Ein Mensch schwimmt im Wasser, geht auf einmal unter - und taucht nicht mehr auf.
Erst im Juni ist es im Unterallgäu zu einem tragischen Unfall gekommen, bei dem ein 22-Jähriger starb. Immer wieder passiert es, dass es beim Schwimmen zu Notfällen kommt. Wie man in solchen Situationen als Betroffener im Wasser oder als Augenzeuge an Land am besten handelt, haben wir Jürgen Bonnemann gefragt. Er ist Pressesprecher und Einsatzleiter der Wasserrettung bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Memmingen/Unterallgäu.
Sicher schwimmen: Was tun bei einem Krampf?
"Bei einem Krampf im Wasser hilft es grundsätzlich, den Muskel zu überstrecken", sagt Bonnemann. Am einfachsten sei es, sich auf den Rücken zu legen und dann den Muskel zu dehnen. "Bei einem Krampf im Unterschenkel oder unteren Körperbereich hilft es, die Zehen anzuziehen. Ist der Oberschenkel im vorderen Bereich betroffen, sollte man dagegen die Fersen ans Gesäß ziehen", erläutert er.
Sicheres Baden: Diese Regeln sollten Schwimmer beachten
Würde sich jeder an sie halten, so gebe es laut dem Einsatzleiter der Wasserrettung deutlich weniger Unfälle: die Baderegeln der DLRG. Eine davon lautet: "Wenn ich mich unwohl fühle, gehe ich nicht schwimmen." Einer der größten Fehler, die ein Badegast begehen könnte, ist Bonnemann zufolge, die eigenen Kräfte zu überschätzen. Immer wieder sehe er in seinem Wachdienst, dass Menschen quer über den ganzen See schwimmen müssten. "Da stellen sich mir die Haare auf", sagt er. "Wenn jetzt mittendrin etwas passiert, wenn ich zum Beispiel das Bewusstsein verliere und untergehe, dann wird es spätestens nach fünf Minuten lebensgefährlich."
Nichtschwimmer oder ungeübten Schwimmern rät er deswegen, im Uferbereich zu bleiben. Auch Senioren im fortgeschrittenen Alter empfiehlt er, nicht allzu weit in den See zu schwimmen. Und wer betrunken ist, soll am besten gar nicht ins Wasser, so der Einsatzleiter.
Das sind die zehn Baderegeln der DRLG:
- "Gehe nur zum Baden, wenn du dich wohlfühlst. Kühle dich ab und dusche, bevor du ins Wasser gehst."
- "Gehe niemals mit vollem oder ganz leerem Magen ins Wasser."
- "Gehe als Nichtschwimmer nur bis zum Bauch ins Wasser."
- "Rufe nie um Hilfe, wenn du nicht wirklich in Gefahr bist, aber hilf anderen, wenn sie Hilfe brauchen."
- "Überschätze dich und deine Kraft nicht."
- "Bade nicht dort, wo Schiffe und Boote fahren."
- "Bei Gewitter ist Baden lebensgefährlich. Verlasse das Wasser sofort und suche ein festes Gebäude auf."
- "Halte das Wasser und seine Umgebung sauber, wirf Abfälle in den Mülleimer."
- "Aufblasbare Schwimmhilfen bieten dir keine Sicherheit im Wasser."
- "Springe nur ins Wasser, wenn es frei und tief genug ist."
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Wie reagieren, wenn ich einen Schwimmer in Notlage sehe?
"Als Allererstes den Notruf absetzen und die Rettungskräfte alarmieren", sagt Bonnemann. "Das ist das oberste Gebot." Den Rettern der Wasserwacht oder der DLRG helfe man am besten, indem man sich möglichst genau die Unfallstelle merkt und diese beschreibt. Zum Beispiel: "Am Ufer gegenüber befindet sich ein Haus, auf der Linie zwischen beiden Ufern ist er untergegangen" oder "Er wollte von einem Steg zum anderen schwimmen". Bonnemann informiert: "Alle Beschreibungen, die das Auffinden schneller machen, helfen."
Nach dem Notruf: Ins Wasser gehen und selber versuchen zu retten?
Wer sich dazu entscheidet, angesichts einer Notlage selbst einen Rettungsversuch zu starten, muss laut Bonnemann in einer wesentlichen Frage unterscheiden, nämlich: "Befindet sich der Kopf noch an der Wasseroberfläche oder nicht?"
Er sagt: "Ist er noch an der Wasseroberfläche, sollte man ihn nicht direkt anschwimmen." Aus Panik würden Betroffene nach allem greifen, was ihnen Halt gebe. "Wenn ich dann selber kein allzu sicherer Schwimmer bin, gehen beide unter."
Was ist also der bessere Weg in so in einer Situation? "Handtuch, Badeanzug oder im besten Fall eine Poolnudel schnappen und dadurch den Abstand zu dem Menschen verringern, da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt", zählt der Allgäuer Rettungsdienstler auf. "Das Ende dann dem Schwimmenden zuwerfen, damit er sich dran festhalten und beruhigen kann. Sollte er dann bewusstlos werden, kann ich ihn mir immer noch schnappen."
Jemanden unter Wasser retten? Selbstschutz steht an erster Stelle
Was soll man tun, wenn man sieht, wie jemand gerade untergegangen ist? Für Laien sei diese Situation schwierig, da die Sicht ohne Taucherbrille zwischen null und zwei Metern liege. "Ein weiteres Problem ist, dass unsere Allgäuer Seen mit zunehmender Tiefe sofort eiskalt werden. Wenn ich kein geübter Schwimmer bin, nimmt es mir sofort die Luft weg", sagt Bonnemann. Auch hier sagt er: "Wer sich das zutraut, okay, aber ansonsten geht Eigenschutz vor."
Aufblasbare Gegenstände unterstützen bei der Rettung
Nicht nur bei Kindern gilt: "Alles, was aufblasbar ist, hilft." Das können auch bei Erwachsenen Schwimmwesten, Schwimmflügel, Gummitiere oder Luftmatratzen sein. Sind die aus festerem Stoff, können sie auch von Kindern nicht so leicht kaputt gemacht werden, weiß der DLRG-Pressesprecher. Gerade Feststoffwesten mit Auftrieb helfen bei einer Krisensituation dabei, nicht mit dem Kopf unter Wasser zu geraten, erklärt er. Kaufen könne man sie häufig sowohl in den Supermärkten als auch im Sportfachhandel.
Dennoch: "Aufblasbare Schwimmhilfen bieten keine Sicherheit im Wasser! Lediglich im Notfall können diese eine Rettung unterstützen." Als Beispiel nennt Bonnemann die Rettungsboje. "Die kommt jetzt gerade relativ neu auf. Das ist eine spezielle Schwimmboje mit Rettungsleine, die man sich mit einem Gürtel umschnallen kann und die sich per Auslöser selbst aufbläst."

"Diese Bojen retten nicht aktiv", sagt Bonnemann. "Aber wenn mir schlecht wird und es zu einer gefährlichen Situation kommt, kann ich mich zumindest solange daran festhalten, bis Hilfe kommt." Im Internet findet man diese Bojen unter dem Namen "Restube".
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