Die Generalsanierung der Martinskirche in Memmingen würdigt der Bezirk Schwaben mit dem Denkmalpreis. Dotiert ist die Auszeichnung mit 15 000 Euro. Das Geld geht an die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde St. Martin als Bauherrin. Die Generalsanierung ist laut Bezirksheimatpfleger Dr.Peter Fassl die bedeutendste denkmalpflegerische Maßnahme der letzten Jahre in Schwaben. Sie kostete insgesamt 5,7 Millionen Euro.
Laut Fassl erfolgte die Sanierung „wegweisend in den Bereichen Reparatur, Schutz, neue Nutzungsabläufe und Präsentationsweisen“. Baugeschichtliches Wissen sei vorbildlich für Besucher aufbereitet worden. „Die Kirche und ihre Ausstattung wurden in-Wert-gesetzt, gepflegt, herausgearbeitet und sichtbar gemacht“, erklärte er bei der Verleihung des Preises, den die Dekane Claudia und Christoph Schieder stellvertretend für die Kirchengemeinde entgegennahmen. Die Gemeinde selbst brachte 1,3 Millionen Euro für die Baumaßnahmen auf, welche die Memminger Architektin Ingrid Stetter geplant hat.
Im Jahr 2013 wurden umfangreiche Schäden am Tragwerk des Dachstuhls der Kirche festgestellt, die massive Auswirkungen auf das Mauerwerk des Kirchenschiffes zeigten, berichtet Heimatpfleger Fassl. Nachdem akuter Handlungsbedarf bestand, begann die Kirchengemeinde mit der Planung einer groß angelegten Sanierungsmaßnahme in drei Bauabschnitten.
Für die Planung und Ausführung der Restaurierung arbeitete die Kirchengemeinde mit einer Architektin und einem Tragwerksplaner zusammen, die eine breite Erfahrung in der Sanierung denkmalgeschützter Objekte vorweisen können, so Fassl weiter. „Die Planungen erfolgten dementsprechend äußerst detailliert und mit hoher fachlicher Kompetenz in Zusammenarbeit mit weiteren Fachleuten der historischen Bauforschung sowie Fachfirmen.“
Die dreischiffige St.-Martin-Kirche wurde um 1410 über einem romanischen Kern aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts errichtet, das ursprünglich flachgedeckte Mittelschiff 1846 eingewölbt. Die Kirche, insbesondere ihr Turm, gilt als ein Memminger Wahrzeichen. Spitzenwerke der Ausstattung sind laut Bezirksheimatpfleger die Decken und Wandmalereien der Spätgotik und das Chorgestühl von Anfang des 16. Jahrhunderts.
Fassl hebt mehrere Maßnahmen bei der Sanierung besonders hervor. So sind die Stuhlreihen im Mittelschiff neu geordnet worden, wodurch der Kirchenraum und die mittelalterlichen Malereien besser wahrgenommen werden können. Auch der Bereich am Kreuzaltar sei neu gestaltet worden und passe nun besser auf die gottesdienstlichen Bedürfnisse. Die zurückhaltende Lichtplanung ermöglicht eine ganzheitliche Raumwahrnehmung, der Chorabschluss und die Turmkapelle wurden auf den ursprünglichen Zustand zurückgeführt.
Außerdem wurden die Wandmalereien gereinigt, gefestigt und überarbeitet. Durch die Sanierung des Dachstuhls entstand ein Umgang, der die Baugeschichte und die durch die Gewölbe des 19. Jahrhunderts verdeckten Malereien für Besucher erlebbar macht.