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Alkoholfreies Bier im Test: Welches Helle schmeckt am besten?

Bier im Test

Goldgelb, süffig, null Prozent: Welches alkoholfreie Helle schmeckt am besten?

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    Zugegeben: Auf der Wiesn kommt vermutlich eher selten alkoholfreies Bier in den Maßkrug, aber jenseits des Oktoberfests greifen immer mehr Menschen zur Nullprozent-Variante.
    Zugegeben: Auf der Wiesn kommt vermutlich eher selten alkoholfreies Bier in den Maßkrug, aber jenseits des Oktoberfests greifen immer mehr Menschen zur Nullprozent-Variante. Foto: Matthias Balk, dpa

    Goldgelb soll es sein, nicht zu herb, nicht zu süß. Prickeln muss es im Glas und eine Schaumkrone tragen. Das Helle ist ja fast schon heilig in Bayern und selig sind die Bierliebhaber, wenn es zur Wiesn wieder aus den Zapfhähnen strömt. ’S Glas in’d Hand, zum Wohl mitnand! Aber Obacht, es muss nicht gleich im Rausch enden.

    Fast alle Festzelte bieten inzwischen alkoholfreies Bier an. Überhaupt wird Nullprozentiges immer beliebter. In Bayern wurden im vergangenen Jahr 2,25 Millionen Hektoliter alkoholfreie Biere produziert, so viel wie noch nie. Im deutschlandweiten Handel machen alkoholfreie Biere inzwischen rund neun Prozent aller verkauften Biere aus und stehen damit auf Platz drei der beliebtesten Sorten – hinter Pils und Hellem. Ein Prosit auf die neue Nüchternheit!

    Alkoholfreies Bier wird häufig mit Osmose oder gestoppter Gärung hergestellt

    Manche Bierliebhaber blicken skeptisch ins Glas. Zu wässrig, zu fad, kann doch gar nicht schmecken. Aber stimmt das? Nicht unbedingt, findet Andreas Merk. Der Braumeister aus Zusamaltheim hat schon Hunderte Biere verkostet, darf sich „Master of Beer“ nennen und ist schon bei Weltmeisterschaft der Biersommeliers in München angetreten. Seiner Erfahrung nach haben sich Geschmack, Qualität und Vielfalt der alkoholfreien Biere in den vergangenen Jahren verbessert. Merk sagt aber auch: „Ein alkoholfreies Helles kann nie so schmecken wie ein normales Helles, weil der Alkohol einfach Geschmacksträger ist.“

    Andreas Merk weiß, worauf es ankommt. Der Braumeister aus Zusamaltheim hat schon Hunderte Biere verkostet, darf sich „Master of Beer“ nennen und ist schon bei Weltmeisterschaft der Biersommeliers in München angetreten.
    Andreas Merk weiß, worauf es ankommt. Der Braumeister aus Zusamaltheim hat schon Hunderte Biere verkostet, darf sich „Master of Beer“ nennen und ist schon bei Weltmeisterschaft der Biersommeliers in München angetreten. Foto: Anna Faber

    Um dem Original möglichst nahezukommen, investieren Brauereien in neue Technologien. „Bei der Herstellung kommt am häufigsten die Osmose zum Einsatz, weil das Ergebnis am ehesten an ein alkoholhaltiges Helles hinkommt“, sagt Merk. Dabei wird das Bier durch einen Filter gepresst, zurückbleiben Wasser, Säuren und Alkohol, der dann aus dem Gemisch destilliert wird. Eine andere Technik ist die gestoppte Gärung, bei der die Gärung künstlich abgebrochen wird, bevor der Grenzwert von 0,5 Volumenprozent Alkohol erreicht ist. 

    Der muss eingehalten werden, wenn das Bier als alkoholfrei verkauft werden soll. Zum Vergleich: Eine reife Banane kann einen natürlichen Alkoholgehalt von 0,2 bis 0,6 Prozent haben, auch Fruchtsäfte enthalten bis zu 0,3 Prozent Alkohol. „Die meisten alkoholfreien Biere haben 0,5 Prozent Alkohol, weil sie den Geschmack dann besser tragen“, sagt Merk. Steht auf der Flasche „ohne Alkohol“ oder „0,0 Prozent“, sind die Biere tatsächlich alkoholfrei.

