Gletscher verschwinden, Felsgipfel wie etwa am Hochvogel verlieren durch auftauende Permafrost-Böden zunehmend Halt. Der Klimawandel hinterlässt im Hochgebirge deutlich sichtbare Spuren. Auch die Pflanzen reagieren und dringen in die Gipfelregionen vor. „Die Lebensbedingungen verändern sich und die Bäume reagieren – in ihrer eigenen Geschwindigkeit“, sagt Forstdirektor Peter Titzler. Diese Beobachtung der Oberallgäuer Förster soll jetzt wissenschaftlich untersucht werden – und die Bevölkerung ist eingeladen, mitzumachen. Stimmt es denn nun, dass Bäume und Sträucher durch den Klimawandel in immer höhere Regionen vordringen? Steigt die Baumgrenze? Ändert sich die Zusammensetzung des Bergwaldes?
Pionierleistung aus dem Jahr 1854
Dank einer Pionierleistung aus dem Jahr 1854 liegen für den gesamten bayerischen Alpenraum Vergleichsdaten vor. Damals hatte der Münchner Botaniker Otto Sentner im Auftrag des Bayerischen Königs Maximilian II. die höchstgelegenen Vorkommen vieler Pflanzenarten gesucht und mit dem Barometer vermessen.
Jetzt laden die Försterinnen und Förster vom Amt die Bevölkerung ein, selbst zu erkunden, ob sich die Baumgrenze verschoben hat und welche Bäume und Sträucher bis zu den Gipfeln vorgedrungen sind.
Wissenschaftler der TU München entwickeln "App"
Begleitet wird das Projekt von Prof. Dr. Jörg Ewald von der Hochschule Weihenstephan in Freising. Von der Technischen Universität München wurde die App „BAYSICS“ entwickelt, mit der bei Wanderungen besonders hoch gelegene Buchen, Tannen, Fichten oder andere Pflanzen gefunden und für ein wissenschaftliches Projekt ausgewertet werden sollen.
Mitmachen können alle Menschen, die im Gebirge unterwegs sind. Sie müssen sich die App auf ihr Smartphone laden, Bäume oder Sträucher fotografieren und die Position markieren. Die Forscher sammeln die Daten und werten sie aus.
Förster stellen Projekt vor
Die Mitarbeiter der Forstverwaltung in Immenstadt wollen bei Führungen das Projekt vorstellen und die ersten „Höhenrekorde“ dokumentieren. Geplant sind Wanderungen bergab von Gipfelstationen der Allgäuer Bergbahnen, die oberhalb der Waldgrenze liegen.
An folgenden Terminen stellen Förster das Projekt bei Führungen vor:
25. September: Fellhornbahn
25. September: Hochgratbahn
9. Oktober: Iseler Bergbahn
9. Oktober: Riedberger Horn (ohne Bergbahn)
Die Bergbahnen als Partner bieten für diese Führungen ermäßigte Preise an. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt auf 15 Personen je Führung. Anmeldung bis 17. September bei der Forstverwaltung im Grünen Zentrum in Immenstadt unter Telefon 0831/526132015 oder unter der E-Mail-Adresse poststelle@aelf-ke.bayern.de
Weitere Informationen zu dem Projekt gibt es im Internet.
Lesen Sie auch:
Wie Bergwälder bei Starkregen im Allgäu helfen können
Jäger, Alphirten und Waldbesitzer in Bad Hindelang arbeiten zusammen
Drei Abenteurer aus der Region sammeln in Grönland Messdaten zum Klimawandel