Für Tierheime im Allgäu sind der Juli und der August immer besondere Monate. Mit Beginn der Sommerferien nehmen die Anfragen von Menschen, ein Haustier abzugeben, deutlich zu.
Dies sei auch in diesem Jahr wieder zu beobachten, sagt Madlen Dröber, die Leiterin des Marktoberdorfer Tierheims. Fast täglich hätten sie solche Anfragen zuletzt erreicht.
Im Marktoberdorfer Tierheim leben aktuell knapp zwei Hand voll Hunde und somit weniger als in den Jahren zuvor, was nicht zuletzt aber auch an nötigen Umbaumaßnahmen liegt. Sie alle warten auf ein neues "Für-immer-Zuhause", wie es Tierschützer gerne nennen.
Auslandstierschutz - worauf muss ich achten?
Und sie alle konkurrieren inzwischen mit einer Vielzahl an Vierbeinern, die im Internet und in sozialen Medien präsentiert werden. Tausende Hunde sind dort zu finden, meist beheimatet in Sheltern und Tötungsstationen in Osteuropa, aber auch in Italien oder Griechenland. Wer einem Hund aus dem Tierschutz ein besseres Leben schenken will, hat große Auswahl. Meist sind es aber nur Bilder, manchmal noch Videos - speziell beim Auslandstierschutz ist ein Kennenlernen noch vor der Adoption in aller Regel nicht möglich.
"Wer einen Hund aus dem Ausland adoptiert, kann – wenn alles gut durchdacht ist und seriös abläuft – diesem Tier ein Leben in Sicherheit schenken: mit ausreichend Nahrung, einem warmen Schlafplatz, tiermedizinischer Versorgung und Menschen, die sich fürsorglich kümmern", weiß Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund.
Tieradoption aus dem Ausland - kein Selbstläufer
Sie kennt aber auch die Schattenseiten einer
: Straßenhunde etwa kennen das Leben in menschlicher Umgebung möglicherweise nicht – und gewöhnen sich mitunter nur langsam oder auch gar nicht daran. "Manche ehemaligen Straßenhunde sind überfordert im Kontakt mit Menschen, aber auch durch Straßenverkehr in der Stadt, das Leben in einer Wohnung und anderes. Das kann dann schnell zu Schwierigkeiten führen", erklärt sie und empfiehlt vor der Übernahme eines Hundes aus dem Ausland ein ausgiebiges Kennenlernen in Deutschland, etwa dann, wenn er dort schon auf einer sogenannten Pflegestelle lebt.- Lesen Sie auch:
"Tier und neuer Halter können sich dann bei gemeinsamen Terminen in Ruhe kennenlernen, bis der Hund in sein „Für-immer-Zuhause“ zieht." Doch nicht immer erweist sich das Zuhause wirklich als solches.
"Zirka 80 Prozent der Hunde aus unserem Tierheim sind ehemals aus Rumänien, Ungarn oder Bulgarien", berichtet Dröber. "Viele holen sich einen Hund aus dem Ausland und kommen nicht damit klar, dass solche Hunde Eigenarten entwickelt haben wie Unverträglichkeit mit anderen Hunden, da sie mit ihnen um ihr Futter kämpfen mussten, Futterneid oder sogar Aggression aus demselben Grund."
Anschaffung eines neuen Haustiers nicht überstürzen
Aus diesem und anderen Gründen empfiehlt der Deutsche Tierschutzbund, die Anschaffung eines Haustieres nicht zu überstürzen. "Die Entscheidung für einen tierischen Mitbewohner verlangt weit mehr von einem als Zuneigung. Man übernimmt Verantwortung für ein Lebewesen, das ganz und gar von uns Menschen abhängig ist – ein Lebewesen, das Aufmerksamkeit, Pflege, Fürsorge, Opferbereitschaft und Geduld benötigt", sagt Schmitz.
Das schließt auch die Frage ein, zu welchem Hund man selbst am besten passt. "Man sollte auf jeden Fall darauf achten, dass man dem Hund gerecht werden kann. Einen jungen oder adulten Schäferhund muss man mehrere Stunden am Tag körperlich wie auch geistig auslasten. Das kann man dem Hund nicht bieten, wenn man etwa schon sehr alt ist oder viele Stunden am Tag arbeitet", weiß Tierheimchefin Dröber.
Tierschutzbund empfiehlt Gang ins Tierheim
Im Zweifel kann bei solchen Fragen auch das Tierheim helfen. Die Mitarbeiter dort würden, sagt Schmitz, ihre Hunde ganz genau kennen und entsprechend beraten, was passt und was nicht.
In den Tierheimen "sollte für jeden auch ein passendes Tier dabei sein", sagt sie auch auf die Frage, was für den Kauf eines Tieres aus der Zucht spricht. "Es gibt also keinen Grund, immer neue Hunde zu züchten."
Wer dennoch im Tierheim nicht fündig wird, sollte einen verantwortungsbewussten Züchter wählen und die Haltungsbedingungen vor Ort genau in Augenschein nehmen. "Wenn der Züchter nur eine Rasse anbietet und auch jeweils nur einen Wurf zu betreuen hat, stehen die Chancen gut, dass alle Welpen und die Mutter ausreichend sozialisiert, beschäftigt und versorgt werden. Verantwortungsvolle Züchter zeigen ihre Welpen im Verbund mit Mutter und Geschwistern vor", meint Schmitz.