Morgen am 11.11. um 11.11 Uhr ist es wieder soweit: Narren ziehen durch die Straßen in Bayern und läuten die Faschingssaison 2021/2022 ein. Die vierte Corona-Welle wirft jedoch dunkle Schatten voraus. Noch ist ungewiss, ob der Fasching wieder wie gewohnt stattfindet.
In Schwaben und im Allgäu wird man sich mit der Narretei am 11.11. noch zurückhalten. Für viele Vertreter der schwäbisch-alemannischen Fastnacht beginnt die Saison traditionell erst am 6. Januar. Für ehrenamtlich tätige Vorstände sei es aber schwierig, Veranstaltungen zu planen und umzusetzen, sagte eine Allgäuer Zunftmeisterin der Deutschen Presse-Agentur. Vor allem die persönliche Haftung etwa des Vorstandes werde größer, da müsse man genau abwägen, ob es das Risiko noch wert sei.
Gaudiwurm 2022 in Marktoberdorf: Eine Entscheidung steht noch aus
In Marktoberdorf hat der Fasnachtsverein noch nicht endgültig über den Gaudiwurm und die Bühnenfasnacht entschieden. Erst am 11.11. findet die Sitzung mit den Gremiumsmitgliedern und Vorständen statt. Das teilt Sprecherin Anne Roth auf Anfrage von allgaeuer-zeitung.de mit. Der Marktoberdorfer Gaudiwurm ist einer der größten Faschingsumzüge im Allgäu.
Etwas konkreter geht es beim Mindelheimer Faschingsverein Mindelonia zu. Auf der Homepage sind bereits die Termine für die Saison veröffentlicht - mit dem Highlight am Gumpigen Donnerstag, 24. Februar, um 14.14 Uhr. Der Präsident des Vereins war für ein Gespräch nicht zu erreichen.
Im Füssener Land fällt der Fasching in dieser Saison wohl wieder aus. Der Schwangauer Faschingsverein hat dem Brauchtum bereits eine Absage erteilt. In anderen Gemeinden im Füssener Land können sich die Verantwortlichen einen Umzug unter einer 3G- oder sogar 2G-Regel kaum vorstellen.

Faschings-Veranstaltungen während Corona: "Möglichst nahe ans Original"
Marco Anderlik, Präsident des Fasnacht-Verbands Franken hingegen sagt: "Ich denke, alle brauchtumstreibenden Faschings-, Fastnachts- und Karnevalsvereine sind erleichtert, dass es aktuell möglich sein wird, Veranstaltungen durchzuführen. Viele Aktive freuen sich, wieder auf der Bühne ihr Brauchtum zu pflegen sowie Garde- und Schautänze zu zeigen."
Im vergangenen Fasching gab es wegen Corona keine Veranstaltungen in gewohnt engem Beisammensein. "Alle Vereine, nicht nur die brauchtumstreibenden, haben extrem schwierige Monate hinter sich", betonte Anderlik.
Zusammen mit Künstlern und dem Bayerischen Rundfunk (BR) bereite man derzeit Fernsehproduktionen wie die Kultsendung "Fastnacht in Franken" vor. "Nach jetzigem Stand wird die 'Fastnacht in Franken' stattfinden", sagte BR-Studioleiter Tassilo Forchheimer im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. "Wir gehen davon aus, dass eine Live-Sendung mit Publikum, der man nicht anmerken wird, dass sie unter Corona-Bedingungen produziert wird, machbar sein wird. Unser Ziel ist es, möglichst nahe ans gewohnte Original zu kommen."
Vorbereitungen für den Fasching 2021/2022 gestalten sich schwierig
Die Anzahl der Zuschauer, die in Veitshöchheim in den Saal dürfen, können die BR-Verantwortlichen noch nicht nennen. "Da sich die Pandemie-Situation bis zum Februar noch verändern kann, wird sich der Fastnacht-Verband als Veranstalter jetzt noch nicht auf die endgültige Zahl festlegen können", sagte Forchheimer. Nur so viel sei zum Event bereits verraten: "Es werden bekannte Gesichter dabei sein."
