„Das kostet 6,95 Euro, bitte“, sagt Kubilay Karabag zu einer Kundin. Dann kehrt er zum Telefon zurück und sagt: „Entschuldigung, bei uns ist richtig viel los.“ Karabag meint damit die Postfiliale in Füssen, in der er gerade arbeitet. Die Filiale hat einen ungewöhnlichen Ursprung. Anfangs gaben Kundinnen und Kunden nämlich Briefe und Pakete im Wartebereich eines Barbershops ab. Dann vergrößerten die Besitzer und mieteten nebenan 120 Quadratmeter Fläche an. Jetzt leiten sie Barbershop und Postfiliale. „Das Feedback ist positiv. Hier wird den Leuten geholfen“, sagt Karabag.
Es gibt Kommunen in Bayern, die wünschten sich wohl eine solche Postfiliale. Denn diese sind längst nicht mehr Standard. In 23 Orten im Freistaat fehlten zum Stichtag 1. Juli 2024 gesetzlich vorgesehene Postfilialen. Hat eine Kommune mehr als 2000 Einwohner, braucht sie laut Gesetz eine Poststelle. An sechs der 23 Standorte gab es laut Deutscher Presseagentur zumindest eine automatisierte Poststation, an acht weiteren Pflichtstandorten soll eine solche Station noch eingerichtet werden. Lesen Sie auch: Die Post in Füssen macht zu - was dahinter steckt
Zwei Orte im Allgäu haben trotz Anspruchs keine Postfiliale
Auch im Allgäu gibt es Orte, die zwar Anspruch auf eine Filiale hätten, in denen es aber keine gibt. Laut Bundesnetzagentur sind das Lamerdingen im Ostallgäu und Hergatz im Kreis Lindau. Manuel Fischer ist Bürgermeister in Lamerdingen. Eine Postfiliale gab es in dem Ort schon Jahre nicht mehr, sagt er. Er könne sich gar nicht daran erinnern. In der 2233-Seelengemeinde ist es mit dem Einzelhandel generell schwierig. Es gibt dort mittlerweile einen Selbstbedienungsladen. Aber ein leer stehendes Gebäude, dass sich für eine Filiale eignen würde, gibt es laut Fischer nicht. Seit Kurzem gibt es nun eine DHL-Packstation mit ähnlichen Diensten wie in einer Filiale. Ebenso in Hergatz - obwohl die Gemeinde sogar Einzelhandel hätte, der sich für eine Postfiliale eigenen würde. Doch wollten die Betreiber nicht mitmachen, sagt Bürgermeister Oliver-Kersten Raab. Die Gemeinde unterstütze, wo es geht, und sei mit der Post im Austausch. Mit der Packstation gebe es jetzt eine gute Übergangslösung. Auch in der Nachbarschaft gebe es Anlaufstellen für Pakete oder den Kauf von Briefmarken.
Was sagt die Post dazu?
Und was sagt die Post? Ein Sprecher der DHL Group verweist vor allem auf die bestehenden Stellen. „In Bayern gibt es heute so viele postalische Anlaufstellen (...) wie nie zuvor.“ Man arbeite im engen Austausch mit den Bürgermeistern, um an den Pflichtstandorten präsent zu sein. In ländlichen Gebieten mit wenig Einzelhandel sei es sehr herausfordernd.