Steinpilz, Pfifferling und Champignon: Herbstzeit ist Pilzzeit. Doch so einfach ist das mit der Pilzsuche gar nicht. "Man sollte keine Panik haben, aber schon vorsichtig sein", rät Rick Frommknecht. Der Pilzsachverständige lebt in Oberreute im Westallgäu und kennt sich mit den heimischen Pilzsorten gut aus.
Heimisch im Allgäu - das sind all die Pilzsorten, die es in ganz Deutschland gibt: "Alle der 30.000 bis 40.000 Pilzsorten, die es in Deutschland gibt, kommen auch im Allgäu vor", erklärt Frommknecht. Das liege vor allem an der Bodenbeschaffenheit im Allgäu.
Was für Pilze gibt es im Allgäu?
Frommknecht zufolge gibt es im Allgäu Pilzsorten, die viel besser schmecken als Steinpilz und Co.: "Beispielsweise der Reizger. Man findet ihn an feuchten Stellen im Nadelwald - den es hier im Allgäu ja viel gibt." Die Reizger gehen laut Frommknecht eine Symbiose mit den Bäumen ein: "Der Lachs-Reizger mit der Weißtanne, den findet man viel im Westallgäu, und der Fichten-Reizger - der Namen sagt es - mit Fichten. Den findet man oft im Oberallgäu." Es gilt also bei der Pilzsuche: Ausschau nach Fichten und Weißtannen halten.

Die Reizger haben eine runde Kappe, Lamellen, einen hohlen Stiel und eine leuchtend orange Farbe - doch schreckt das unerfahrene Pilzsammler nicht ab? "Doch", gibt Frommknecht zu, "deshalb gibt es von diesen Pilzen auch oft noch welche."
Unerfahrenen Pilzsammlern rät er, ein Seminar zu machen, bevor sie loslegen: "Es gibt in ganz Deutschland Pilzsachverständige, die Seminare anbieten", sagt der Oberreutener. Er, der selbst Sachverständiger der Deutschen Gesellschaft für Mykologie ist, warnt davor, Informationen nur aus Büchern zu ziehen: "Vor allem aus veraltetenen Exemplaren. In Polen sind einmal viele Menschen gestorben, weil in einem alten Buch stand, dass der Pilz essbar ist." (Lesen Sie auch: Giftpilz gegessen - und nun? Ein Allgäuer Experte klärt auf)
Vorsicht: Diese Pilze sind besonders giftig
Wichtig sei auch, dass man Pilze nur mitnehmen soll, wenn man sich zu 100 Prozent sicher ist, dass man sie essen kann, betont Frommknecht: "Neue oder unbekannte Pilze sollte man getrennt von den anderen transportieren." Denn bei Giftpilzen reiche oft eine kleine Menge aus, um die anderen Pilze zu verderben - oder Schlimmeres: "Beim Grünen Knollenblätterpilz ist bereits eine Messerspitze giftig." Frommknecht zufolge gibt es für die meisten giftigen Pilze kein Gegengift: "Man kann lediglich die Symptome lindern", sagt der Pilz-Experte. (Lesen Sie auch:
)Der Grüne Knollenblätterpilz gilt als der gefährlichste Giftpilz - doch er hat auch harmlose Verwandte: "Die essbaren Knollenblätterpilze schmecken sehr gut", empfiehlt Frommknecht. "Aber man muss natürlich vorsichtig sein."

Pilze soll man abschneiden, nicht rausreißen - oder? "Das mit dem Abschneiden ist mittlerweile veraltet", erklärt Frommknecht. "Besser ist, den gesamten Fruchtkörper mit einer leichten Drehbewegung vom Boden zu lösen." Der Fruchtkörper sind Stiel und Kappe. "Man sollte beides in der Hand halten, um sich auch selbst zu schützen - denn hat man nicht den ganzen Fruchtkörper, kann man einen Champignon schnell mit einem Knollenblätterpilz verwechseln."
Dass Pilzsammeln schädlich für den Wald ist, ist ebenfalls ein Mythos, sagt der Experte. "Solange man nicht in großen Scharen durch den Wald zieht und das Jungholz zertrampelt, ist Pilze sammeln sogar gut für den Wald." Das liegt laut Frommknecht daran, dass die Pilzsammler Sporen im Wald verteilen und so neue Pilze aus dem Boden sprießen. (Lesen Sie auch: Pilze sammeln im Allgäu - Vorsicht mit den Schmankerln unter Fichten und Tannen)
Außerdem gilt: "Man soll natürlich keinen Raubbau im Wald betreiben", betont Frommknecht. Daher sein Tipp zum Abschluss: "Pilze für eine Mahlzeit sammeln und dann lieber ein paar Tage später noch einmal in den Wald gehen."