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24 Stunden Stefan Bosse: Wenn der OB im Brunnen badet

Darf der das?!

24 Stunden Stefan Bosse: Wenn der OB im Brunnen badet

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    Macht schon was her, der Stadtchef im Neptunbrunnen.
    Macht schon was her, der Stadtchef im Neptunbrunnen. Foto: Peter Igel

    Das Sexsymbol Anita Ekberg stieg einst für ihre berühmteste Filmszene in den Trevi-Brunnen. An der Seite der Diva: Marcello Mastroianni. „La Dolce Vita“, unvergessen. Anzunehmen, dass eine weiträumige Absperrung nebst Sondergenehmigung an diesem beliebtesten Platz Roms für die notwendige Sicherheit sorgte.

    In züchtiger Badekleidung und unter Wahrung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung ist es jedermann ohne städtischen Schwimmmeister und komplett auf eigenes Risiko möglich, im Neptunbrunnen ein kurzes Bad zu nehmen.Stefan Bosse

    Und es mag sein, dass die Atmosphäre in der Nacht zum Samstag am Kaufbeurer Neptunbrunnen nicht ganz so glamourös war. Gegen 2 Uhr stieg Oberbürgermeister Stefan Bosse nach dem Besuch einer mobilen Sauna zum Ende seiner 24-Stunden-Bürgersprechstunde in das Becken des Bauwerks. Abkühlung war nötig. Dass Bosse nun den Nimbus einer Ekberg anstrebt, glaubt niemand. Die ersten Leser fragen sich, nachdem sie das Bild in unserer Zeitung gesehen haben, allerdings, ob es in Ordnung ist, als OB in einem öffentlichen Brunnen zu baden. Bei Otto-Normal-Bürger sehe das die Stadt wahrscheinlich nicht so gerne.

    „Es gibt kein explizites Verbot“, sagt der Leiter des OB-Büros, Peter Igel, der die 24-Stunden-Tour seines Chefs mitorganisiert hat. Natürlich habe man sich diese Frage vorher gestellt, denn das Bad im Neptunbrunnen sei kein spontaner Einfall gewesen. „Was wäre denn ein Saunabesuch ohne eine Abkühlung danach?“, fragt Igel mehr rhetorisch.

    Die Tänzelfestknabenkapelle tauft unter großer Anteilnahme der Bevölkerung ihre Frischlinge im Neptunbrunnen.
    Die Tänzelfestknabenkapelle tauft unter großer Anteilnahme der Bevölkerung ihre Frischlinge im Neptunbrunnen. Foto: Mathias Wild

    Recherchen hätten jedenfalls ergeben, dass in den städtischen Satzungen vieles, aber dazu nichts zu finden sei. Also hat die Rathausspitze den Sauna-Aufguss mit OB und Bürgern bei Ordnungsamt und Polizei vorsichtshalber angemeldet, auch wenn der Brunnen ohnehin letztlich der Stadt gehört. Igel betont, dass von einer solchen Aktion natürlich keine Gefahr für das Bauwerk ausgehen dürfe und die eigene Gesundheit im Vordergrund stehe. „Man sollte natürlich immer beachten, dass es sich nicht um Trinkwasser handelt.“

    Der Oberbürgermeister selbst bringt jedoch noch einen ganz anderen Aspekt ins Spiel. „Klar ist zunächst, dass Nacktbaden an dieser Stelle nicht zulässig wäre und – figurunabhängig – den Tatbestand der Erregung eines öffentlichen Ärgernisses erfüllen würde“, sagt Stefan Bosse. Das Baden zur Nachtzeit sei grundsätzlich problematisch, denn selbst bei größter Zurückhaltung entstehe durch die besondere Situation in der Altstadt schnell ein unzumutbarer Lärmpegel für die Nachbarschaft. Und auch während eines Gottesdienstes in der nahen Dreifaltigkeitskirche oder einer vorbeiziehenden Fronleichnamsprozession, so vermutet er, möchte wohl niemand Badende im Neptunbrunnen sehen.

    Nicht nur menschliche Kaufbeurer freuen sich über Abkühlung im Neptunbrunnen.
    Nicht nur menschliche Kaufbeurer freuen sich über Abkühlung im Neptunbrunnen. Foto: Mathias Wild

    Was der Oberbürgermeister tat, hat indes eine gewisse Tradition. Die Tänzelfestknabenkapelle tauft dort regelmäßig ihre neuen Mitglieder, mit der jahrhundertealten Tradition der feucht-fröhlichen Gautschfeier werden die Lehrlinge des Druckgewerbes in den Kreis der Gesellen aufgenommen. Und beim Erlösungslauf durften einst die Läufer ihre Burgfräuleins im Neptunbrunnen baden. Auch Bosse wurde dort 2005 im kompletten Anzug in sein neues Amt eingetaucht. Regelmäßig suchen erhitzte Gemüter dort zudem beim Lagerleben Abkühlung. Wenn dann noch Alkohol im Spiel ist, warnen die Behörden jedoch ausdrücklich vor einem Ganzkörperbad.

    „...dass alle städtischen Brunnen rein gehalten und nach dem Waschen und Reinigen der Geschirre die Brunnenkästen sogleich wieder gereinigt werden sollen.“ So gab es im Jahr 1810 das Kaufbeurer Intelligenzblatt bekannt. Teller und Tassen finden sich heute zwar nicht mehr im Neptunbrunnen, aber dafür mitunter Steine, Blätter, Abfall und allerlei unsichtbare Dinge.

    „Unsere Brunnen werden regelmäßig gereinigt“, sagt Bauhofleiter Georgio Buchs. Dazu gehöre auch der Wechsel des mal mehr, mal weniger zirkulierenden Wassers. Der Pflegeaufwand ist groß, vor allem nach Sommernächten oder Veranstaltungen wie dem Lagerleben. „Und die Qualität des Wassers ist natürlich auch abhängig von der Außentemperatur“, sagt Buchs.

    Für Bosse ist es abseits der Wasserqualität aber selbstverständlich, weitere Regeln einzuhalten, um die notwendige Hygiene und Würde des Bauwerks sicherzustellen: „Die Verwendung von Seife, Duschgel oder Badezusätzen ist unzulässig.“

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