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Volksbegehren "Rettet die Bienen" in Bayern: Was hat’s im Allgäu gebracht?

Umweltinitiative

Rettet die Bienen: Was hat’s im Allgäu gebracht?

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    Auch um Bienen ging es 2019 beim Volksbegehren.
    Auch um Bienen ging es 2019 beim Volksbegehren. Foto: Jan Woitas, dpa

    Es war das bislang erfolgreichste Volksbegehren in Bayern: 1,7 Millionen Wählerinnen und Wähler unterstützten vor vier Jahren das „Volksbegehren Artenvielfalt – Rettet die Bienen“. 18 Prozent der Wahlberechtigten forderten die Staatsregierung darin auf, mehr für den Naturschutz zu tun. Doch was hat sich seither getan? Zu wenig, monieren Naturschützer. Landwirte ärgern sich dagegen über aus ihrer Sicht unsinnige Vorgaben.

    „Eines der wichtigsten Ziele ist eine Verbesserung des Biotopverbundes. Bis 2030 soll er 15 Prozent des Offenlandes betragen. Von einer solchen Vernetzung sind wir weit entfernt – auch im Allgäu“, sagt Thomas Frey, Regional-Referent des Bund Naturschutz. So werde weiterhin an vielen Gewässern bis zum Ufer intensiv bewirtschaftet. Somit könnten keine Biotope entstehen. In der Pflicht sieht Thomas Frey dabei auch die Städte und Gemeinden: „Sie könnten geeignete Randstreifen kaufen und Landwirten Ausgleichsflächen anbieten.“

    Ministerin Kaniber kritsiert "Unwissenheit" des Aktionsbündnisses

    Zuletzt hatte auch Agnes Becker als Beauftragte des Volksbegehrens kritisiert, dass noch nicht einmal auf den staatlichen Flächen die vorgeschriebene Bioquote erreicht werde. Dagegen wehrte sich Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU): Der Ökoanteil bei den bayerischen Staatsgütern betrage bereits 30 Prozent. „Es ist enttäuschend, wie schlecht Teile des Aktionsbündnisses über die zahlreichen Aktivitäten der Staatsregierung Bescheid wissen“, sagte sie.

    Ein gelungenes Beispiel für einen Biotopverbund ist für Frey ein neu entstandener Auwaldbereich nahe eines Kieswerks in der Nähe von Iller und Rauhenzeller See im Oberallgäu. Davon profitiere unter anderem die Gelbbauchunke, eine seltene Amphibie. „Da haben die Stadt Immenstadt und das Wasserwirtschaftsamt sehr gut zusammenarbeitet“, sagt Frey. Zur Vernetzung von Biotopen trage der Biber bei, bricht Frey eine Lanze für das umstrittene Nagetier: „Wo er Biotope aufstaut, explodiert die Artenvielfalt.“

    Ebenfalls „massive Defizite bei der Umsetzung“ sieht Frey beim Moorschutz. „Wir brauchen viel mehr zusammenhängende Flächen, um sie wiedervernässen zu können.“ Es bedürfte einer ökologischen Flurbereinigung, bei der Grundstücksbesitzer für geeignete Flächen attraktive andere Grundstücke erhalten. Positiv sei die Arbeit des Zweckverbandes „Allgäuer Moorallianz“ zu bewerten.

    Allgäuer Landwirte wehren sich gegen "Walz-Verbot"

    Für Kritik unter Allgäuer Landwirten sorgt indes das „Walz-Verbot“ für Grünland nach dem 15. März. Das Walzen von Weideflächen dient dazu, dass der Boden sich nach dem Winterfrost wieder verfestigen kann und die Wurzelbildung angeregt wird. Ziel des Walzverbotes ist es, Nester von Wiesenbrütern zu schützen. „Wo der Wiesenbrüter ansässig ist, macht das auch Sinn“, sagt der Oberallgäuer BBV-Kreisobmann Andreas Hummel. „Aber wir sind gegen ein flächendeckendes Verbot ab einem ´bestimmten Datum. Vegetation lässt sich nicht planen.“ Positiv bewertet er, dass sich nach dem Volksbegehren die Mäh-Technik weiterentwickelt hat. „Es geht noch mehr um die Frage, wie kann man wildtier- und insektenschonend mähen.“

    Luft nach oben sehen Naturschützer auch bei der Ausweitung des Ökolandbaus. Er soll bis 2030 mindestens 30 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche Bayerns betragen. Aktuell liegt der Anteil Bio-Bauern in Bayern bei etwa 13 Prozent. „Unsere zentrale Forderung ist, mehr öffentliches Geld für die öffentliche Leistung, die Bio-Betriebe erbringen. Bio ist Mehrwert für die Gesellschaft“, sagt Frey. Der Anteil der Bio-Betriebe verteilte sich 2019 im Allgäu laut Landwirtschaftministerium wie folgt: Kreis Lindau (26.5 Prozent), Oberallgäu (22,9), Ostallgäu (21,1) und Unterallgäu (12,4).

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