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Auf den Spuren seltener Insekten im Günztal

Naturschutz

Auf den Spuren seltener Insekten im Günztal

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    Der bayern- und deutschlandweit gefährdete Baldrian-Scheckenfalter ist auf extensiv genutzten Mähwiesen im Günztal noch zu finden.
    Der bayern- und deutschlandweit gefährdete Baldrian-Scheckenfalter ist auf extensiv genutzten Mähwiesen im Günztal noch zu finden. Foto: Cinja Schwarz

    Wie gut funktioniert der bestehende Biotopverbund für Insekten? Wie kann Grünland insektenfreundlich bewirtschaftet werden? Wie steht es um die Artenvielfalt auf extensiv bewirtschafteten Wiesen? Diese und andere Fragen sollen im Verbundprojekt „Insektenfreundliches Günztal – naturschonende Grünlandbewirtschaftung im Biotopverbund“ der Stiftung Kulturlandschaft Günztal und den Universitäten Osnabrück und Halle-Wittenberg in den nächsten Jahren beantwortet werden. Nachdem vergangenes Jahr Heuschrecken und Tagfalter untersucht wurden, werden derzeit Wildbienen und Zikaden im Günztal erfasst.

    Biotop für Insekten optimieren

    Mit dem Start des Projekts im Jahr 2020 begannen auch die begleitenden Forschungsarbeiten, die dazu beitragen sollen, den bestehenden Biotopverbund für Insekten zu optimieren. Derzeit gelten laut Bundesamt für Naturschutz 40 Prozent aller heimischen Insektenarten als gefährdet oder ausgestorben. Bayernweit sind beispielsweise 60 Prozent der Tagfalterarten und 54 Prozent der Heuschreckenarten in ihrem Bestand gefährdet. „Der Insektenschutz spielt zunehmend eine wichtige Rolle, um unsere heimische Artenvielfalt und die Funktionsfähigkeit unserer Ökosysteme zu bewahren“, unterstreicht Umweltwissenschaftlerin und Projektmanagerin Dr. Deniz Uzman.

    Nach ihren Worten ist artenreiches Grünland wie im Günztal für viele Insekten überlebenswichtig. Hier gebe es eine Vielzahl blühender heimischer Pflanzen wie Hornklee, Schlangenknöterich oder den Kriechenden Günsel, von deren Nektar und Pollen sich Wildbiene sowie Schmetterling und Co. ernähren. In der Pflanzendecke finden außerdem viele Insekten Deckung und legen ihre Eier ab, damit im nächsten Jahr ihre Nachkommen schlüpfen können. Gesichert wird diese Form des Grünlands durch eine extensive Nutzung als Heu- oder Streuwiese und durch Förderung im Rahmen von Vertragsnaturschutzprogrammen oder Agrarumweltmaßnahmen.

    Untersuchungen zwischen Günzburg und Günzach

    Um den Ausgangszustand der Insektenvielfalt auf diesen Flächen zu erfassen und den Biotopverbund im Günztal für die Sechsbeiner zu optimieren, sind seit vergangenem Jahr zwei Forschungsgruppen der Universität Halle-Wittenberg und der Universität Osnabrück im Einsatz. Unter der Leitung von Professor Dr. Robert Paxton und Professor Dr. Thomas Fartmann werden zwei Ebenen der biologischen Vielfalt betrachtet: Die Artenvielfalt und die genetische Vielfalt. Untersucht werden dazu im Rahmen des Projekts vier Insekten-Gruppen: Tagfalter, Heuschrecken, Wildbienen und Zikaden. Die Untersuchungen finden auf 40 Flächen zwischen Günzburg und Günzach statt, die freundlicherweise von Landwirten, privaten Eigentümern, Gemeinden und dem Bund Naturschutz zur Verfügung gestellt wurden. „Zusätzlich zu den Insektenarten untersuchen wir auch die Lebensraumbedingungen für die Insekten in der Landschaft, wie zum Beispiel das Blütenangebot auf den Wiesen oder auch die räumliche Vernetzung der Flächen untereinander“, beschreiben Cinja Schwarz und Florian Fumy von der Universität Osnabrück ihre wissenschaftlichen Aufgaben. Die Ergebnisse der Untersuchungen sollen in der zweiten Projekthälfte ab 2023 als Grundlage dafür dienen, die Lebensräume der Insekten und damit den Biotopverbund im Günztal zu verbessern.

    Während die Wildbienen- und Zikadenarten derzeit noch erfasst werden, gibt es bereits erste Ergebnisse für Tagfalter und Heuschrecken: 46 Tagfalter- und 21 Heuschreckenarten wurden auf den extensiv genutzten Mähwiesen entlang der Günz bestimmt. Darunter befinden sich auch seltene Arten wie die Kleine Goldschrecke, der Baldrian-Scheckenfalter und der Rotklee-Bläuling.

    Das Projekt „Insektenfreundliches Günztal“ ist Teil des Bundesprogramms für Biologische Vielfalt und wird vom Bundesamt für Naturschutz und vom Bayerischen Naturschutzfonds gefördert.

    Lesen Sie auch: So wappnet sich das Günztal gegen Fluten

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