Dass das Sanieren von Altbestand im Gegensatz zu Neubauten nachhaltig ist, war vielen Gästen des Allgäuer Energie- und Klimaschutztages 2025 im Zuge der Allgäuer Festwoche vermutlich bekannt. Für Musiker und Sanierer Hans Well, vielen bekannt von der ehemaligen bayerischen Musik- und Kabarettgruppe Biermösl Blosn, haben Altbauten zusätzlich eine emotionale Komponente:
„Alte Häuser zu sanieren ist der beste Traditionsschutz“
„Alte Häuser haben Sozialgeschichte. Wenn man die herrichtet, ist das für mich der beste Traditionsschutz.“ Zusammen mit Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle eröffnete Well, der ein Bauernhaus saniert hat, den Kongress im Kornhaus in Kempten. Der Veranstalter war das Energie- und Umweltzentrum Allgäu (eza).
Neben der emotionalen Komponente ging es in Kempten aber vor allem um den Forschungsstand bei Sanierungen. Und zwar insbesondere in Sachen Klimaschutz. Auf diesen würden Energieberater immer wieder aufmerksam machen, sagte eza-Geschäftsführer Martin Sambale. Das passiere im Zuge des Projekts „GO Altbausanierung“ sogar grenzüberschreitend. Bayern und Österreich arbeiten zusammen, um neue Wege in der Energieberatung zu gehen und voneinander zu lernen, erläuterte Sambale.

Gebäude sind für ein Drittel der Treibhausgasemissionen verantwortlich
Und mittlerweile habe sich etwas getan: Die Wärmepumpe ist in der Breite angekommen, sagte Professor Martin Pehnt. Er erklärte in seinem Vortrag, wie groß der Einfluss von gut sanierten Gebäuden für den Klimaschutz ist. Der Wissenschaftler des Instituts für Energie- und Umweltforschung (ifeu) in Heidelberg brachte das Problem auf den Punkt: „Der Gebäudesektor ist das Sorgenkind.“ Er sei nach wie vor für ein Drittel der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Um die Situation zu verbessern, reicht es nicht aus, allein mit erneuerbaren Energien zu heizen, sagte Pehnt. „Wir müssen auch Energie einsparen.“ Dabei spiele die Sanierung eine wichtige Rolle.

Richtige Dämmung und Wärmepumpe
Unter anderem nannte er die richtige Dämmung oder mit Wärmepumpen ausgestattete Alt- und Neubauten als Beispiele dafür, was „gute Gebäude“ ausmache. Durch sie werden Häuser selbst zum Energiespeicher, sagte Pehnt. Geld werde eingespart - das wirke sich auch positiv auf Mieter aus, die die Heizkosten tragen müssen. Letztlich liege aber vieles an der Politik, die den Rahmen schaffen müsse, um langfristig planen zu können.
Pehnt sprach dabei das sogenannte MEPS an. Dahinter verbirgt sich eine Richtlinie der EU, mit der Gebäude auf einen Mindest-Energiestandard umgerüstet werden müssen - und zwar bis 2030. Das komme nun auf die Kommunen in Deutschland zu, sagte Pehnt. Renoviert werden müssen demnach 16 Prozent der am wenigsten energieeffizienten öffentlichen Gebäude wie Rathäuser oder Kitas. Private Häuser seien nicht betroffen.
Alles zusammen zielt darauf ab, dass Deutschland klimaneutral wird, hieß es mehrmals auf dem Kongress. Erreichen will die Regierung das bis zum Jahr 2045.
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