Einzelne Touristen-Hotels haben wegen der Corona-Krise schon zu. Der große Rest macht in den kommenden Tagen dicht. Bayern hat am Montag den Katastrophenfall ausgerufen. Am Dienstag folgte der Erlass der Staatsregierung, wonach unter anderem „Übernachtungsangebote im Inland nur zu notwendigen aber nicht touristischen Zwecken genutzt werden dürfen“. Das heißt für die Ferienregion Allgäu: Reine Hotels für Geschäftsreisende dürfen zwar weiter offen bleiben. Hunderte von Urlauber-Hotels müssen jedoch ihre Gäste nach Hause schicken. Für Tausende von Mitarbeitern wird Kurzarbeitergeld beantragt. Geschlossen bleiben die Betriebe voraussichtlich bis nach Ostern. Genaueres soll am Mittwoch verkündet werden.
Wer nun glaubt, die Branche verfällt ins große Jammern, irrt sich. Bei einer Umfrage unserer Zeitung am Dienstag haben fast alle Betroffenen die Beschlüsse gut geheißen. So sagte Bernhard Joachim, Geschäftsführer der Allgäu GmbH und Geschäftsführer des Tourismusverbandes Allgäu/Bayerisch Schwaben: „Wir begrüßen die Entscheidung der Staatsregierung, da diese Maßnahme alle Gäste, Mitarbeiter und Unternehmerfamilien schützen.“
Verwirrung über die Termine
Auch Robert Frank, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer für den Bereich Kempten/Oberallgäu und Chef des Parkhotels Frank in Oberstdorf, hält die jetzt getroffene Anordnung für vernünftig. Verwirrung herrschte bei ihm bis Dienstagabend allerdings über den Beginn der Schließung und wie lange sie dauern soll. Denn dazu gab es in den vergangenen Tagen unterschiedliche Aussagen. „Aber egal, die letzten Gäste reisen bei uns am Donnerstag ab. Dann machen wir zu bis zum 29. April.“ Für Frank und seine Berufskollegen ist es enorm wichtig, dass in dieser Durststrecke „mit Einnahmen Null und laufenden Ausgaben“ die Liquidität der Häuser erhalten bleibt. Deshalb begrüßt er, dass Banken Zins und Tilgung für Kredite von Hotels eine gewisse Zeit außer Kraft setzen wollen. Frank fordert aber auch direkte Hilfen vom Staat, „ansonsten werden gerade kleinere Hotels diese Krise nicht überleben“.
Jürnjakob Reisigl aus Oberstdorf, der in Deutschland und Österreich neun Explorer-Hotels und vier weitere Häuser betreibt, ist „dankbar“ für die Entscheidung der Bundesregierung, die der Anordnung aus Bayern vorausgegangen war. „Das ist das Beste, was uns passieren kann“, sagt Reisigl. Denn dadurch bestehe die Chance, dass das südliche Oberallgäu möglichst coronafrei bleibe. Die österreichischen Explorer-Hotels sind jetzt bereits geschlossen, alle anderen machen am Mittwoch dicht.
„Gefasst, aber erschüttert“, zeigte sich am Dienstag Sybille Wiedenmann, Geschäftsführerin der Allgäu Top-Hotels mit insgesamt 80 Häusern. Für die Zukunft mahnt Wiedenmann klare Verfahrensregeln mit den Gesundheitsämtern an. Denn Viren-Epidemien würden immer wieder auftreten.
Dicht machen wird am Donnerstag auch das Hotel Weitblick in Marktoberdorf. Schon in den vergangenen Tagen hatte es seitens der Gäste viele Stornierungen gegeben, sagt Stefanie Keller von der Rezeption des Weitblick. Das Personal baut nun Überstunden ab oder ist für Kurzarbeit angemeldet. Die Schließung des Hotels ist vorerst bis 19. April geplant.
Wer telefonisch beim Hotel „Das Rübezahl“ in Schwangau (Ostallgäu) nachfragt, landet beim Anrufbeantworter: „Lieber Anrufer, unser Hotel ist bis einschließlich 26. März geschlossen. Vielen Dank und auf bald, Ihr Rübezahlteam.“