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Fachkräftemangel im Allgäu - Kein Personal: Allgäuer Bäcker- und Metzgerfilialen geschlossen

„Fast jede Bäckerei sucht Fachkräfte“

Kein Personal: Allgäuer Bäcker- und Metzgerfilialen müssen schließen

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    Fachkräftemangel führt bei einigen Bäckereien und Metzgereien dazu, dass sie ihre Öffnungszeiten reduzieren müssen. In der Kemptener Filiale der Bäckerei Brommler am Adenaurring - hier Mitarbeiterin Sarah Aurhammer – ist das noch nicht der Fall, aber am Memminger Waldfriedhof.
    Fachkräftemangel führt bei einigen Bäckereien und Metzgereien dazu, dass sie ihre Öffnungszeiten reduzieren müssen. In der Kemptener Filiale der Bäckerei Brommler am Adenaurring - hier Mitarbeiterin Sarah Aurhammer – ist das noch nicht der Fall, aber am Memminger Waldfriedhof. Foto: Ralf Lienert

    Allgäu Sonntags hatte die Filiale der Bäckerei Brommler nahe dem Memminger Waldfriedhof ohnehin schon geschlossen – jetzt bleibt sie auch samstags zu. Der Fachkräftemangel macht sich bemerkbar. „Wir könnten fünf zusätzliche Mitarbeiter einstellen“, sagt Firmenchef Andreas Brommler. Immerhin sei geplant, die Filiale im Herbst auch samstags wieder zu öffnen: „Die geänderten Zeiten gelten nur in der Ferienzeit.“ Brommler betreibt insgesamt zehn Filialen in Memmingen, Kempten und im Unterallgäu.

    Bäckereien im Allgäu schließen, wenn Mitarbeiter krank sind

    Das Unternehmen ist kein Einzelfall in der Branche. Auch die Bäckerei Wipper musste eine ihrer Kemptener Filialen jüngst tageweise schließen, weil Mitarbeitende krankheitsbedingt ausgefallen waren. Personalprobleme hat auch die Lebensmittel-Kette Feneberg: Sie musste die Öffnungszeiten ihrer Bäckerei-Abteilung im Unterallgäuer Memmingerberg reduzieren. Auch andere Standorte können betroffen sein, sagt Pressesprecherin Anja Züfle. Derzeit müssten die Öffnungszeiten individuell angepasst werden – „je nach Personalsituation“. Den Kunden würden die Backwaren jedoch zur Selbstbedienung angeboten, wenn die Bedientheke geschlossen sei. Feneberg bemühe sich, die Personallücken zu schließen: „Jährlich bieten wir über 100 Ausbildungsplätze an.“

    Auch Metzgereien sind von den aktuellen Problemen betroffen. Er wisse von Betrieben gerade im ländlichen Raum, die teilweise nachmittags den Laden wegen Personalmangels schließen müssten, sagt Georg Greiff, Obermeister der Allgäuer Fleischer-Innung. Der Memminger stand auch schon kurz davor, Öffnungszeiten zu reduzieren, nachdem die Personalsuche erfolglos verlaufen war. Erst durch „einen glücklichen Zufall“ habe er neue Leute für Verkauf und Produktion gefunden.

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    Arbeitsagentur: Viele offene Stellen in bestimmten Bereichen

    Dass diese Allgäuer Betriebe mit dem Fachkräftemangel nicht allein sind, belegen Zahlen der Arbeitsagentur Kempten-Memmingen: Aktuell sind dort 40 offene Stellen im Bereich „Schlachten und Fleischverarbeitung“ registriert, 42 in der Sparte „Herstellen von Back- und Teigwaren“ sowie 71 in der Kategorie „Einzelhandel mit Nahrungsmitteln“. „Zu beachten ist jedoch, dass der Arbeitsagentur von den Betrieben nicht alle offenen Stellen gemeldet werden“, sagt Pressesprecherin Monika Ambronn. Die echte Lücke sei daher möglicherweise noch größer. Im Vergleich zum Jahr 2017 habe die Zahl der unbesetzten Stellen deutlich zugenommen und sich teilweise mehr als verdoppelt.

    Das bereitet auch Johann Baldauf einige Sorgen. „Fast jede Bäckerei sucht Fachkräfte“, sagt der Obermeister der Allgäuer Bäckerinnung. Er selbst sei nicht betroffen, habe aber auch schon überlegt, den Laden über Mittag zu schließen. „Wenn jemand zum Beispiel krankheitsbedingt ausfällt, wird’s eng“, ergänzt Brommler.

    Bei der Nachwuchssuche stehe das Handwerk in starker Konkurrenz zur Industrie, die ihre Auszubildenden oft besser bezahle, sagt Baldauf. Freilich könnten auch die Bäckereien die Löhne erhöhen, um attraktiver für Mitarbeiter zu sein – „aber dann müssten auch die Preise für die Semmeln steigen“, fügt er hinzu.

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    Obermeister: „Nicht jeder muss studieren“

    Greiff ergänzt, „dass nicht jeder studieren muss“. Da sollte sich die Gesellschaft wandeln: „Denn auch das Handwerk braucht gute Leute – sonst bekommen wir das alle in unserer Lebensqualität zu spüren.“ Wichtig bei der Nachwuchssuche ist aus Sicht des Metzgermeisters, dass die Handwerker wieder stärker in den Schulen bei den Mädchen und Buben, aber auch bei den Lehrern für ihre Berufe werben. „Und in den Sozialen Medien“, ergänzt Baldauf. „Da haben wir noch Nachholbedarf“, räumt der Bäcker ein. „Am besten läuft die Mitarbeiterwerbung, wenn das eigene Personal jemanden kennt und anspricht“, ist die Erfahrung von Andreas Brommler.

    Nicht gut zu sprechen ist Georg Greiff auf Betriebe, die selbst nicht ausbilden und dann den fertig ausgebildeten Nachwuchs anderswo abwerben – nach dem Motto „bei uns bekommst du einen Hunderter mehr“. Die Arbeitszeiten oder zu große körperliche Belastung in der Produktion sieht Greiff in seiner Branche nicht als Hindernis: „Wir arbeiten auch mit modernen, computergesteuerten Maschinen und fangen zwar teilweise schon um 4.30 Uhr an – dafür haben wir aber ab Mittag und am Wochenende frei.“

    Brommler sieht das ähnlich. Zwar müssten Semmel und Croissants morgens früh frisch gebacken werden. Aber viele Vorprodukte könnten schon am Vortag hergestellt und gekühlt eingelagert werden, sodass weniger Mitarbeiter sehr früh raus müssten.

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