Kurz vor Weihnachten standen lange Autoschlangen vor den Allgäuer Corona-Testzentren, in den Krankenhäusern lagen zahlreiche Covid-Patienten und auch die Gesundheitsämter hatten alle Hände voll zu tun. Und jetzt?
Im Unterallgäuer Testzentrum in Erkheim werden derzeit laut Eva Büchele, Pressesprecherin des Landratsamts, täglich etwa 100 Abstriche gemacht. „Es gab Zeiten, da wurden dort 500 Personen am Tag getestet“, sagt sie. Den Rückgang führt Büchele auf die insgesamt sinkenden Infektionszahlen und die Kontaktbeschränkungen zurück.
In den beiden Testzentren des Landkreises Lindau sieht es hingegen ganz anders aus. Hier sind die Zahlen nicht zurückgegangen. „Im Vergleich zu Mitte Januar sind sie sogar gestiegen“, sagt Angela Wolf vom Landratsamt. Vor einem Monat seien es noch etwa 200 Tests am Tag gewesen, derzeit würden täglich zirka 330 Abstriche gemacht. Sibylle Ehreiser, ebenfalls vom Lindauer Landratsamt, nennt als einen Grund die verschärften Einreise-Beschränkungen an der nahen österreichischen Grenze. „In unseren Testzentren lassen sich viele Grenzpendler testen.“
Hier werden die Allgäuer Tests ausgewertet
Ein Großteil der Allgäuer Tests wird im AllgäuLab in Kempten ausgewertet. „Zurzeit gehen die Testzahlen wieder etwas hoch“, sagt Virologe Dr. Matthias Lapatschek. Einerseits liege das an der Öffnung der Schulen, andererseits sieht auch er eine Zunahme durch Grenzpendler. „In meiner Hausarzt-Praxis waren es vor einiger Zeit noch zehn bis 15 pro Woche, jetzt sind es noch drei oder vier“, sagte dagegen der Arzt und FDP-Abgeordnete Dominik Spitzer kürzlich in einem Interview mit unserer Redaktion hinsichtlich der Corona-Tests.
„Die Zahlen in den kommunalen Testzentren sind wechselnd, nehmen im Oberallgäu aber derzeit eher wieder zu“, sagt Dr. Ludwig Walters, Leiter der Gesundheitsämter im Ober- und Unterallgäu. Deutlich geringer sei das Aufkommen bei jenen Tests, die das Gesundheitsamt selbst anordnet. Dies geschieht beispielsweise, wenn eine Person positiv getestet wurde und nun auch deren Umfeld überprüft werden muss. „Der Arbeitsaufwand ist trotzdem groß, weil wir auch auf Mutationen testen müssen“, sagt Walters.
Wenn es um mögliche Lockerungen der
-Maßnahmen geht, soll laut eines Plans des Robert-Koch-Instituts (RKI) auch die Belastung der Gesundheitsämter und die Möglichkeit zur Kontakt-Nachverfolgung eine Rolle spielen. „Wir hatten in Hochphasen über 100 Fälle am Tag, bei denen die Infektionsketten nachverfolgt werden mussten“, sagt Walters. „Das war schon eine wahnsinnige Hausnummer.“ Mittlerweile seien es deutlich weniger. Durch eine massive Aufstockung des Personals habe der Aufwand aber auch bei hohen Inzidenzwerten bewältigt werden können. „Wir sind zwar auf dem Zahnfleisch gegangen, die Mitarbeiter haben aber tolle Arbeit geleistet.“Menschen haben aktuell etwa nur drei bis fünf Kontakte
Die Belastung für die Gesundheitsämter sei aber nicht nur an die Inzidenzwerte gekoppelt, sondern auch die Anzahl der Kontakte, die jeder Einzelne hat. „Momentan haben viele Menschen nur etwa drei bis fünf Kontakte. Im normalen Sozialgefüge können es mit Arbeit, Vereinsleben und privatem Umfeld auch 50 sein.“ Mehr Lockerungen bedeuten demnach auch mehr Aufwand. „Das ist aber kein Plädoyer für einen Lockdown“, stellt Walters klar.
Etwas beruhigt hat sich die Lage derzeit aber nicht nur an den Gesundheitsämtern, sondern auch in den Allgäuer Kliniken. Die Zahl der Patienten hat sich sowohl auf den Normal- als auch in den Intensivstationen im Vergleich zur Hochphase der zweiten Welle um den Jahreswechsel herum stark verringert (wir berichteten). Dennoch mahnen Mediziner: Eine dritte Welle könnte vor der Tür stehen.