In über 100 Ländern war die Kaufbeurer Hilfsorganisation Humedica in den vergangenen 44 Jahren aktiv – vom Tsunami in Thailand bis zum Erdbeben auf Haiti. Auch aktuell sind die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter des bundesweit bekannten Vereins gefragt:
hilft Humedica dort.Sind bereits Helfer von Humedica vor Ort?
„In der Nacht auf Donnerstag ist ein dreiköpfiges Einsatzteam aus Ärzten und Koordinatoren in der Türkei gelandet“, sagt Pressesprecher Sebastian Zausch. Die Fahrt ins Katastrophengebiet sei mühselig, die Zufahrtswege seien beschränkt. „Es ist eine Herausforderung, das Ziel zu erreichen.“ Die Ehrenamtlichen machen sich derzeit ein Bild von der Lage vor Ort, um zu sehen, wo welche Hilfe gebraucht wird und wie es um die medizinische Versorgung steht. Auf Basis dieser Erkenntnisse wird dann entschieden, ob weitere Helfer geschickt werden. „Unser Ziel ist es, die lokalen Kräfte bestmöglich zu unterstützen.“ Das Team bleibt in der Türkei, Zausch schließt aber nicht aus, dass es auch Einsätze in Syrien geben könnte. „Was die Hilfe angeht, halten wir die Augen und Ohren in alle Richtungen offen.“ In einem Land, in dem Bürgerkrieg herrsche, müsse aber genau hingeschaut werden, auch was die Sicherheit der Helfer betreffe.
Wie können die Allgäuerinnen und Allgäuer jetzt helfen?
Am sinnvollsten sind laut Zausch Geldspenden. Der Aufwand, einzelne Sachspenden zu sortieren und dann auch zu transportieren, sei enorm. Humedica hat ein Spendenkonto für die Erdbeben-Opfer eingerichtet. „Am liebsten sind uns aber Spenden, die keinem bestimmten Zweck zugeordnet sind. So können wir bei Katastrophen schnell handeln und das Geld dort einsetzen, wo es am dringendsten gebraucht wird.“
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Wie werden die Teams für Hilfseinsätze zusammengestellt?
Bei Humedica in Kaufbeuren sind aktuell etwa 70 hauptamtliche Mitarbeiter tätig, sagt Zausch. Dazu kommt eine dreistellige Zahl Ehrenamtlicher, die beispielsweise Infostände betreuen oder Fahrdienste übernehmen. 150 Ehrenamtliche stehen für Einsätze in Krisengebieten bereit. Der Verein hat ein breites Partnernetzwerk. Fast überall auf der Welt gibt es Organisationen, mit denen Humedica zusammenarbeitet. „Wenn es zu Katastrophen wie einem Erdbeben oder einer Flut kommt, nehmen wir mit den Menschen vor Ort Kontakt auf“, sagt Zausch. Dann werden die Ehrenamtlichen per Warn-SMS verständigt. Darin steht unter anderem, in welchem Land Hilfe benötigt wird und welche Fachkräfte dringend gebraucht werden, beispielsweise Kinderärzte. „Wir erhalten Rückmeldung, wer helfen kann und wer nicht, 24 bis 48 Stunden später geht meist schon der Flieger.“ Die Hilfsorganisation ist immer auf der Suche nach weiteren Ehrenamtlichen, die in Kaufbeuren oder im Ausland anpacken wollen. „Das müssen keine Mediziner sein“, sagt Zausch. Jeder könne helfen. Wer bereit ist, in Katastrophengebiete zu fliegen, erhalte vorher eine Schulung und werde gezielt auf die Einsätze vorbereitet. Dabei geht es zum Beispiel darum, wie man sich bei Nachbeben richtig verhält.
Wie finanziert sich Humedica?
„Fast ausschließlich über Spenden“, sagt Sebastian Zausch. Im Jahr 2021 kamen insgesamt etwa 20 Millionen Euro unter anderem aus Geld- und Sachspenden zusammen. Dazu zählen auch Medikamente. Humedica ist aber nicht nur nach Katastrophen im Einsatz, sondern betreut auch längerfristige Projekte wie die Flüchtlingshilfe im Libanon. Für solche Projekte gibt es laut Sebastian Zausch zum Teil Zuschüsse vom Auswärtigen Amt oder vom Entwicklungsministerium.
Seit wann gibt es Humedica?
Die Kaufbeurer Hilfsorganisation wurde 1979 von dem Krankenpfleger Wolfgang Groß gegründet. Seither ist der Verein stetig gewachsen. Ziel von Humedica ist es, nach einer Katastrophe binnen kürzester Zeit ein Einsatzteam vor Ort zu haben.
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