Die Nachricht sorgte nicht nur in der Flugbranche für Wirbel. Ryanair hat am Donnerstag angekündigt, sein Flugangebot in Deutschland drastisch zu verkleinern. In Dortmund, Leipzig und Dresden stellt die Airline ihren Betrieb nach dem Winter komplett ein, in Hamburg wird mehr als die Hälfte der Flugverbindungen gestrichen, auch an anderen Flughäfen sollen künftig seltener Ryanair-Flieger abheben.
Als Grund für den Sparkurs nennt die BIlligairline die immer höheren Kosten in Deutschland. Erst kürzlich hatte die Bundesregierung die Luftverkehrssteuer um 24 Prozent angehoben, hinzu kommen gestiegene Sicherheitsgebühren an vielen Flughäfen. „Wir verdienen pro Passagier im Schnitt zehn Euro“, sagte Ryanair-CEO Eddie Wilson in einem Gespräch mit der Welt. „Wenn ein Flughafen schon 15 Euro verlangt, wenn ein Passagier durch einen blöden Metalldetektor läuft – was denken Sie, was wir dann tun?“
Ryanair-CEO: Verhandeln mit Memmingen über Konditionen
Insgesamt wird Ryanair im kommenden Sommerflugplan in Deutschland 1,8 Millionen Plätze weniger als bisher anbieten. Aber was heißt das für den Flughafen Memmingen, der zuletzt stark wuchs und auch Dank des ausgebauten Angebots von Ryanair inzwischen in den Top Ten der deutschen Verkehrsflughäfen ist?
Für Memmingen könnte der Sparkurs des irischen Billigfliegers womöglich sogar eine Chance bedeuten. Im Welt-Gespräch sagte Wilson, dass er sich an einigen kleineren deutschen Flughäfen auch ein Wachstum vorstellen könne. Darunter sei etwa Hahn, wo man eventuell ein weiteres Flugzeug stationieren werde. Auch mit den Flughäfen in Baden-Baden und eben in Memmingen verhandle man derzeit über die Konditionen. „Diese kleinen Flughäfen haben verstanden, dass sie in einem Kosten-Wettbewerb mit ganz Europa stehen“, so der Ryanair-Chef.
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Allgäu Airport in Memmingen erwartet rund 15 Prozent Wachstum kommendes Jahr
Gibt es in Memmingen also künftig statt weniger künftig sogar mehr Ryanair-Flüge? Am Allgäu Airport selbst wollte man sich zu den Aussagen Wilsons am Freitag nicht konkret äußern, ebensowenig zu den angesprochenen Verhandlungen. Eine Sprecherin verwies auf eine Pressemitteilung des Flughafens vom Donnerstag: Demnach sei der Memmingen Airport nicht unmittelbar von den Kürzungsplänen betroffen "und rechnet für 2025 weiterhin mit einem Passagierwachstum von rund 15 Prozent".
Der Memmingen Airport appellierte in der Mitteilung zugleich an die Bundesregierung, "dringend Reformen einzuleiten, um die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Luftverkehrs zu sichern". Hohe staatliche Abgaben und mangelnde Wettbewerbsfähigkeit führten dazu, "dass internationale Airlines den deutschen Markt zunehmend meiden".