Die einen sagen, künstlich hergestellter Kraftstoff für Autos ist wichtig, um die Klimaziele zu erreichen. Andere kritisieren E-Fuels als zu aufwendig und deshalb nicht massentauglich. Ein Befürworter dieser Art von Treibstoff ist der Kemptener Energie-Dienstleister Präg, der in Süd- und Ostdeutschland 111 Tankstellen betreibt und unter anderem in Ladestationen für E-Autos investiert.
Er hat mit anderen Unternehmen aus Deutschland die eFuel GmbH gegründet und sich damit wiederum an einem Unternehmen beteiligt, das E-Fuels entwickelt: Caphenia aus Frankfurt. Fragen und Antworten:
Welchen Vorteil hätte synthetischer Kraftstoff für Autofahrer?
Noch gibt es kaum Tankstellen, an denen E-Fuels getankt werden können. Doch wenn es soweit ist, könnten herkömmliche Benzin- und Dieselfahrzeuge ohne Umbau mit dem flüssigen Kraftstoff betankt werden und klimafreundlich weiterfahren, sagt Klaus-Rüdiger Bischoff, Geschäftsführer von Präg. Das würde viele Fahrer "vom finanziellen Druck befreien, sich kurz- oder mittelfristig ein E-Auto kaufen zu müssen. Außerdem wäre der Weiterbetrieb der Bestandsfahrzeuge mit E-Fuels äußerst ressourcenschonend“.
Kritiker sagen, dass es viel Energie kostet, E-Fuels herzustellen. Sind sie also überhaupt klimafreundlicher?
Caphenia benötigt aufgrund eines speziellen Prozesses sechsmal weniger Strom zur Herstellung des Kraftstoffes als bereits etablierte Verfahren, mit denen künstlicher Kraftstoff hergestellt wird, antwortet das Unternehmen.
"Die für den Prozess benötigte Energie stammt aus regenerativen Energiequellen wie Solarenergie oder Windkraft." Werde ein Wagen mit diesem neuen E-Fuel getankt, werden insgesamt 92 Prozent CO2 eingespart im Vergleich zu einer Fahrt mit Benzin oder Diesel. "Das macht E-Fuels marktfähig und hat uns überzeugt“, sagt Bischoff.
Was kommt aus dem Auspuff, wenn ein Auto mit E-Fuel fährt?
Ebenfalls CO2, wie auch bei Benzin und Diesel. Aber: Während bei herkömmlichem Sprit davon die Rede ist, dass er zusätzliches CO2 produziert, weil er aus nicht nachwachsenden fossilen Rohstoffen stammt, gebe es bei E-Fuels einen "geschlossenen Kohlenstoffkreislauf", heißt es bei Caphenia: Pflanzen nehmen CO2 auf. Irgendwann werden sie als Biomasse genutzt, die als Rohstoff für die Produktion synthetischen Kraftstoffs dient.
Wird der verbrannt, wird das CO2 freigesetzt, das von den Pflanzen zuvor aufgenommen worden ist. Wie stark E-Fuels insgesamt die Umwelt belasten, hänge "entscheidend von der Herkunft der genutzten Energie und Rohstoffe ab. Bei ausschließlicher Nutzung alternativer, klimafreundlicher Energiequellen und regenerativer Rohstoffe wie Biogas sind die Umweltbelastungen minimal".
Kritiker sagen auch, dass E-Fuel nicht für die Masse an Autos geeignet ist, weil der Produktionsaufwand zu hoch sei. Stattdessen werde es sich etwa auf den Flugverkehr beschränken. Ist das so?
EU und USA haben festgelegt, dass im Laufe der nächsten Jahre immer mehr künstlicher Flugkraftstoff dem bisherigen beigemischt werden muss. Also müsse immer mehr davon hergestellt werden. Dabei falle laut Caphenia zwangsläufig auch synthetischer Autokraftstoff an, der an den Tankstellen angeboten werden könnte. Anfangs werde sich Caphenia auf die Herstellung dieses Flugkraftstoffes konzentrieren. Aber: "Ebenso sind in Zukunft vergleichbare Projekte mit Fokus auf die Herstellung erneuerbarer Otto- und Dieselkraftstoffe denkbar."
Warum beteiligt sich Präg an Caphenia?
"Für die Mobilität der Zukunft gibt es verschiedene Lösungen. Derzeit sind E-Fahrzeuge auf der Überholspur. Eine Alternative zum Elektroantrieb ist der Ersatz von Benzin und Diesel durch klimaneutrale, synthetisch hergestellte Treibstoffe", sagt Bischoff. Um die Entwicklung von E-Fuels voranzutreiben, beteilige sich Präg an Caphenia. Das Zeitfenster sei klein, bis 2040 will Deutschland klimaneutral sein.
Wie viel könnte ein Liter E-Fuel kosten?
Laut ADAC ist es vorstellbar, dass zum Ende des Jahrzehnts der Preis bei weniger als zwei Euro pro Liter liegen könnte. Doch genau könne das derzeit nicht gesagt werden, heißt es bei Caphenia: Das hänge etwa davon ab, wie der Staat E-Fuels reglementiere.
Wann gibt es E-Fuels an Tankstellen?
Das sei noch nicht absehbar, sagt Sprecherin Tröger. "Es könnte manches schon sehr viel weiter sein und schneller gehen, wenn der Gesetzgeber nachhaltige flüssige Kraftstoffe nicht regulatorisch benachteiligten würde. Aber wir sind der Überzeugung, dass sich hier über kurz oder lang etwas ändern wird, weil wir diese Kraftstoffe für die CO2-Reduzierung vor allem in den nächsten beiden Jahrzehnten brauchen."
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