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Sissi zieht’s in die weite Welt

Füssen/Marktoberdorf

Sissi zieht’s in die weite Welt

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    Anna Hofbauer
    Anna Hofbauer Foto: Ralf Lienert

    Das dürfte Füssener Ludwig-Musical-Fans tief ins Herz treffen: Anna Hofbauer, die seit 2016 über 100 Mal als Kaiserin Elisabeth (Sissi) auf der Festspielhaus-Bühne stand, verlässt überraschend die Erfolgsproduktion. Mit vier Shows Mitte Juni wird sie sich verabschieden. Vorher wird die 30-Jährige nochmals als „Päpstin“ zu sehen sein. „Ich habe im Festspielhaus eine tolle Zeit gehabt und werde die Erlebnisse immer im Herzen tragen“, sagt die Sopranistin, die in Marktoberdorf aufwuchs. Sie möchte neue künstlerische Wege einschlagen. „Es tun sich gerade viele Türen für mich auf in Film, Fernsehen und Schauspiel“, sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung.

    Aktuell steht Hofbauer in Hamburg für eine ZDF-Vorabendserie vor der Kamera, in der sie eine wiederkehrende Episoden-Hauptrolle hat. Mehr dürfe sie nicht verraten. Im Mai und Juni spielt sie in Neunkirchen die Janet in „The Rocky Horror Show“. Via Facebook hatte die Sängerin ihren Abschied vom Ludwig-Musical mitgeteilt. „Ich bin mit dem Stück und der Rolle durch Höhen und Tiefen gegangen, wir haben gemeinsam gelacht, geweint, wussten teilweise nicht, wie es weitergehen soll, und doch haben wir den König jeden Abend wieder aufleben lassen.“ Schon als 18-Jährige stand sie im (ersten) Füssener Ludwig-Musical im Ensemble auf der Bühne. Später, in der Kemptener Fassung des Ludwig2-Musicals, spielte sie Prinzessin Sophie. Insgesamt brachte es Hofbauer seitdem auf über 400 Ludwig-Auftritte. „Ich liebe das Stück, und das Festspielhaus ist ein bisschen wie meine Heimat“, betont sie im Gespräch.

    Für Irritationen bei Füssens Theaterdirektor Benjamin Sahler hatte besonders eine Passage in der Facebook-Nachricht gesorgt. „Nach langwierigen Vertragsgesprächen ist es nun so, dass ich euch leider mitteilen muss, dass Ludwig nun zwar ein Pferd auf der Bühne haben wird, allerdings werde ich nicht mehr als Sissi da sein“, schrieb Hofbauer an ihre Fans. Dadurch entstehe der Eindruck, das Festspielhaus habe die Sopranistin aussortiert – wegen eines Pferdes. Wie berichtet überlegt Sahler, einen Schimmel in die Ludwig-Inszenierung einzubauen. Ein ehemaliges Zirkuspferd soll in einer Traumszene mit dem König auftreten. „Ob das Pferd kommt, steht aber noch gar nicht fest“, sagt der Theaterdirektor. „Das Musical ist in sich stimmig und braucht kein Pferd“, findet dagegen Hofbauer. Doch um den Vierbeiner gehe es ihr gar nicht. „Ich bin neugierig auf Neues und möchte noch Vieles ausprobieren.“

    Die Rahmenbedingungen bei den Vertragsverhandlungen hätten nicht gepasst. Dabei sei es nicht nur um die Höhe ihrer Gage gegangen. Dass Hofbauer ihre Karriere vorantreiben will, kann Sahler verstehen. Gegen Fernsehen oder Film tue er sich jedoch schwer. Es sei wie im Fußballgeschäft: „Wir bauen Spieler auf, und irgendwann kommen Bayern oder Dortmund und kaufen sie weg.“ Das Festspielhaus erhalte keine Zuschüsse und könne nur das ausgeben, was hereinkomme. Der finanzielle Spielrahmen sei klein und die Gelder müssten gerecht verteilt werden.

    Hofbauer sei ein Teil der Füssener Musical-Familie. „Wir sind zusammen groß geworden und haben gegenseitig voneinander profitiert.“ Den Part der Sissi im Ludwig-Musical werden Nicole Ciroth, Misha Kovar (früher Michaela Kovarikova) und Kristin Backes übernehmen, kündigt Sahler an.

    Die anspruchsvolle Hauptrolle in der „Päpstin“ sei Hofbauer auf den Leib geschrieben. 9000 Besucher hatten das Historiendrama im vergangenen Herbst in Füssen erlebt. Ab 12. April stehen weitere sieben Vorstellungen mit Hofbauer an. Für die Vorstellungen im Theaterhaus Stuttgart im August hat Sahler einen Ersatz gefunden. Ende November ist die Produktion erneut in Füssen zu sehen. Sahler würde sich freuen, wenn Hofbauer wieder dabei wäre. Generell schließt die Sängerin eine Rückkehr nach Füssen nicht aus: „Es ist kein Tschüss für immer. Es ist ein ‚Auf Wiedersehen’.“

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