es sicherlich nochmals einen großen Run geben“
Das könnte sich jedoch ändern: „Wenn die angepassten Impfstoffe kommen, wird es sicherlich nochmals einen großen Run geben“, sagt Blumtritt. Er geht davon aus, dass die Nachfrage dann spürbar steigt und es mehr Impfwillige als Impfstoff gibt. Dann werde man wahrscheinlich mit Terminen arbeiten müssen. Sind die Impfzentren also weiter sinnvoll?
„Wenn genug Impfstoff da ist, können Haus- und Betriebsärzte die Impfungen übernehmen“, antwortet Blumtritt. Wenn es einen massiven Mangel gebe, brauche man aber die Impfzentren, „denn nur da lässt sich die Verteilung richtig priorisieren“, sagt der Mediziner. Gleichzeitig könnten die Ärzte in den Praxen nicht planbar arbeiten, wenn die Lieferung der Vakzine kaum kalkulierbar sei. Dann seien die Impfzentren sinnvoll. Gleichzeitig könnten sie helfen, flexibel auf die Nachfrage zu reagieren.
So sind in den beiden Ostallgäuer Zentren laut Blumtritt pro Schicht mindestens zwei Verwaltungsangestellte, eine medizinische Mitarbeiterin und eine Ärztin oder ein Arzt vor Ort. Derzeit seien außerdem zwei Impfteams im Ostallgäu unterwegs. „Die könnten wir ins Impfzentrum ziehen, weil man dort eine höhere Schlagzahl schafft. Damit könnten wir die Zahl der Termine verdoppeln.“
Unterallgäuer Koordinatorin spricht sich gegen die Impfzentren aus
Die Unterallgäuer Koordinatorin Winkler spricht sich gegen die Impfzentren aus. „Meiner Meinung nach hätten sie schon längst geschlossen gehört, einfach aus wirtschaftlichen Gründen“, sagt sie. Der ambulante Sektor könne die Impfungen stemmen. Man solle sich deshalb darauf fokussieren, wo man das Gesundheitswesen stärken könne. Denn bei steigender Nachfrage sei es durch die relativ hohe Vergütung zwar kein Problem, Ärzte für die Zentren zu bekommen. Bei medizinischem Fachpersonal und Verwaltungsangestellten sei das jedoch schwierig.
Winkler würde das Geld deshalb lieber auf die Hausärzte verteilen, anstatt die Impfzentren offen zu halten. „Dann könnten die Praxen Personal für Impfungen anstellen und man hätte Arbeitsstellen geschaffen, die bleiben.“ Die Organisation von Impfzentren „verbläst Steuergeld, ohne nachhaltig zu sein“, kritisiert sie. Ob man einen größeren Ansturm personell stemmen könne, sei derzeit nicht zu beantworten: „Das bleibt spannend.“

Betrieb der Impf- und Testzentren noch bis Ende des Jahres gesichert
Denn der Betrieb der Impf-, aber auch der Testzentren ist zwar bis Ende des Jahres gesichert. Doch auch hier wird Personal gesucht. „Wir hatten 50 Mitarbeiter im Impfzentrum, jetzt sind es etwa 15“, sagt der Oberallgäuer BRK-Kreisgeschäftsführer Schwägerl. Die übrigen 35 seien zurück im Fahrdienst, aus dem man auch für die Teststationen rekrutiert habe, oder hätten sich etwas anderes gesucht.
Doch mittlerweile herrscht trotz Pandemie vielerorts wieder Alltag. So habe man im Fahrdienst wieder eine Auftragslage wie 2019, sagt Schwägerl. „Wir müssen also schauen, dass wir Personal bekommen. Das ist wie in allen Bereichen nicht einfach.“ Bei den Schnellteststationen sei das immerhin relativ unkritisch – da sie teilweise von ehrenamtlichen Kräften betrieben werden.
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