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Kommen Solaranlagen auf Denkmäler? Allgäuer Heimatpfleger denken um

Umdenken wegen der Energiekrise

Kommen bald Solaranlagen auf Denkmälern? Das sagt ein Allgäuer Heimatpfleger dazu

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    Werden auf Allgäuer Denkmälern (im Bild die Basilika St. Lorenz in Kempten) künftig Solaranlagen installiert?
    Werden auf Allgäuer Denkmälern (im Bild die Basilika St. Lorenz in Kempten) künftig Solaranlagen installiert? Foto: Matthias Becker (Archivbild)

    Aufgrund der stark steigenden Energiekosten überlegen Allgäuer Kommunen, wie sie mittel- und langfristig Gas und Strom einsparen können. Ein wichtiger Faktor sind dabei Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden. Dabei rücken auch denkmalgeschützte Bauwerke in den Fokus – bislang war das weitestgehend verpönt und vielerorts auch baurechtlich verboten.

    Doch selbst Allgäuer Heimatpfleger, die sich für den Erhalt der Stadtbilder einsetzen und Kommunen diesbezüglich beraten, sehen mittlerweile kaum Alternativen zu Photovoltaik-Anlagen in Altstädten: „Grundsätzlich bin ich dafür, aber nur unter bestimmten Voraussetzungen. Klar ist, Solaranlagen auf Denkmälern werden kommen“, sagt der Kemptener Heimatpfleger Tilmann Ritter. Wichtig sei, dass Anlagen auf historischen Gebäuden an die jeweilige Umgebung angepasst werden. „Es macht keinen Sinn, vorschnell etwas aufs Dach zu nageln“, sagt Ritter. Ihm ist vor allem die „farbliche Verträglichkeit“ wichtig.

    Bezirksheimatpfleger: "Keine hohen schwarzen Dachaufbauten auf Denkmälern"

    Diese Bedingung stellt auch Schwabens Bezirksheimatpfleger Christoph Lang: „Es wird keine hohen schwarzen Dachaufbauten auf Denkmälern geben, wie wir sie heute kennen.“ Die Solartechnik mache zurzeit entscheidende Fortschritte. Beispielsweise gibt es Module in der Form von Dachziegeln, die bestehende Ziegel ersetzen oder überdecken können. „Heimat ist für uns das, was sich baulich manifestiert hat, aber es ist auch ein Ort, an dem es sich ökologisch leben lässt“, fasst Lang seine Sichtweise zusammen.

    Solaranlagen auch auf Kirchen?

    Zurückhaltend sind die Heimatpfleger dagegen bei Kirchen. „Bei sakralen Gebäuden bin ich sehr vorsichtig“, sagt Ritter. Dabei gibt es dort Photovoltaik bereits – auch in der Region. In Scheidegg (Westallgäu) wurden bereits vor 21 Jahren Solarmodule am Glockenturm der evangelischen Kirche angebracht. Das war damals ein Novum in Bayern. In Waltenhofen (Kreis Oberallgäu) ist das Flachdach der evangelischen Kirche mittlerweile ebenfalls mit einer Solaranlage bestückt. Allerdings sind beide Gebäude moderne Bauten und keine Denkmäler. Solarpanels auf der Kemptener Basilika oder gar auf Schloss Neuschwanstein kann und will sich Ritter nicht vorstellen.

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    Am Glockenturm der evangelischen Kirche in Scheidegg (Westallgäu) wurden bereits 2001 Solarmodule angebracht.
    Am Glockenturm der evangelischen Kirche in Scheidegg (Westallgäu) wurden bereits 2001 Solarmodule angebracht. Foto: Caroline Mittermeier (Archivbild)

    Genug Flächen in Kempten und Memmingen

    Der Memminger Heimatpfleger Wolfram Arlart glaubt ebenfalls, dass Photovoltaik-Anlagen in der Altstadt die Zukunft sind. Aber er warnt davor, das Stadtbild zu verschandeln: „Eine Lösung wäre, nur Dächer zu nutzen, die vom öffentlichen Raum schlecht oder gar nicht einsehbar sind.“ Das schlägt auch Ritter vor. Sowohl in Memmingen als auch in Kempten gebe es genug Flächen, wo dies problemlos möglich sei.

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    Bezirksheimatpfleger Lang sieht aber vor allem die Kommunen in der Pflicht: „Denkmäler machen nur einen ganz kleinen Teil unserer Städte aus. Es gibt so viele andere Flächen, die sich anbieten würden. Dächer von Industriehallen, Schulen und Hochschulen etwa. Da muss ein Umdenken stattfinden.“

    Wandel braucht noch Zeit

    Doch bevor die Solaranlagen mittelfristig Energiekosten einsparen, müssen die Städte erst einmal kurzfristig investieren. Memmingen plant für den Ausbau auf öffentlichen Gebäuden beispielsweise 600.000 Euro ein. Doch Material und Handwerker sind zurzeit kaum zu bekommen. Zudem müssen die Eigentümer der Denkmäler, seien es Kommunen, Privatpersonen oder Verbände, erst einmal bereit sein, ihre Dächer umzurüsten. Der Wandel brauche noch Zeit, glauben die Heimatpfleger.

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