Kläranlagen im Ostallgäu

Klimawandel und Klärschlamm - Ostallgäuer Kläranlagen-Mitarbeiter bilden sich in Füssen fort

Ein Belebungsbecken der Füssener Kläranlage.

Ein Belebungsbecken der Füssener Kläranlage.

Bild: Katharina Müller (Archivbild)

Ein Belebungsbecken der Füssener Kläranlage.

Bild: Katharina Müller (Archivbild)

Personal des südlichen Ostallgäus trifft sich in Füssen zur Weiterbildung. Folgen des Klimawandels und Beseitigung des Klärschlamms beschäftigen die Fachleute.
31.05.2022 | Stand: 05:45 Uhr

Vor welchen Herausforderungen stehen die Betreiber von Kläranlagen im Zusammenhang mit dem Klimawandel? Wie kann künftig der anfallende Klärschlamm beseitigt werden? Über Fragen wie diese tauschten sich kürzlich 13 Mitarbeiter von Kläranlagen aus dem südlichen Ostallgäu unter Leitung von Karlheinz Musikant, Lehrer bei der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall, beim Abwasserzweckverband Füssen aus.

Die Folgen des Klimawandels treffen auch das Personal der Kläranlagen, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt Füssen. Referent Musikant zeigte beim Treffen der Kläranlagen-Nachbarschaft Ostallgäu-Süd den 13 Teilnehmern auf, wie sich die Kläranlagenbetreiber auf die Folgen von Starkregen vorbereiten können: „Wir können darauf reagieren, indem wir die Schwammstadt ausbauen.“

Großflächige Sickerflächen

Wichtig sei, dass möglichst großflächige Sickerflächen bereitstehen, etwa durch die Vermeidung von Versiegelung oder die Schaffung von Becken und Mulden auf einer Wiese in der Senke. „Im Normalfall kann die Fläche beispielsweise als Fußballplatz genutzt werden“, bei Starkregen fungiere die Fläche dagegen als Regenbecken. Auch die Dachbegrünung birgt laut Musikant viel Potenzial als Wasserspeicher.

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Entsorgung des Klärschlamms wird zunehmend zum Problem

Ein weiteres Thema, das in Zukunft an Bedeutung zunehmen wird, ist die Entsorgung des anfallenden Klärschlamms. Vor 20 Jahren noch sei der Schlamm zu je einem Drittel in der Landwirtschaft verwertet, zur Rekultivierung verwendet und verbrannt worden. Heutzutage landen nur noch je etwa neun Prozent in der Landwirtschaft und bei der Rekultivierung. Der Rest muss anderweitig entsorgt werden – und das kann teuer werden: Etwa, wenn er verbrannt wird. Musikant riet, eine kommunale Zusammenarbeit zu prüfen und eine Trocknungsanlage anzuschaffen, die bei entsprechend hoher Einwohnerzahl Geld einspare.

Pyrolyse könnte Problem lösen

Eine weitere Möglichkeit, den Schlamm zu entsorgen, sei die Pyrolyse, die Niedrigtemperatur-Verkohlung, die im Vergleich zur Verbrennung Energie einspare. Allerdings sei dies noch Zukunftsmusik, da die entstehende Kohle als Dünger in der Landwirtschaft derzeit noch nicht zugelassen ist. Die Kohle könnte in Zukunft aber auch anderweitig verwendet werden, sagte Musikant - als Filtermaterial, um Medikamentenrückstände und Mikroplastik vom Abwasser zu trennen. Und Musikant ist sich hierzu sicher: „Die vierte Reinigungsstufe wird kommen.“

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Treffen der Kläranlagen-Nachbarschaft

Das Treffen der Fachleute fand im Rahmen der Kläranlagen-Nachbarschaft statt. 92 solcher Kläranlagen-Nachbarschaften gibt es bayernweit. Dort trifft sich das Personal zwei bis drei Mal im Jahr, um praxisnah Betriebsprobleme zu diskutieren, Erfahrungen auszutauschen und sich über neue technische und rechtliche Entwicklungen im Bereich der Kläranlagen zu informieren.

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