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Verkehrsstatistik 2022 im Allgäu: Polizei berichtet von 47 Verkehrstoten

Verkehrsstatistik 2022 im Allgäu

47 Menschen sterben 2022 auf den Straßen in der Region

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    Im Sommer 2022 ist eine Radlerin bei Bad Grönenbach von einem Lkw erfasst worden und gestorben. Der mutmaßliche Unfallfahrer flüchtete, wurde aber bald darauf gefasst.
    Im Sommer 2022 ist eine Radlerin bei Bad Grönenbach von einem Lkw erfasst worden und gestorben. Der mutmaßliche Unfallfahrer flüchtete, wurde aber bald darauf gefasst. Foto: Franz Kustermann (Archiv)

    Die gute Nachricht vorne weg: Im Einsatzgebiet des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West ist die Zahl der Verkehrsunfälle 2022 im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019, als ähnliche viele Autos auf den Straßen in der Region unterwegs waren, merklich gesunken. Um etwa zehn Prozent von 30.345 auf 27.101 (siehe Grafik). Dennoch gibt es „besorgniserregende Entwicklungen“, sagte Polizei-Vizepräsident Dr. Dominikus Stadler am Montag bei der Vorstellung der aktuellen Statistik: Zum einen gebe es vermehrt Unfallfluchten, zum anderen säßen immer mehr Menschen unter Alkoholeinfluss hinter dem Steuer. Insverzeichneten die Beamten vergangenes Jahr 47 Verkehrstote.

    Nach etwa 4840 Unfällen im Präsidiumsbereich, zu dem neben dem bayerischen Allgäu auch die Landkreise Günzburg und Neu-Ulm gehören, suchten Beteiligte unerlaubt das Weite. Drei dieser Unfälle endeten tödlich. So kam im September vergangenes Jahres eine 65-jährige Radfahrerin bei Bad Grönenbach (Kreis Unterallgäu) ums Leben: Sie war von einem Lkw erfasst und in ein Feld geschleudert worden.

    Tödlicher Unfall bei Bad Grönenbach: Mutmaßlicher Unfallfahrer flüchtete

    Der mutmaßliche Unfallfahrer flüchtete, wurde allerdings nur einen Tag später festgenommen. Fahnder Thomas Kopp war Teil einer damals gegründeten Sonderkommission. „Am Unfallort wurden Fahrzeugteile gefunden, anhand derer wir beispielsweise den Fahrzeugtypen und den Fertigungszeitraum ermitteln konnten“, sagte Kopp. Zeugen gab es nicht, doch im Zuge der Recherche fanden die Beamten schließlich auch das Kennzeichen des betreffenden Betonmischers heraus. Über die Baufirma kamen sie letztlich an den 61-jährigen mutmaßlichen Fahrer. Der Fall liegt nun bei der Staatsanwaltschaft. „Bei schweren Unfällen mit Unfallflucht liegt die Aufklärungsquote bei 100 Prozent“, sagte Stadler. Je mehr Fahrzeugteile gefunden würden, desto größer sei die Chance, den Fahrer zu ermitteln. Die Polizei kläre im Schnitt 40 Prozent aller Unfallfluchten auf, zu denen beispielsweise auch nicht gemeldete Parkrempler gehörten. Die Folge könnten Geldstrafen oder sogar Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren sein.

    „Verkehrsunfallfluchten kommen häufig vor“, weiß auch Rudolf Mayr, stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbands niedergelassener Verkehrspsychologen. Der Obergünzburger berät etwa Autofahrer im Vorfeld von Medizinisch-Psychologischen Untersuchungen (MPU), in denen geprüft wird, ob eine Person nach einem oder mehreren Verkehrsdelikten weiter fahren darf. Unter seinen Klienten sind auch immer wieder Menschen, die sich unerlaubt vom Unfallort entfernt haben. „Die Ursachen dafür können ganz unterschiedlich sein“, sagt Mayr. Oft gehe es darum, andere Straftaten zu vertuschen – beispielsweise, wenn der Fahrer betrunken war oder Personen bei dem Unfall verletzt wurden. In eher seltenen Fällen könne auch ein Schock Ursache für eine Flucht sein. Doch auch bei Bagatellschäden, beispielsweise bei Parkremplern auf Supermarkt-Parkplätzen, seien Unfallfluchten keine Seltenheit, sagt Mayr. „Das passiert häufig vorsätzlich, weil die Betroffenen das Geld für die Reparatur sparen wollen.“

    Mehr Fahrten unter Alkoholeinfluss

    Zur MPU müssen oft auch jene Fahrer, die getrunken und sich dann ins Auto gesetzt haben. Davon gibt es immer mehr: 2019 erfasste die Polizei noch 1717 Fahrten unter Alkoholeinfluss, vergangenes Jahr waren es über 2000. Fast die Hälfte der Fahrer hatte über 1,1 Promille Alkohol im Blut. Dazu kommen 458 Unfälle, bei denen Alkohol im Spiel war (2019: 377). Trinken und fahren werde offenbar erneut „salonfähig“, sagt Stadler. „Das zu diesem Thema mühsam aufgebaute Unrechtsbewusstsein schwindet offensichtlich wieder.“ Der Polizei-Vizepräsident kündigte weitere Schwerpunktkontrollen an. (Lesen Sie auch: 3,5 Promille: Polizei stoppt betrunkene Autofahrerin auf A7 bei Durach)

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