Dunkel dräuen die Wolken am Himmel über dem ESV Kaufbeuren, könnte ein Impressionist die Lage der Joker nach der Niederlagenserie in der DEL2 beschreiben. Doch es gibt auch helle Streifen am Horizont: Denn der Kaufbeurer Nachwuchs sorgt derzeit auf verschiedenen Ebenen für positive Nachrichten. Die U17 und die U20 haben vorzeitig die Meisterrunde erreicht, zwei Spieler waren bei der U20-WM dabei, eine ganze Reihe von Youngstern hilft mit ansprechenden Leistungen in der personell gebeutelten DEL2-Mannschaft aus und Philipp Krauß wurde nun in der Liga ausgezeichnet. „Darüber freue ich mich natürlich“, meint der 20-Jährige.
Talentförderung ist nachhaltig
Der ESVK setzt schon länger auf seine Nachwuchsförderung, betont Geschäftsführer Michael Kreitl immer wieder. Das sorge auch für eine gewisse Bindung an den Verein. Zudem müsse Kaufbeuren diesen Weg auch aus finanziellen Gründen gehen, da Großsponsoren fehlen. Doch die Talente in den eigenen Reihen zahlen auch zurück: Die U17 hat bereits die Meisterschaftsrunde erreicht und die U20 nicht nur den Klassenerhalt vorzeitig gesichert und damit die Play-offs erreicht, sondern zuletzt zweimal den Klassenprimus Mannheim in dessen eigenem Stadion besiegt. Dazu beigetragen haben Paul Mayer, der als 16-Jähriger noch für die U17 spielberechtigt ist, sowie die Leistungsträger der U20, Maximilian Hops (19), Johannes Krauß (19) und Leon van der Linde (18). Alle vier Spieler standen heuer auch schon für die Joker auf dem Eis.
Nachwuchsteams spielen in Topligen
Das gilt ebenfalls für die beiden 19-jährigen Yannik Burghart und Markus Schweiger. Beide waren kürzlich bei der Weltmeisterschaft der U20 im kanadischen Edmonton dabei – Schweiger sogar zum zweiten Mal. Und zum Stammpersonal gehört auch noch Philipp Krauß – der ältere Bruder von Johannes. Der 20-Jährige wurde zum Jahresbeginn als U21-Förderlizenzspieler des Monats Dezember in der DEL2 ausgezeichnet. „Unsere Nachwuchsarbeit läuft sehr gut“, lobt Krauß, der bis auf ein kurzes Intermezzo in Lindau seit 2014 für den ESVK spielt. „Denn die Kaufbeurer Teams spielen alle in Topligen und dort können wir auch mit den großen Clubs mithalten“, erklärt er weiter. Und angesichts des hohen Niveaus beim ESVK und der umsichtigen Betreuung habe auch keiner, „das Bedürfnis wegzugehen“, lobt Krauß. Doch sei es wohl nicht möglich, mit Talenten das Investitionsvolumen größerer Clubs aufzuwiegen. Aber der Erfolg mit eigenen Spielern sei nachhaltiger: „Da kann der Verein sehr stolz darauf sein.“
Toreschießen derzeit ein Manko
Krauß lässt derzeit für seine Karriere sein Studium zum Wirtschaftsingenieur ruhen – und der Erfolg scheint ihm recht zu geben. „Eine Auszeichnung ist ja nie etwas Schlechtes, aber man darf das auch nicht überbewerten“, schränkt er ein. Schließlich sei der Kreis der Förderspieler in der DEL2 mit 28 begrenzt. Und so richtig ist er mit seiner Leistung nicht zufrieden: Bislang hat er in der laufenden Saison bereits 13 Assists geliefert – 2020/21 waren es nur zehn. „Aber die zwei Tore bis jetzt sind ausbaufähig“, stellt er angesichts der zehn Treffer in der vorigen Saison fest. Das ist auch das momentane Manko des ESVK: „Zwei bis drei Tore pro Spiel sind zu wenig, um zu gewinnen.“ Eine Erklärung dafür hat Krauß nicht: „Das macht ja niemand mit Absicht.“ Dazu kommen Pech, Pfosten- oder Lattentreffer oder ein guter gegnerischer Torwart. Und das Ganze gehe natürlich auch ans Selbstvertrauen.
Englische Woche für die Joker
„Aber ich hoffe, dass bei mir noch ein paar Tore dazukommen“, sagt Krauß optimistisch. Und in der Mannschaft werde auch noch der Knoten platzen. „Wir brauchen mehr dreckige Tore“, fordert Krauß – am besten schon am Mittwoch in Freiburg (die Partie wurde am Dienstag aber erneut abgesagt). Gegen den EHC hätte Kaufbeuren als Erstes antreten sollen, diese Woche folgen noch die Partien gegen Bad Tölz und in Kassel.
EHC Freiburg (Mittwoch, 12. Januar, 19.30 Uhr) - das Spiel wurde erneut abgesagt!
- Drei Spiele hat der EHC coronabedingt absagen müssen – darunter auch die Partie gegen den ESVK. Die soll nun am Mittwoch nachgeholt werden. Während die Joker personell aus diversen Gründen geschwächt sind, werden die Wölfe fast direkt aus der Quarantäne kommen – ob ausgeruht oder noch angeschlagen, wird sich ab 19.30 Uhr in der Echte Helden Arena zeigen. Für das Stadion hat der EHC übrigens seinen Mietvertrag gekündigt.
EC Bad Tölz (Freitag, 14. Januar, 19.30 Uhr, Erdgas Schwaben Arena)
- Die Tölzer Löwen rangieren unmittelbar vor dem ESV Kaufbeuren in der Tabelle – ein Sieg wäre für die Joker also gut, um den Anschluss an den EC herzustellen oder zumindest zu halten. Die Tölzer holten zuletzt einen etwas mühsamen Sieg gegen Selb, waren davor aber auch personell von der Pandemie betroffen. Dafür hat der Topscorer und Stratege der Wölfe, der 38-jährige Lubor Dibelka, kürzlich seinen Vertrag um ein Jahr verlängert.
EC Kassel Huskies (Sonntag, 16. Januar, 18.30 Uhr, Eissporthalle)
- Die Huskies sind derzeit fünfter und starteten mit zwei Niederlagen ins neue Jahr. Allerdings beschlossen sie das Alte mit fünf Siegen und gewannen zuletzt – wenn auch mühsam – 2:1 gegen Bayreuth. Der Vizemeister will sich wieder nach oben orientieren. Dafür muss er aber, ebenso wie der ESVK, mehr Tore schießen – die seit dieser Saison auf einem Videowürfel unter dem Dach der renovierten Eissporthalle gezeigt werden.