    Farbe, Schaumbildung, Geruch, Perlage, Fehlnuancen – all das prüft der Biersommelier

    Alkoholfreies Weizen schmeckt meistens intensiver, denn die Hefe bringt Geschmacksnuancen wie Banane oder Nelke ins Glas. Die untergärige Hefe im Hellen kann da nicht mithalten. Der Rausch bleibt einem in jedem Fall erspart, aber schützt das Alkoholfreie auch vor dem Bierbauch? „Nicht unbedingt“, sagt Merk. „Alkoholfreies Bier hat oft weniger Kalorien, aber es regt genauso den Hunger an.“

    Worauf aber kommt es an? Farbe, Schaumbildung, Geruch, Perlage, also wie viele Kohlensäure-Bläschen aufsteigen, all das prüft Merk, bevor er am Bier nippt. Im Kelchglas kommen die Aromen übrigens besser zur Geltung. Und noch ein Tipp vom Profi: Schräg einschenken und das Glas vorher ausspülen, dann bleibt mehr Kohlensäure im Bier. Und damit zum Geschmack. Ein Helles sollte gefällig sein, sagt Merk. „Oder wie wir Brauer sagen: Der Schluckwiderstand sollte gering sein.“ Wenig Hopfenaromatik und Bitterkeit. Eine runde Sache eben.

    Alkoholfreies Bier im Test: Neben dem Geschmack spielen auch Farbe, Schaumbildung, Geruchund Perlage eine Rolle.
    Alkoholfreies Bier im Test: Neben dem Geschmack spielen auch Farbe, Schaumbildung, Geruchund Perlage eine Rolle. Foto: Anna Faber

    Generell geht es Merk aber nicht um die Frage, ob ein Bier gut oder schlecht schmeckt. „Es gibt verschiedene Bierstile und jeder hat seinen eigenen Reiz“, sagt der Biersommelier. Er prüft das Bier vielmehr auf Fehlaromen, also Nuancen, die zu sehr aus dem Rahmen fallen. Sind deren zu viel im Glas, ist das Gebräu nicht stimmig. Und damit zur wichtigsten Frage: Welches schmeckt denn nun am besten? Wir haben zehn alkoholfreie Helle getestet. Hier das Ergebnis der Blindverkostung.

    Riegele alkoholfrei.
    Riegele alkoholfrei. Foto: AZ
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    Riegele: Da sprudelt eine feine Limoassoziation herbei

    Das sagt der Experte: Riecht malzig, das wurde wahrscheinlich mittels gestoppter Gährung hergestellt. Die Süße verleiht dem Bier eine gewisse Vollmundigkeit, das Sauergut schmeckt man deutlich. Angenehm zu trinken, aber etwas zu wenig hopfig.

    Das sagen wir: Riecht wie Karamalz und schmeckt... viel zu sauer +++ Einmal dran schnuppern und man weiß: Das wird süß, das ist alkoholfrei +++ Säuerlich-zitroniger Ton mit leichter Hopfennote, angenehm zu trinken, aber fürs typische Helle fehlt die malzige Vollmundigkeit +++ Apfelschorle extra: süßsauer, perlt sanft, kein Spektakel für die Geschmacksnerven, aber bekömmlich +++ Da sprudelt eine feine Limo-Assoziation herbei. Auch etwas für Menschen, die eigentlich kein Helles mögen +++

    Ustersbacher Freibierchen.
    Ustersbacher Freibierchen. Foto: AZ
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    Ustersbacher: Kein Schluckwiderstand, aber auch kein großer Schluckanreiz

    Das sagt der Experte: Nicht so kräftig wie das Erste, dafür ist die Säure besser eingebunden. Sehr rund, wenige Kanten, das Bier ist geschmacklich ausgeglichen, aber auch nicht besonders intensiv.

    Das sagen wir: Goldgelb und vielversprechend, geschmacklich aber doch ausgeglichen fad +++ Hat nicht so eine starke Süße, aber halt auch gar nichts Spannendes +++ Ein tiefenentspanntes Bier, aber leider ohne Kick, ein Bier zum Einschlafen +++ Der Geruch erinnert an eine Brauereiführung, im Geschmack stecken zu viel Süße und bittere Hopfenoten, unharmonisch, ein Glas reicht +++ Neutral, kein Schluckwiderstand, aber auch kein großer Schluckanreiz +++

    Unterbaarer alkoholfrei.
    Unterbaarer alkoholfrei. Foto: AZ
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    Unterbaarer: Könnte ein auch ein leichtes, echtes Helles sein

    Das sagt der Experte: Ein sehr schlankes Bier mit wenig Süße. Da ist wahrscheinlich nicht viel Zucker drin. Dafür hat es eine leicht bittere Note, ein gut trinkbares Alkoholfreies.

