Die Saison in der Squash-Bundesliga ist zu Ende gegangen, wie sie auch schon für den 1. SC Kempten (4. Platz/10 Punkte) begonnen hatte: Mit zwei klaren Niederlagen. 0:4 verloren die Allgäuer zu Hause gegen BW Worms (1./26) und 1:3 beim 1. SC Karlsruhe. Es war eine Saison mit Höhen und Tiefen. Allerdings überwogen die Tiefen am Ende deutlich. Vorsitzender und Manager Dietmar Jürschik sagt: „Die Runde ist natürlich nicht so gut gelaufen wie im vergangenen Jahr, als wir die Qualifikation für die Endrunde um die deutsche Meisterschaft geschafft haben. Aber ich bin unter dem Strich mit Platz vier zufrieden.“
Kempten hatte schon vor dem Finalwochenende nur noch eine rein rechnerische Chance auf Platz drei, was die Teilnahme zur Endrunde ermöglicht hatte. Der Terminplan der PSA (Professional Squash Association) tat letztlich das Übrige. Kemptens Nummer 1, der spanische Profi Iker Pajares Bernabeu (Nummer 24 der Weltrangliste) und die Nummer 2, der Schweizer Yannick Wilhelmi (WRL 60) trafen zwei Tage vor dem Spieltag bei einem hoch dotierten Weltranglisten-Turnier in Manchester/England direkt im Achtelfinale aufeinander. Der Spanier setzte sich knapp in fünf Sätzen durch und spielte demzufolge am vergangenen Freitag im Viertelfinale. „Damit war klar, dass Iker nicht Bundesliga spielen kann“, so Jürschik.
„Yannick hat sich am Freitag in den Flieger nach Zürich gesetzt und ist am Samstagmorgen mit dem Auto nach Kempten gefahren. Im Sport wird viel von Belastungssteuerung geredet. Die musste bei Yannick in den Hintergrund treten. Dass er letztlich nicht völlig fit an den zwei Tagen an Position 1 in den Court ging, ist nachvollziehbar“, so der Vorsitzende weiter. Eventuell hätte er im entspannten, ausgeruhten Modus gegen seine Gegner, die jeweils unter den Top 40 der Weltrangliste stehen, eine reelle Siegchance gehabt.
Doch die sportlichen und anschließenden Reise-Strapazen hingen dem 23-jährigen Eidgenossen in den Schuhen. Sein Bruder Luca Wilhelmi, der erneut eingesprungen war, hatte an Position 2 keine Chance. Jürschik: „Er steht in der Schweiz mitten in seinem Medizin-Studium und kann kaum trainieren.“
Es wird die Aufgabe von Jürschik und seinem Team von Entscheidungsträgern und Kapitän Pasquale Ruzicka sein, im Sommer die Saison zu analysieren, bis es im Frühherbst weitergeht. „Es war eine sehr durchwachsene Saison. Der Lichtblick in dieser Runde war Martin Mayer an Position 4, die seit Jahren unser neuralgischer Punkt war. Er hat eine Siegquote von 60 Prozent. Das ist enorm.“
Besser war zwar Iker Pajares Bernabeu, der eine Quote von 100 Prozent aufweist. „Er hat aber leider nur dreimal gespielt.“ Yannick Wilhelmi hatte an Position 2 bei bis dato vier Einsätzen ebenfalls eine Quote von 100 Prozent. „Seine zwei Niederlagen in dieser Saison hat er am vergangenen Wochenende kassiert, an Position 1“, sagte Jürschik. Nachwuchsspieler Florian Stöger fällt mit der Quote von zehn Prozent etwas ab. Jürschik dazu: „Er ist erst 20 und muss sich noch weiterentwickeln. Die Chance und die Zeit dafür hat er bei uns. Irgendwann wird der Knoten aufgehen.“
Die Statistik wird bei der Saison-Analyse Pate stehen. Mit Iker Pajares Bernabeu und Yannick Wilhelmi ist Kempten demzufolge nur schwer zu bezwingen. Doch die Termindichte der Weltranglistenturniere wird wohl auch in den kommenden Jahren nicht abnehmen. Bei diesen Veranstaltungen gibt es neben den Punkten für die Weltrangliste relativ viel Preisgeld zu verdienen. Deshalb wird es wohl auch in Zukunft selten der Fall sein, dass Kempten in Bestbesetzung antritt und damit definitiv konkurrenzfähig ist. Zumal sich Spitzenspieler wie Iker Pajares Bernabeu und Yannick Wilhelmi schon jetzt für die Olympischen Sommerspiele 2028 perspektivisch in Stellung bringen wollen und müssen. Dann wird Squash erstmals olympisch. Kempten verfügt mit dem Engländer Tom Wash (WRL 68) und dem Waliser Owain Taylor (WRL 95) über zwei weitere starke Profis. Jürschik: „Für sie ist das Reisen seit dem Brexit wesentlich komplizierter geworden. Sie mal schnell für eine Spieltag nachzunominieren, geht leider nicht mehr.“
Das Problem Brexit werden Jürschik und Co. wohl nicht beheben können. „Wir denken im Profi-Bereich über die eine oder andere Verstärkungen aus dem westeuropäischen Bereich nach“, verrät Jürschik zumindest schon mal. Nägel mit Köpfen werden seiner Auskunft nach aber erst im Sommer gemacht.