"Die Leute hier sind wahnsinnig talentiert", sagt Tobias Elbs. Seit Mitte August ist Elbs an der Eliteuniversität in Cambridge, Massachusetts. Nur etwa fünf Prozent der zehntausenden von Bewerbern schaffen es, sich dort einen Studienplatz zu ergattern. Fast schon mit Ehrfurcht betrachte Elbs manche seiner Studienkollegen. "Ein 17-Jähriger macht hier gerade seinen Master." Er sei in der Harvard Universität schon einigen solcher Talente begegnet. "Es gibt ja das Vorurteil von großem Konkurrenzkampf in Harvard, aber das ist nicht so", sagt Elbs. Sogar das Gegenteil sei der Fall: "Hier sind alle mega hilfsbereit."
Eliteuniversität Harvard: Im Vorkurs erst einmal Backpacking
Die Anfangs-Zeit in Harvard hatte laut Elbs relativ wenig mit dem klassischen Lernen zu tun. Um sich besser kennenzulernen, nahmen die Studenten an Vorkursen teil, die mit ihrem eigentlichen Studium recht wenig zu tun haben.
Elbs entschied sich für ein "Outdoor-Programm". "Wir haben Wanderausrüstung bekommen und sind dann backpacken gegangen." Uhren, Handys und weitere solcher Hilfsmittel waren dabei verboten. Elbs war schon zuvor ein Jahr lang in Australien mit dem Rucksack unterwegs. "Aber das war noch einmal was anderes", sagt er. Die Region bei den Appalachen sei wunderschön und "leer", wie Elbs sagt. Sie seien dort nur wenigen Menschen begegnet. Das Wetter habe aber nicht mitgespielt. "Im Regen mussten wir das Zelt aufbauen."
Diese Erlebnisse hätten aber zusammengeschweißt. Die Studenten zusammen zu bringen, sei ein Ziel der Harvard Universität. "Das funktioniert ganz gut", sagt Elbs. Auch seine Unterkunft auf dem Campus muss er sich mit vier weiteren jungen Menschen teilen. "Es ist cool, Zimmerpartner zu haben." Er verstehe sich super mit seinen Mitbewohnern, einer von ihnen sei sogar aus Boston. "Es ist sehr hilfreich, einen local (engl.: Einheimischen) dabei zu haben", sagt Elbs.
Tobias Elbs verbringt in der Harvard Universität viel Zeit mit Lernen
Nach dem "Outdoor-Programm" stelle sich nun der normale Studentenalltag ein. Elbs belegt Kurse in Physik und Mathematik. Die Größe seiner Kurse sei sehr unterschiedlich. "Physik ist kein großer Kurs", sagt er. Es gebe aber auch Vorlesungen, die global gestreamt werden. "Da sind es dann auch mal über 500 Teilnehmer", sagt Elbs. Einen Großteil seiner Zeit verbringt er in Vorlesungen, bei Gruppenarbeiten oder in der Bibliothek. In Harvard befindet sich die größte Universitätsbibliothek der Welt. Elbs werde daher immer fündig, wenn er nach einem Buch sucht. "Die Bibliothek ist wie ein Gemeinschaftsraum und auch im Speisesaal lernt man viele Leute kennen", sagt er. Die Professoren seien sehr nahbar, es gebe extra Sprechstunden, um sich auszutauschen. "Die Professoren sind auch alle super nett", sagt Elbs.
Insgesamt ist er mit seiner Kursauswahl zufrieden. "In Mathe muss ich noch etwas aufholen, um an
", sagt er. Dafür musste er auch erst einmal die englischen Mathematik-Begriffe lernen. Denn Worte wie "Bruchwurzel" brauchte Elbs zuvor nie im Englischen. "Der Beginn war schon schwer, nachdem ich ein Jahr lang nichts akademisches gemacht habe." Mittlerweile käme Elbs ganz gut zurecht.Der Kaufbeurer war zuvor in Australien unterwegs
Aber auf Harvard wird nicht nur gelernt, es gibt laut Elbs auch viele Studentenpartys. Wie heftig die Studenten feiern, will Elbs aber nicht verraten. "Da ist viel los, die Leute sind wahnsinnig offen", sagt Elbs aber. Er sei insgesamt gut aufgenommen worden. Zeit für Heimweh hat Elbs aufgrund seines vollen Terminkalenders kaum. "Man kriegt manchmal eine kleine Sehnsucht, wenn man mit Familie und Freunden telefoniert."
Elbs machte 2022 sein Abitur am Jakob-Brucker-Gymnasium in Kaufbeuren. Viele seiner damaligen Lehrer schrieben Elbs Lehrempfehlungen für seine Bewerbung bei der Harvard Universität. Das Bewerbungsverfahren sei ein großer Akt gewesen. Nach seinem Abitur war Elbs fast ein ganzes Jahr in Australien unterwegs. Bevor er nun seine Reise nach Amerika antrat, verbrachte er noch einige Wochen in seiner Heimatstadt im Allgäu. "Es war sehr emotional, wieder heimzukommen", sagt Elbs. Er habe sich mit Freunden ausgetauscht und seine Familie in Serbien besucht. Jetzt freue er sich, dass es für ihn wieder akademisch weitergeht. Bisher fühle er sich auf der sehr wohl. "Das könnte mal ein Zuhause sein", sagt Elbs.