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Die Oma im Hörsaal

Oberstdorf/Augsburg

Die Oma im Hörsaal

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    Maren Wiesler
    Maren Wiesler Foto: Wiesler privat oh

    Die Entscheidung, Skier und Skistöcke gegen Bücher und Klausuren zu tauschen, hat Maren Wiesler „keinen Moment bereut“. 2018 entschied sich die heute 27-Jährige, ihre Weltcup-Karriere zu beenden und an der Uni Augsburg mit dem Grundschul-Lehramtsstudium zu beginnen. „Ich hatte nicht mehr den Spaß, habe mir selbst viel Druck gemacht. Das schlägt dann auf die Psyche, mein Selbstbewusstsein war geknickt“, sagt Wiesler rückblickend über die Entscheidung.

    Anfangs hätte sie Probleme gehabt, sich an das neue Umfeld zu gewöhnen. „Die Umstellung vom Leistungssport auf den Hörsaal war schon hart. Ich bin ja auch die Oma hier im Studium“, sagt Wiesler lachend. Ihre Kommilitonen hätten alle direkt nach der Schule das Studium begonnen. „Aber mittlerweile habe ich mich gut eingelebt.“

    Und doch geht bei der gebürtigen Schwarzwälderin nichts ohne Skifahren. In fast jeder freien Minute zieht es Wiesler auf die Piste, wobei sie nur selten privat Skifahren geht. „Das kann man an einer Hand abzählen. Meistens gebe ich Skikurse oder bin mit den Rennkindern vom Skiklub in Oberstdorf unterwegs“, erzählt sie. An jedem Wochenende ziehe es sie während der Vorlesungszeit nach Oberstdorf. „Ich kann mit den Bergen einfach mehr anfangen“, sagt Wiesler.

    Vor Kurzem wurde es dann doch wieder ernst für die ehemalige Skirennläuferin. Wiesler ging bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften am Saloberkopf in Österreich an den Start. „Das war eine relativ spontane Sache, die bei uns in der WG gefallen ist.“ Gemeinsam mit ihrer Mitbewohnerin Mareen Auer entschied sich Wiesler, für das Augsburger Team anzutreten. „Ich wollte zuerst nicht, doch auf einen Start als Mannschaft hatte ich dann doch Lust.“ Und Wiesler zeigte, warum sie früher im Weltcup aktiv war. Sie gewann das Slalom- und das Riesenslalomrennen, mit ihren Teamkollegen holte sie sich auch noch den Mannschaftstitel. „Als ich am Start stand, war ich schon sehr aufgeregt. Es war das erste Mal nach dem Karriereende, dass ich einen Wettkampf gefahren bin“, beschreibt die 27-Jährige.

    Fünf Saisons war Maren Wiesler Teil des deutschen Ski-Weltcupteams, beste Platzierung war ein 11. Platz im Slalom in Santa Caterina. In ihrem ersten Jahr war auch Maria Höfl-Riesch Teil der Mannschaft. „Aber sie hat eher separat trainiert“, erzählt Wiesler. Mit Viktoria Rebensburg trainierte sie öfter Riesenslalom. Kontakt besteht heute noch zu Christina Ackermann, die wie Wiesler in Oberstdorf lebt, und zu Lena Dürr. „Mit ihr habe ich mir das Zimmer geteilt“, sagt sie.

    Wiesler verfolgt heute eher den Männer-Weltcup, da fährt ihr Freund Manuel Schmid und dessen Bruder Alexander mit. „Durch die beiden bin ich da eher noch dabei. Aber es ist jetzt auch nicht so, dass ich mein Wochenende nach den Skirennen im Weltcup plane. Wenn ich Zeit habe, schalte ich den Fernseher ein“, beschreibt sie. Eigentlich hätte Wiesler das Weltcup-Wochenende der Frauen in Ofterschwang besuchen wollen. Doch die Rennen im Allgäu, die am Wochenende hätten stattfinden sollen, wurden wegen Schneemangels abgesagt.

    Derzeit macht sie ein Praktikum in Kempten

    Derzeit ist Wiesler wieder im Allgäu. Die Vorlesungen und Prüfungen an der Uni Augsburg sind erledigt, die 27-Jährige macht gerade ein Praktikum an einer Grundschule in Kempten. Dabei darf sie selbst Teile des Unterrichts übernehmen, die Sportstunden sogar komplett. Das bereitet ihr großen Spaß, über den Wechsel von Piste zu Hörsaal sagt sie: „Es war die beste Entscheidung meines Lebens.“

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