Zehn Bagger reißen die Zeppelinbrücke ein, die im Kemptener Gewerbegebiet Ursulasried über die A 7 führt. Stück für Stück arbeiten sie sich von links und rechts durch 950 Tonnen Beton, Stahl und Eisen. Staubig und laut ist es auf der Baustelle, aber das stört die zahlreichen Schaulustigen nicht, die in der Nacht von Samstag auf Sonntag an den Zäunen stehen und das Spektakel beobachten. 14 Stunden dauert es, bis alles vorbei ist.
Am Samstag um 18 Uhr beginnen die Arbeiten. Die Autobahn wird zwischen den Anschlussstellen Dietmannsried (Oberallgäu) und Kempten-Leubas komplett gesperrt. Dann werden auf 900 Quadratmetern sogenannte Baggermatratzen ausgelegt. Sie sollen dafür sorgen, dass die Fahrbahn nicht beschädigt wird, erklärt Sebastian Kunkel, Bauleiter der Autobahndirektion Südbayern.
A7: Brücke abgerissen

Schließlich rollen die riesigen Fahrzeuge an und machen sich an die Arbeit. Wo sonst Baggerschaufeln montiert werden, sind heute andere Aufsätze gefragt, nämlich Meißel, Pulverisierer und Scheren. Mit Letzteren wird beispielsweise der Spannstahl durchgezwickt, der in der Brücke verbaut ist, sagt Peter Wörishofer, Bauleiter der ausführenden Firma Hubert Schmid.
Unermüdlich fressen sich die Maschinen durch die massive Brücke. Die Zuschauer rund um die Baustelle sind fasziniert. „So etwas sieht man nicht alle Tage“, sagt Stefan Brandmaier, der mit seinen Kindern zum Ort des Geschehens gekommen ist. Gegen 22 Uhr, viel früher als ursprünglich gedacht, fällt der Überbau der Brücke. Für einen Moment ist außer Staub nichts zu sehen. Als der sich legt, staunen die Umstehenden über die Masse an Schutt und Trümmern. Auch der neunjährige Felix schaut mit großen Augen zu, was da passiert. „Läuft’s?“, fragt er einen der Verantwortlichen interessiert. – „Läuft!“
950 Tonnen Material oder umgerechnet 425 Kubikmeter werden in dieser Nacht bewegt, sagt Kunkel. Dazu zählen nicht nur der Überbau, sondern auch der Mittelpfeiler der Brücke und die sogenannten Widerlager, die die Last links und rechts tragen. Etwa 25 Arbeiter sind dafür im Einsatz. Für Abrollfahrer Christian Bernhart, der am Ende die Trümmer in großen Containern wegbringt, eine „sehr spannende Sache.“ Er ist seit acht Jahren im Geschäft. So einen Abriss hat er aber noch nie miterlebt. „Häuser, das schon, aber keine Autobahnbrücke.“
Elf Stunden dauert der Abriss selbst, die Vorbereitungs- und Aufräumarbeiten nehmen drei Stunden in Anspruch. Um acht Uhr am Sonntag wird die Autobahn wieder freigegeben. „Es hat alles reibungslos und genau wie geplant funktioniert“, sagt Kunkel.
Bis der Verkehr aber wieder problemlos fließen kann, wird es noch eine Weile dauern. Ende November soll die neue Brücke fertig sein. Bis auf weiteres ist die Fahrbahn der A 7 in dem entsprechenden Bereich bei Ursulasried verengt, die Autos müssen erheblich langsamer als sonst fahren. Auch die Rastplätze Leubastal sind erst einmal nicht erreichbar. Das neue Bauwerk soll eine 7,5 Meter breite Fahrbahn sowie einen Geh- und Radweg haben. Gesamtkosten: Etwa 2,2 Millionen Euro. Zunächst werden dabei Mittelpfeiler und Widerlager errichtet. Wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind, werden Fertigteile angeliefert und eingesetzt.