"Bei den Künstlern ist die Sehnsucht, wieder vor Publikum spielen zu dürfen, unendlich groß." Im vergangenen Jahr wurde die Sendung aufgrund der Corona-Pandemie erstmals seit Beginn der Erstausstrahlung 1987 aufgezeichnet. "Wir haben viele Zuschriften mit der Rückmeldung bekommen, dass die Menschen dankbar waren, dass es überhaupt eine Fastnachts-Sendung gegeben hat."
In bayerischen Hochburg des Faschings: Franken wollen es am 11.11. krachen lassen
Als Vorgeschmack auf die "Fastnacht in Franken" sollen auch Sendungen wie "Die Närrische Weinprobe" im Hofkeller der Würzburger Residenz, die Nachwuchssendung "Wehe wenn wir losgelassen" und "Franken Helau", ein Format, das jedes Jahr die Prunk-Sitzung eines anderen Fastnacht-Vereins im Fernsehen überträgt, ausgestrahlt werden. Diesmal wird das Format voraussichtlich Anfang Februar in Amorbach im Odenwald, also nahe an der Grenze zu Hessen, aufgezeichnet. "Das ist uns wichtig, dass wir ganz bewusst auch an die Ränder von Franken gehen", erläuterte Forchheimer.
Franken gilt als Hochburg der Narretei im Freistaat, und schon am 11.11. wollen die Narren es krachen lassen. Wenn auch heuer nicht alles möglich ist, was in normalen Jahren unbedingt dazugehört. "Ein Rathaussturm wird leider nicht dabei sein", berichtete Kay-Horst Dempewolf, Pressesprecher der 1. Karnevalsgesellschaft Elferrat Würzburg. Um 11.11 Uhr finde aber die traditionelle Proklamation des neuen Prinzenpaares auf dem Sternplatz statt.
Fasching in München: Prinzenpaar wird vorgestellt
Auch in anderen Teilen Bayerns wird Fasching oder Fastnacht gefeiert. Auf dem Münchner Viktualienmarkt wird der Karnevalsverein Narrhalla am Donnerstag um 11.11 Uhr das Kinderprinzenpaar und das offizielle Prinzenpaar der Landeshauptstadt vorstellen. Für die kommende Kampagne sei das Team von Narrhalla "voll in der Planung", sagte Elferrätin Beatrice Nawrath.
"Bei allem Glitzer und Glamour denken wir in der Faschingssaison vor allem aber auch an unsere Mitmenschen - circa 80 Prozent unserer Auftritte finden in karitativen Einrichtungen statt." Man hoffe daher, wieder in Präsenz mit Prinzenpaar, Elferrat, Hofstaat und Präsidium Veranstaltungen und Besuche durchführen zu können, sagte Nawrath. "Dies ist uns ein großes Anliegen und Herzenswunsch."

Chinesenfasching in Dietfurt im Altmühltal
Im Altmühltal ist am 11.11. in Dietfurt der traditionelle Chinesenfasching geplant. "Neben dem Kaiserpaar mit seinem Gefolge stehen auch schon viele andere Faschingsbegeisterte wie die Garden oder der Weckruf in den Startlöchern", sagte der amtierende Kaiser Karl Donauer. Highlight werde neben der Schlüsselübergabe an das Kaiserpaar durch den Bürgermeister die Krönungszeremonie von Kaiserin DiMucki und Kaiser DaKare sein, denn das Kaiserpaar hatte laut Donauer noch nicht die Möglichkeit, öffentlich aufzutreten.
Darum soll die Kaiserkrönung in diesem Jahr mit großem Aufwand vollzogen werden. Höhepunkt des Dietfurter Faschingstreibens ist in der Regel der sogenannte Unsinnige Donnerstag mit prächtigem Festzug - doch das für den 24. Februar 2022 geplante Ereignis steht Donauer zufolge "coronabedingt noch auf wackeligen Beinen".
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