Krise? Welche Krise? So lautet das Motto bei Endress+Hauser Temperature+System Products in Nesselwang. Wachstum in jeweils zweistelliger Höhe verzeichnet das Unternehmen laut Geschäftsführer Harald Hertweck in den vergangenen beiden Jahren sowie im laufenden Jahr. Bei der Temperaturmesstechnik für die Industrie ist es Weltmarktführer. Unter anderem dienen die Produkte Arzneimittelherstellern und Chemieunternehmen dazu, in der Produktion rasch und präzise Temperaturen zu erfassen.
Sichtbares Zeichen für den Aufschwung ist der nun begonnene Neubau eines Produkt- und Entwicklungszentrums mit Betriebsrestaurant. Bis Ende 2024 entstehen dort 150 neue Arbeitsplätze. Derzeit sind am Standort Nesselwang mehr als 450 Mitarbeitende beschäftigt. Auf vier Stockwerken entsteht eine Fläche von 3500 Quadratmetern. Über zusätzliche Erweiterungen am Standort Nesselwang bei Endress+Hauser wird bereits nachgedacht – bis hin zu einer Verdoppelung des jetzigen Gebäudebestands.
Endress+Hauser in Nesselwang: So viel kostet der Erweiterungsbau
Corona hatte den Erweiterungsbau um ein paar Jahre verzögert. Aber nicht nur deswegen verdoppelte sich die Investitionssumme von acht auf 16,6 Millionen Euro. Alleine 3,5 Millionen Euro kostet das neue Energiekonzept. Statt auf Gas setzt das Unternehmen nun auf Erdwärme und Wärmepumpen. Nach und nach sollen auch die bestehenden Gebäude umgerüstet und das Unternehmen damit in wenigen Jahren CO2-neutral werden, kündigte Geschäftsführer Hertweck an. 200 Meter tief werden dazu bis zu 40 Erdsonden in den Boden getrieben, erklärte Projektleiter Rainer Kühnel. Über Wärmepumpen wird so die Energie gewonnen, um die Gebäude zu beheizen, im Sommer werden sie über die gleiche Technik gekühlt. Auch den nötigen Strom will das Unternehmen mit einer Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 120 Kilowatt Peak weitgehend selbst erzeugen.
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Dafür, dass sich die Mitarbeitenden wohlfühlen, sorgt zudem die automatische Lüftung. Sie läuft nicht zentral über große Rohre, sondern direkt an der Fassade, wie Architekt Peer Gollnick von Dobler Consult erläuterte. In Simulationen habe man die Planung soweit verbessert, dass sich Temperatur und Frischluftversorgung für die weitaus meisten Mitarbeitenden behaglich anfühlen. Wohl fühlen sollen sie sich im neuen Produkt- und Entwicklungszentrum auch durch das Bürokonzept, das auf den Prinzipien von „New Work“ und „Multi Space“ für mehr Flexibilität beruht. Damit soll die Individualität der Mitarbeitenden ebenso unterstützt werden wie ihre Zusammenarbeit.
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Vorgesehen sind viele freie Flächen, auf denen sich die Mitarbeitenden treffen und austauschen können, auch über Bereichsgrenzen hinweg. Dem dient auch das neue Betriebsrestaurant im Erdgeschoss des Neubaus mit Terrasse und attraktiven Ausblicken in die Landschaft. „Wir wollen weiter das beste Restaurant in Nesselwang sein“, stellte Projektleiter Kühnel den Anspruch klar. Allerdings eines für einen exklusiven Gästekreis, denn es ist nicht öffentlich.
Endress+Hauser: Für die Gemeinde Nesselwang ist die Firma ein Glücksfall
Landrätin Rita Maria Zinnecker begrüßte beim Baubeginn nicht nur das klare Bekenntnis des Unternehmens zum Standort Ostallgäu, sondern auch dessen Bemühungen um die Mitarbeitenden. Denn auch in ihrem Landkreis sei der Arbeitsmarkt mittlerweile leer gefegt. Für Bürgermeister Pirmin Joas war es schlicht ein Glücksfall, dass sich das Unternehmen vor 30 Jahren im Gewerbegebiet Obere Wank angesiedelt habe. Der größte Arbeitgeber am Ort setze nämlich nicht nur durch die Qualität seiner Produkte und Qualifikation seiner Mitarbeitenden sowie im Umweltschutz und bei der Weiterentwicklung Maßstäbe, sondern sei auch kulturell und sozial sehr engagiert.