Für eine optimale Verarbeitung von Milch zu Butter und Käse spielt ihr Fettanteil eine wichtige Rolle. Doch in der ersten Hälfte des Jahres sank dieser Wert bayernweit um 0,03 Prozent auf 4,13 Prozent. Auch bundesweit waren die Zahlen rückläufig und betrugen 4,10 Prozent, wie die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung mitteilt. Was nach einer Marginalie klingt, beschäftigt Fachleute.
"Wir sind uns nicht im Klaren, woran das liegt", sagt Hans-Jürgen Seufferlein, Geschäftsführer des Verbandes der Milcherzeuger Bayern. Im Gespräch mit unserer Redaktion bringt er die Bedeutung des Fettgehalts in einem Satz zum Ausdruck: "Wenn er niedrig ist, braucht man mehr Milch für ein Kilo Butter oder Käse."
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Mögliche Gründe für den gesunkenen Fettanteil in der Milch
Doch woran liegt der aktuelle Rückgang? Mehrere Gründe können eine Rolle spielen, erklärt Elmar Karg, Vorsitzender des Milchwirtschaftlichen Vereins Bayern mit Sitz in Kempten. Vor allem von drei möglichen Faktoren gehe man aus.
Das Wetter:
Bei drückender Hitze, wie sie zuletzt im August auch in unserer Region spürbar war, reduziert sich der Fettgehalt in der Milch. In der Fachliteratur wird von Hitzestress bei den Kühen gesprochen. Die Folgen können generell weniger Milchleistung, aber auch niedrige Milchinhaltsstoffe sein. "Dies erklärt jedoch nicht, weshalb heuer schon im Winter der Fettgehalt einbrach", sagt Seufferlein.
Das Futter:
"Je mehr hochwertiges Gras eine Kuh frisst, desto mehr Fett bildet sie folglich in ihrer Milch", sagt Karg. Das Gras auf den Wiesen im Allgäu sei grundsätzlich von einer "Top-Qualität". Doch in diesem Jahr habe es leichte Eintrübungen gegeben. Grund: Der teils starke und anhaltende Regen im Frühjahr und Frühsommer. Er führte dazu, dass die Bauern teilweise erst Ende Juni zum ersten Mal mähen konnten. "Wenn das Gras aber länger steht, liefert es vereinfacht gesagt nicht mehr so viel Power und Energie", sagt Karg.
Die Milchleistung:
Die Milchleistung pro Kuh steigt seit Jahren. Doch: "Die Fettmenge steige nicht im gleichen Maße wie die Milchmenge", sagte Professor Hubert Spiekers, Leiter des Instituts für Tierernährung und Futterwirtschaft an der Landesanstalt für Landwirtschaft, in einem BR-Interview. Das läge daran, dass für eine Steigerung der Milchmenge Kraftfutter häufig "überproportional eingesetzt" werde. Andererseits gebe es laut Seufferlein Rückgänge längst nicht nur bei vermeintlichen "Turbo-Kühen" beim Fettgehalt zu beklagen, betroffen seien alle Kuh-Rassen. "Wir stellen die Rückgänge vom Braunvieh bis zum Fleckvieh fest."
An der Qualität der Trink-Milch ändert sich übrigens nichts. "Vollmilch hat auch weiterhin einen Fettgehalt von mindestens 3,5 Prozent", sagt Seufferlein.
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