Der Kampf um die Podestplätze beim Skiflug-Weltcup in Oberstdorf wurde zu einem österreichisch-slowenischen Dauerduell – mit einer Zwischengrätsche aus Polen. Am Sonntag setzte sich der Slowene Timi Zajc an die Spitze der Skiflieger-Elite mit Sprüngen auf 211,5 und 232 Meter vor dem Polen Piotr Zyla (218,5/221 Meter) und dem Österreicher Stefan Kraft (212/222,5 Meter).

Skifliegen in Oberstdorf: Zajc und Kraft landen ganz vorne
Fast wäre das Weltcup-Wochenende in Oberstdorf zu Kraft-Festspielen geworden. Der 28-Jährige hatte das Springen am Samstag für sich entschieden, vor Zajc und dem Überraschungszweiten Ziga Jelar (Slowenien). Enttäuscht war dagegen Lokalmatador Karl Geiger (214/203 Meter). Der Oberstdorfer wurde an beiden Tagen Neunter. „Das war ein ruppiger Tag für mich“, sagte der Oberstdorfer nach dem Springen am Sonntag. „In der Quali hab ich ganz schön geschwitzt. Auch wenn es im zweiten Durchgang dann besser war, aber so richtig klargekommen bin ich hier wieder nicht.“
Karl Geiger bleibt im Gesamtweltcup hinter Ryoyu Kobayashi
Damit verpasste es Geiger auch, mit Blick auf den Gesamt-Weltcup Punkte auf den Japaner Ryoyu Kobayashi gutzumachen. Vor dem Weltcup-Finale am kommenden Wochenende in Planica (Slowenien) liegt der Allgäuer 66 Punkte hinter Kobayashi – die Chancen auf den Gesamtsieg sind geringer geworden. An vorzeitige Aufgabe denkt Geiger aber nicht. „In Planica kann man im Flug schon nochmal ein bisschen mehr Gas geben“, meinte Geiger. „Das verträgt diese Schanze hier in Oberstdorf nicht. Es war einfach zu wenig an diesem Wochenende. Wenn ich nochmal rankommen will, muss ich in Planica ganz vorne reinspringen.“
Bundestrainer Stefan Horngacher sieht noch Chancen für Geiger
Ähnlich sah es Bundestrainer Stefan Horngacher. „So ein Heimweltcup ist ja auch immer ein kleiner Rucksack. Aber Karl ist nach wie vor in einer guten Form“, sagte Horngacher im ZDF. „Planica liegt ihm deutlich besser. Da geht schon noch was."

Punktgleich mit Geiger auf Platz neun landete Markus Eisenbichler (Siegsdorf). Der 30-Jährige haderte mit den Bedingungen im Stillachtal. „Ich hatte, glaube ich, mit die schlechtesten Verhältnisse. Aber über die Windkompensation bin ich trotzdem froh, sonst wäre ich irgendwo ganz weit hinten gelandet“, sagte Eisenbichler, der anregte, den „Windkorridor enger zu stricken“.
Optimale Bedingungen hatte dagegen der Slowene Domen Prevc in der Qualifikation am Sonntag vorgefunden. Mit 242,5 Metern stellte der 22-Jährige einen neuen Schanzenrekord auf. In den beiden Wettbewerben lief es dagegen nicht so gut für Prevc (Platz 27 und 18).
Emotionen am Samstag: Richard Freitag verkündert Karriereende
Für den emotionalen Höhepunkt aus deutscher Sicht hatte Richard Freitag gesorgt. Vor dem Wettkampf am Samstag verkündete der DSV-Adler sein Karriereende. „In den letzten Wochen ist mir klargeworden, dass ich trotz großen Engagements meine persönlichen Ziele nicht mehr erreichen kann“, sagte der 30-jährige Sachse. Zu Freitags größten Erfolgen zählt Olympia-Silber mit der Mannschaft bei den Spielen 2018 in Pyeongchang, Zuletzt ging er aber nur noch im Continental-Cup an den Start.
Für seinen Abschied hatte sich Freitag jedenfalls den passenden Rahmen ausgesucht. Erstmals seit über zwei Jahren waren wieder Zuschauer bei einem Wintersport-Großereignis in Oberstdorf. 8500 Fans verfolgten den Wettkampf am Samstag, am Sonntag kamen 6500 Zuschauer an die Heini-Klopfer-Skiflugschanze.
Markus Söder besucht die Heini-Klopfer-Skiflugschanze
Unter den Zuschauern war auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, der den Organisatoren und Helfern dankte und auch die Siegerehrung vornahm. Zuvor hatte Söder die Schanzenanlage und das Stadion erkundet - begleitet von einem Tross an Sicherheitsbeamten und weiteren Politikern wie der Bundestagsabgeordneten Mechthilde Wittmann oder Oberstdorfs Bürgermeister Klaus King.