Telemarken und Kleinwalsertal gehören zusammen wie Topf und Deckel. Seit mehr als 20 Jahren feiern die Freunde der freien Ferse ihren Saisonhöhepunkt beim „Telemarkfest“. Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause war die Freude bei den Traditionsskifahrern groß, die Norwegertechnik ein Wochenende lang mit Workshops und Mountain Dinner am Gipfel zu zelebrieren – und die besten ihres Faches zu küren. Telemarken ist nämlich viel mehr als nur Skitechnik und Lifestyle, sondern vor allem auch Wettkampfsport.
Weltcup am Oberjoch fiel in dieser Saison aus
Da der traditionelle Weltcup am Oberjoch in dieser Saison ausfallen musste, richteten Allgäuer und Deutscher Skiverband zum Saisonfinale die Internationale Deutsche Meisterschaft im Rahmen des Telemarkfestes an der Kanzelwand aus. Initiator und Organisator war Chris Leicht aus Oy-Mittelberg. Der Teamchef der Nationalmannschaft sowie ASV-Trainerin Anette Schmid aus Fischen und gut zwei Dutzend Helfer sorgten bei optimalen Wetter- und Schneeverhältnissen für perfekte Titelkämpfe.
Detusche Telemark-Meisterschaft im Kleinwalsertal
Die Strecke an der Zwehrenalpe bot den angereisten Athletinnen und Athleten alles, was sie für ihren Sport brauchten: einen Steilhang mit Riesenslalomtoren, eine Schanze, bei der eine Mindestweite gesprungen werden muss, um keine Strafsekunden zu erhalten, ein Highspeed-Flachstück, eine 360-Grad-Steilkurve und eine 300 Meter lange Skatingstrecke ins Ziel. „Die Strecke war lang, selektiv – und einer deutschen Meisterschaft mehr als würdig“, sagte Berit Junger (Großsachsenheim), souveräne Frauensiegerin vor Anne Katharina Kessler (Überlingen) und Neva Willmann (Oberstaufen) holte. Paula Frick (Oberstdorf) wurde Vierte. Ihre Schwester Coletta, die bei der Junioren-WM sensationell Bronze im Parallelsprint geholt hatte, schied aus.

Bei den Männern lief nach der krankheitsbedingten Absage von Leonhard Müller (Unterjoch) alles auf ein Duell zwischen Thomas Orlovius (Sonthofen) und Christoph Frank (Denzlingen) hinaus. Am Ende siegte der Lokalmatador mit 1,57 Sekunden Vorsprung und holte sich den deutschen Meistertitel.
Thomas Orlovius: Keine Zeit zum Feiern
Zum Feiern blieb im Frühjahrssulz unterhalb der Kanzelwand-Gipfelstation nur wenig Zeit. „Morgen ist mein erster Arbeitstag im Uniklinikum Ulm“, verriet Orlovius nach der Siegerehrung. Apropos Siegerehrung: Am Start war auch ein kleines Team aus Polen. „Es ist das erste Mal, dass eine polnische Telemarkerin bei einem internationalen Rennen startet!“, erzählte Trainer Marek Stachowski stolz. Und das gleich sehr erfolgreich: Die erst 15-jährige Zuzanna Stachowska fuhr Tagesbestzeit bei der weiblichen Jugend. Nächstes Jahr kommen sie und ihr kleines Team wieder – Sport verbindet eben. Doch nach der Siegerehrung hieß es erst einmal: 17 Stunden Heimreise nach Warschau.