Im Zuge einer konzertierten Aktion gegen Kinderpornografie in Bayern haben Polizisten zwei Wohnungen im Allgäu durchsucht. Ziel der Durchsuchungen waren zwei Beschuldigte in Bad Hindelang (Oberallgäu) und in Lindau, wie die Polizei auf Nachfrage mitteilt.
Demnach lagen im Rahmen der Operation sogar drei Durchsuchungsbeschlüsse im Allgäu vor - ein zweiter im Landkreis Lindau konnte allerdings nicht vollzogen werden, so eine Polizeisprecherin, denn der Beschuldigte wohne dort nicht mehr. Den Männern wird die Verbreitung von kinderpornografischem Material zur Last gelegt.
Operation Weckruf 2023: Zwei Durchsuchungen im Zusammenhang mit Kinderpornografie im Allgäu
Bei beiden Durchsuchungen haben die Polizisten Beweismittel - überwiegend Datenträger verschiedener Arten - beschlagnahmt. Das Material werde nun von den Ermittlerinnen und Ermittlern der zuständigen Kriminalpolizei gesichtet und ausgewertet.
Die Durchsuchungen im Allgäu kommen nur kurze Zeit nachdem Ermittlungen gegen einen Fußballtrainer aus dem Ostallgäu wegen Anstiftung zu schwerem Kindesmissbrauch bekannt wurden. Der Mann wurde aber bereits am 26. Mai festgenommen und befindet sich derzeit in Untersuchungshaft.
- Lesen Sie auch: Die Welt der 60 Reichsbürger im Allgäu
Die "Operation Weckruf 2023" richtete sich gegen 55 Beschuldigte fast aller Altersgruppen in allen Bezirken im Freistaat: Die mutmaßlichen Täter sind zwischen 20 und 79 Jahre alt, wie Innenministerium und Staatsanwaltschaft auf einer Pressekonferenz berichteten.
Die mutmaßlichen Täter stehen alle im Verdacht, kinderpornografische Inhalte besessen, erworben oder verbreitet zu haben. Alle seien auf freiem Fuß. Einen kommerziellen Hintergrund gebe es in keinem Fall, sagte Oberstaatsanwalt Thomas Goger von der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg, die die Ermittlungen leitet, auf Anfrage.
Innenminister Herrmann: "Polizei und Justiz werden den Kampf gegen Kindesmissbrauch verstärkt fortsetzen"
Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sprach von einem empfindlichen Schlag gegen die Täter. "In vielen Fällen ist den zumeist virtuellen Inhalten ein ganz realer schwerer Missbrauch von Kindern vorangegangen", sagte Herrmann. "Polizei und Justiz werden deshalb den Kampf gegen Kinderpornografie und Kindesmissbrauch verstärkt fortsetzen."
An der Aktion am Dienstag waren rund 270 Polizeikräfte beteiligt, im gesamten Freistaat wurden Wohnungen durchsucht. Teils waren dabei speziell ausgebildete Datenträgerspürhunden im Einsatz, darunter der Working Cocker Chip und Schäferhund Dimi. Die Hunde können versteckte Datenträger wie Handys oder USB-Sticks erschnüffeln.
Operation Weckruf 2023: Hunde erschnüffeln Datenträger
Laut dem bayerischen Landeskriminalamt (LKA) wurden im Einzelnen 96 Computer und Laptops, 118 Mobile Devices in Form von Smartphones und Tablets, 101 Festplatten sowie rund 2400 sonstige Speichermedien mit Tatrelevanz gefunden.
Koordiniert wurde die Aktion vom Cybercrime-Dezernat des LKA und vom Zentrum zur Bekämpfung von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch im Internet, das bei der Zentralstelle Cybercrime Bayern der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg angesiedelt ist.
Jede Durchsuchungsaktion könne neue Ermittlungsansätze ergeben, die zu neuen Beschuldigten führen könnten, sagte Herrmann. "Täter können sich nie in Sicherheit wiegen."
Zweite konzertierte Operation gegen Kindesmissbrauch und Kinderpornografie in Bayern
Unter dem Namen "Operation Weckruf" hatte es schon im Januar 2022 eine ähnliche Durchsuchungsaktion in Bayern gegeben. Dabei waren ebenfalls 55 Beschuldigte wegen Verdachts auf Abbildungen teils gewalttätigen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Säuglingen ins Visier der Ermittler geraten.
Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung kinderpornografischer Inhalte nehmen laut Innenministerium stark zu. Die bayerische Polizei verzeichnete im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg der Fallzahlen um rund 27 Prozent, im Vergleich zu 2019 sogar um mehr als 270 Prozent (2019: 1735; 2021: 5070; 2022: 6460 Fälle).
Herrmann nannte diese Entwicklung erschreckend. "Wir müssen deshalb alles unternehmen, um Kinderpornografie und den dahinterstehenden Kindesmissbrauch zu bekämpfen."