Nach langer Corona-Zwangspause kommt wieder Leben in die Kulturszene. Das freut Oberbürgermeister Thomas Kiechle. Ganz besonders froh ist er aber, dass das „Wohnzimmer der Stadt“ – das Kempten-Museum – endlich wieder geöffnet ist und von Einheimischen wie Urlaubern angenommen wird. Nun hat er einen weiteren Grunde zur Freude: Denn das Museum im Zumsteinhaus hat eine besondere Auszeichnung erhalten. Die Stiftung „Lebendige Stadt“ kürte das Kempten-Museum zum „Besten Heimatmuseum“. Dotiert ist der Stiftungspreis mit 15 000 Euro.

„Heimatmuseen sind wichtig für die Menschen, als Bildungs- und Identifikationsorte“, sagte Dr. Eva Lohse vom Stiftungsvorstand bei der Preisverleihung. Jedes Jahr lobt die Hamburger Stiftung einen anderen Preis aus. 2018 ging es um „Die digitalste Stadt“, 2019 um „Das beste kommunale Schwimmbad“, 2020 um „Das beste Heimatmuseum“. Aktuell lautet das Motto „Kunst kann überall“. Dass Heimat die Menschen bewegt, zeigte die Resonanz auf den Wettbewerb 2020. 251 Museen aus ganz Deutschland hatten sich beworben. „So viele Bewerbungen hatten wir schon lange nicht mehr“, erklärte Eva Lohse.

Die siebenköpfige Jury lobte viele Stützpfeiler des Kemptener Museumskonzepts. Allen voran war die Besucherbeteiligung. Lob gab es für die Aufteilung in Themenräume, bei deren Bestückung Bürgerinnen und Bürger, Vereine, Schule oder Kitas mithelfen und Exponate zur Verfügung stellen können. Auch die Möglichkeit der Mitgestaltung bei Sonderausstellungen, inklusive Mitmach-Stationen, das vielfältige Führungs- und Workshop-Angebot, das Museums-Kino und die Diskussionsreihe „Bewegter Donnerstag“ überzeugten die Jury. Wie die Barrierefreiheit. Für Eva Lohse ist dabei noch ein weiterer Punkt wichtig: Eintritt frei heißt es im Kempten-Museum. „Das ist ja auch eine andere Art von Barrierefreiheit.“

Das Lob, gerade für die partizipative und inklusive Konzeption, freut auch Museumsdirektorin Dr. Christine Müller Horn. „Eine Museumsentwicklung mit Bürgerbeteiligung ist ein langwieriger Prozess, und es ist umso schöner, wenn am Ende nicht nur die lokale Bevölkerung das Museum als ‚ihren’ Ort begreift, sondern auch Museumsexperten das Ergebnis anerkennen“, erklärt sie.

Dass der Umbau des 200 Jahre alten Gebäudes in ein modernes Museum nicht so leicht war, davon berichtete Projektleiterin Therese Waldmann. Besonders aufwendig und komplex war beispielsweise die Sanierung der zahlreichen Fenster. Gut zwei Jahre lang dauerten Generalsanierung und Umbau, die am Ende 8,6 Millionen Euro kosteten. Anfang Dezember 2019 öffnete das Kempten-Museum erstmals seine Türen.

Neben dem Preis für das Kempten-Museum sprach die Stiftung „Lebendige Stadt“ auch Anerkennungen für einige Museen aus. Sie gingen an das Historische Museum in Frankfurt am Main, das Ostfriesische Teemuseum in Norden (Niedersachsen), das Stadtmuseum in Tübingen und das Porzellanwelten Museum Leuchtenburg in Seitenroda (Thüringen). Die von dem Unternehmer Alexander Otto im Jahr 2000 gegründete Stiftung verfolgt das Ziel, die kulturelle Vielfalt und Lebendigkeit der Städte zu fördern (www.lebendige-stadt.de).
