Der Fall erregt die Gemüter: In Memmingen hat eine Mutter ihr zehn Monate altes Baby bei hohen Temperaturen im Auto zurückgelassen. Das Kind schwitze stark und musste von der Polizei befreit werden. Erst nach 40 Minuten kam die Mutter zum Fahrzeug zurück. Solche Fälle kommen laut den Beamten nur selten vor. Die Konsequenzen können aber lebensbedrohlich sein. Das zeigt ein Fall aus dem Jahr 2002, der sich ebenfalls in Memmingen ereignet hat: Damals starb ein zweijähriges Mädchen den Hitzetod.
„Säuglinge und Kleinkinder sind sehr sensibel, was Hitze angeht“, sagt Dr. Volkmar Reschke, Leiter des Medizinischen Versorgungszentrums für Kinder- und Jugendmedizin in Kaufbeuren. Sind sie bei Hitze in einem Auto eingesperrt, könnten sie ihre Temperatur nicht mehr regulieren.
Mediziner: Bei Überhitzung kann es zu einer Hirnschwellung kommen
„Dann kommt es zu einer Überhitzung, die oft auch mit einer Hirnschwellung einhergeht.“ Mögliche Folgen seien Übelkeit und Krampfanfälle, aber auch Bewusstlosigkeit und im schlimmsten Fall der Tod. „Hirnschwellungen können lebensbedrohlich sein oder bleibende Hirnschäden verursachen“, warnt der Kinderarzt. „Kinder sollten bei warmem Wetter niemals bei geschlossen Türen und Fenstern im Auto gelassen werden. Auch nicht nur für fünf Minuten, um schnell etwas einzukaufen. Es kann immer etwas dazwischenkommen, zum Beispiel eine lange Schlange an der Kasse.“ Es dürfe nicht vergessen werden, dass die Temperatur in einem Auto oft schon nach kurzer Zeit wesentlich höher sei als draußen.
Kann Hitze lebensbedrohlich werden?
Wie schnell Hitze lebensbedrohlich werden kann, zeigt eine Tabelle des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB). Auch wenn draußen nur 24 Grad herrschen, erwärmt sich das Innere des Autos innerhalb einer halben Stunde auf gefährliche 40 Grad. Bei einer Temperatur von 34 Grad ist das sogar schon nach zehn Minuten der Fall. Steht ein Auto bei 28 Grad eine Stunde an der Sonne, klettert die Temperatur im Inneren laut ASB auf über 50 Grad.

Fall in Memmingen: Was passiert nun mit dem Baby?
Nach dem aktuellen Geschehen in Memmingen wollte die Polizei nach eigenen Angaben das Jugendamt informieren, das ist laut Stadtverwaltung allerdings noch nicht passiert. „Wir überprüfen in solchen Fällen, inwieweit eine akute oder strukturelle Gefährdung der Kinder vorliegt“, sagt Gunther Kotschmar, stellvertretender Leiter des Jugendamts der Stadt Memmingen. Die Situation werde analysiert, häufig werde den Eltern Beratung und Unterstützung angeboten.
„Dass Kinder in überhitzten Fahrzeugen zurückgelassen werden kommt zum Glück sehr selten vor“, betont Jörg Haldenmayr, Referatsleiter für Familie, Jugend und Soziales. Dahinter stecke in der Regel keine Böswilligkeit, sondern grob fahrlässige Unachtsamkeit.
Lesen Sie auch: Oberallgäuer soll Hund bei mehr als 30 Grad im Auto gelassen haben