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Freibäder im Allgäu: Immer weniger Schwimmeister und Bademeister - Öffnung gefährdet?

"Man steht für alles gerade..."

Personal-Not in Allgäuer Schwimmbädern: Ist die Freibad-Saison in Gefahr?

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    Gesuchter Fachmann: Schwimmmeister wie der Kaufbeurer Elmar Gailhofer sind für die Sicherheit in Bädern zuständig – aber auch für die Wasserqualität.
    Gesuchter Fachmann: Schwimmmeister wie der Kaufbeurer Elmar Gailhofer sind für die Sicherheit in Bädern zuständig – aber auch für die Wasserqualität. Foto: Felix Ebert

    Eigentlich war an Fronleichnam und dem darauffolgenden Freitag alles angerichtet. Gutes Wetter und die letzten Tage der Pfingstferien versprachen ideale Bedingungen für einen Ausflug ins Freibad. Die Becken im Jordan-Badepark in Kaufbeuren mussten jedoch geschlossen bleiben – denn dort fiel ein Fachangestellter für Bäderbetriebe kurzfristig aus.

    Dadurch war es laut Verwaltung nicht möglich, das Freibad zu öffnen und die Sicherheit der Badegäste zu gewährleisten. Die Tätigkeit des Angestellten, früher als Schwimmmeistergehilfe bezeichnet, könne „nicht durch andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übernommen werden, da spezielle Fachkenntnisse erforderlich sind“. Der Fachkräftemangel wurde hier also für viele Menschen im Ostallgäu zu einer echten Spaßbremse.

    Kein Puffer, um Krankheiten oder Ausfälle zu kompensieren

    Denn knapp, sagt Klaus Schaller, Leiter der Liegenschaftsverwaltung der Stadt Kaufbeuren, „sind Schwimmmeister schon“. Einer sei völlig überraschend in Rente gegangen, der Auszubildende gerade in Prüfungen. „Da fehlt uns der Puffer, um Krankheiten oder Ausfälle zu kompensieren“, erklärt er die kurzfristige Schließung. Man bilde seit Jahren einen Fachangestellten jährlich aus und habe deshalb eigentlich immer genügend Personal. Ohne hauseigene Ausbildung wäre das offenbar nicht der Fall.

    „Auf dem Markt sind so gut wie keine Fachkräfte zu finden, das geht jetzt schon seit einigen Jahren so“, klagt Schaller. „Es sind weniger geworden, der Markt gibt oft gar nichts mehr her“, sagt auch Elmar Gailhofer, Schwimmmeister und Bäderbetriebsleiter in Kaufbeuren. Dieses Problem kennt man auch in Memmingen. Derzeit könne man die Öffnung der Bäder wie vorgesehen sicherstellen, erklärte eine Sprecherin.

    Auch in Memmingen ist Fachpersonal für Bäder knapp

    Doch auch dort zeige sich „die schwierige Arbeitsmarktlage im Bereich des Bäderpersonals“. Aber woher kommt der Mangel? In Memmingen sieht man mehrere Ursachen, unter anderem die schlechten Urlaubsmöglichkeiten in der Sommerzeit, aber auch den zunehmend rauen Umgangston in Bädern, wo der Respekt gegenüber dem Personal abnehme. Gleichzeitig steige die Verantwortung aufgrund höherer Anforderungen bei den Aufsichtspflichten.

    „Man steht für mehr oder weniger alles gerade, was während der Öffnungszeiten passiert. Egal ob auf der Liegewiese oder im Becken“, sagt auch der Kaufbeurer Schwimmmeister Gailhofer. „Die Hauptaufgabe ist aufzupassen, dass keiner zu Schaden kommt“ sagt er, und fügt lachend an: „Und dass niemand vom Beckenrand springt.“ Die Anforderungen sind jedoch vielfältig. „Schwimmen muss man können, man muss fit sein und braucht Verständnis von Physik und Chemie“, erklärt Gailhofer. Man müsse beispielsweise wissen, wie viel Chlor man braucht, ob Wasserqualität und pH-Wert passen – und was bei einer Störung zu tun ist. „Technische Probleme sind nichts alltägliches, aber kommen vor, und zwar meistens am Freitagnachmittag“, sagt Gailhofer und lacht. Auch Kurse wie Aquagymnastik sind Teil des Berufsbilds.

    Beruf "weniger bekannt als Maler, Maurer oder Schlosser"

    Hinzu kommen oft lange Arbeitszeiten. „Wir müssen nach Badeschluss noch reinigen, da ist gleich eine Stunde weg“, sagt Gailhofer. Und während die Freunde ab Freitagabend frei haben, „müssen wir Samstag um sieben Uhr morgens wieder im Bad stehen“. Die größte Herausforderung ist jedoch der Umgang mit Menschen. Der müsse einem liegen.

    „Man kommt vereinzelt auch in Situationen, in denen man sich unwohl fühlt, aber das Hausrecht ausüben muss“, sagt Gailhofer. Er mache die Arbeit jedoch gerne, und zwar seit 1986. „Wir sind hier in Kaufbeuren eine große Familie“, lobt er das Klima im Betrieb. Doch was könnte man gegen den Fachkräftemangel tun?

    Eine Option wäre, mehr Menschen auf den Beruf aufmerksam zu machen. Denn der „ist weniger bekannt als Maler, Maurer oder Schlosser“, sagt Gailhofer. Viele kämen zum Beispiel über die Wasserwacht und hätten vorher als Rettungsschwimmer im Bad gearbeitet. Und auch die Gehälter spielen eine Rolle. „Man müsste besser bezahlen, aber wir sind an den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes gebunden“, sagt Liegenschaftsverwalter Klaus Schaller. Denn bei den Arbeitszeiten könne man wenig machen. „Bäder müssen an Wochenenden offen haben“, merkt er an.

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