16 Verkehrsunfälle mit einem Getöteten und sieben Verletzten: Das war die traurige Bilanz an der „Moosbacher Kreuzung“ bei Hawangen (Kreis Unterallgäu) in den zwei Jahren vor dem Bau des Kreisverkehrs im Jahr 2013. Seitdem ist alles anders, sagt Bürgermeister Ulrich Ommer: „Der Kreisel hat eine deutliche Erleichterung gebracht.“ Nach Polizeiangaben hat sich die Zahl der Unfälle in den Folgejahren halbiert, zudem gab es wesentlich weniger Verletzte. Sebastian Zeiger vom Staatlichen Bauamt in Kempten sagt: „Für Unfallschwerpunkte sind Kreisverkehre das Mittel Nummer eins.“
Unfallkommissionen im Allgäu entscheiden sich an Hotspots oft für Kreisverkehr
Kracht es an einer Stelle besonders oft mit schweren Folgen, diskutiert eine der Unfallkommissionen von Städten und Landkreisen den Streckenabschnitt. Dort suchen Kommunen, Polizei und Staatliches Bauamt gemeinsam nach passenden Lösungen. Auch die Interessen von Bürgerinnen und Bürgern finden dabei Beachtung. „Klar ist, Kreisverkehre bremsen aus. Das gefällt nicht allen Autofahrern, aber genau das bringt den Unterschied“, erläutert Zeiger, der die Unfallkommission in Kempten und im Oberallgäu leitet.
Unfälle verliefen durch die niedrigere Geschwindigkeit glimpflicher, sagt auch Stefan Leonhart, Sprecher des Landratsamtes Ostallgäu: „Und Kreisverkehre werden eingesetzt, um den Verkehrsfluss flüssig zu halten. Zum Beispiel in der Nähe von Autobahn-Ausfahrten, um Rückstaus auf die Autobahn zu vermeiden.“
Übersichtlich und weniger schnell: Kreisverkehre wirken im Allgäu besser als Ampeln
Die Kreisel selbst bringen laut Zeiger kaum Gefahren mit sich. Zwar gebe es vor allem in der Anfangsphase, nachdem ein Kreisverkehr installiert wurde, den ein oder anderen Autofahrer, der das Bauwerk übersehe, „aber durch Beschilderung, Lichter und eine Aufschüttung in der Mitte lässt sich das Risiko minimieren“. Ideal ist laut Zeiger außerdem ein Durchmesser von etwa 45 Metern. So hätten die Autofahrer ausreichend Zeit einzufahren und den Blinker rechtzeitig zu setzen, bevor sie den Kreisel wieder verlassen. Ein positives Beispiel: der Kreisverkehr auf Höhe des Wertstoffhofs in Dietmannsried (Kreis Oberallgäu). Neunmal krachte es dort noch ohne Kreisel in den Jahren 2015 und 2016. Nach dem Bau lag die Stelle nicht mehr auf dem Tisch der Unfallkommission. Zeiger: „Wir bemerken einen Unterschied in den Zahlen, je größer ein Kreisverkehr ist. Aber nicht immer reicht der Platz dafür.“
An der Unterzollbrücke in Immenstadt gibt es beispielsweise nicht ausreichend Fläche für einen Kreisverkehr. „Deshalb haben wir uns für eine Lichtanlage entschieden“, sagt Zeiger. Ampeln seien nach Kreisverkehren eine andere Möglichkeit, um die Geschwindigkeit zu minimieren. „Sie bringen aber auch Konfliktpotenzial mit sich. Gerade innerorts, wo viele Fußgänger und Radfahrer unterwegs sind“, sagt Manfred Guggenmos von der Memminger Polizei.
"Kontrollieren mit Nachdruck": Mini-Kreisverkehr in Memmingen entwickelte sich zum Unfallpunkt
Doch auch ein Kreisverkehr ist nicht immer die Lösung aller Probleme. Das zeigt der Mini-Kreisel in der Buxacher Straße im Memminger Westen. Zwar kann man laut Guggenmos die Straße nun besser zu Fuß und mit dem Rad queren, dafür hakt es an anderer Stelle: Autofahrer missachten die Vorfahrtsregeln. Deshalb habe man nachgerüstet. Mit einer Säule in der Mitte des Kreisels, mit Reflektoren und mit einem Stoppschild. „Eine Stoppstelle an einem Kreisverkehr ist ungewöhnlich, aber scheint zu wirken“, sagt Guggenmos.
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Zwei Unfälle gab es, seit das Stoppzeichen im November aufgestellt wurde. Zuvor waren es seit dem Bau des Kreisels im April 2020 insgesamt 20 Zusammenstöße. Zum Vergleich: Ohne Kreisverkehr kam es an dieser Stelle 2018 und 2019 zu sieben Unfällen. Guggenmos sagt: „Außerdem kontrollieren wir hier mit Nachdruck, damit sich die Verkehrsteilnehmer an die neue Situation gewöhnen.“ Allein bei einer Kontrolle zwischen 17. und 19. Januar, bei der die Polizei täglich etwa eine Stunde vor Ort war, ahndete sie 184 Verstöße wegen der Missachtung der Anhaltepflicht. Guggenmos sagt: „Da hilft auch kein Kreisverkehr. Die wichtigste Regel bleibt gegenseitige Rücksichtnahme.“