    Das sagen wir: Schön schaumig, aber schon der Geruch verheißt nichts Gutes: Zu herb und etwas lack +++ Riecht irgendwie zitronig, hat aber eine leicht herbe Note +++ Riecht und schmeckt richtig nach Bier, die Säure bleibt dezent im Hintergrund, das könnte ein auch ein leichtes, echtes Helles sein, gern mehr davon +++ Definitiv keine verkleidete Limo, nicht in der Nase, nicht im Mund, schön bierig herb +++ Der Duft zitronig-frisch, der Schaum obenauf großporig, jeder Schluck blubbert, trotzdem ein gemütliches Bier ohne Aha-Effekt

    Augustiner alkoholfrei.
    Augustiner alkoholfrei. Foto: AZ
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    Augustiner Bräu: Als hätte der Braumeister ein Drops-Bonbon in den Braukessel geworfen

    Das sagt der Experte: Das Bier ist relativ geruchsneutral und hat auch einen recht schlanken Körper. Für meinen Geschmack ist es nicht ganz rund und ausgeglichen, mir ist es etwas zu säuerlich.

    Das sagen wir: Wolkig sitzt der Schaum obenauf, duftet auch fluffig fruchtig, auf dem Gaumen dann aber widerborstig, mehr Radler als Helles +++ Süße, Säure, alles da – aber auch irgendein Geschmack, den man da nicht braucht +++ Erinnert an Radler oder Craftbier mit Aromahopfen, die Zitrusfruchtnote ist eigenwillig, aber angenehm: Schmeckt, als hätte der Braumeister ein Saures-Drops-Bonbon mit in den Braukessel geworfen +++ Majestätische cremig-weiße Krone, im Geschmack jedoch harmlos, ein netter Softie unter den Alkoholfreien +++ Ein Bier, das sich anstrengt, dabei ein wenig übertreibt. Viel Schaum um nichts +++

    Neumarkter Lammsbräu.
    Neumarkter Lammsbräu. Foto: AZ
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    Lammsbräu: Liegt auf der Zunge wie ein Getreidesackerl

    Das sagt der Experte: Sehr brotig, der Getreidegeschmack übertüncht alle anderen Noten. Hintenraus schmeckt das Bier recht bitter, ich finde es insgesamt wenig überzeugend.

    Das sagen wir: Liegt auf der Zunge wie ein Getreidesackerl. Schmeckt gut... aber halt nicht wie Helles +++ Da schmeckt man mit jedem Schluck den ganzen Acker, als wären es flüssige Frühstücks-Cerealien +++ Wird hinten raus richtig bitter – so schmeckt kein Helles +++ Schmeckt sehr süß und reichhaltig nach Getreide wie Roggen oder Vollkornreis, mehr Bier-Imitat als Helles, gewöhnungsbedürftig, aber immerhin vollmundig +++ Da fehlt die Balance, Fall fürs Zitronengesicht. Positiv? Kein Langweiler +++

    Weihenstephaner alkoholfrei.
    Weihenstephaner alkoholfrei. Foto: AZ
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    Weihenstephaner: Ohne Ecken und Kanten – unser Test-Sieger!

    Das sagt der Experte: Ein Bier ohne Ecken und Kanten, wie ein Helles eben sein soll. Es hat einen sehr schönen, runden Körper, nicht zu viel Süße oder Säure, das Beste unter den getesteten Alkoholfreien.

    Das sagen wir: Leuchtet goldgelb, prickelt sanft, geht gut runter. Ein solides und unaufgeregtes Alkoholfreies +++ Richtig bierig! Und super Säure-Bitterkeit-Verhältnis +++ Schmeckt nach einem schlanken bayerischen Hellen, sehr gefällig, angenehm hopfig und ohne jede störende Fehlnoten, kann man gut einen Abend über trinken +++ Sympathisch, duftig, golden! +++ Goldener Schimmer im Glas, Glück im Gaumen, wer vermisst da den Alkohol? +++

    Tegernseer alkoholfrei.
    Tegernseer alkoholfrei. Foto: AZ
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    Tegernseer: Da kann man sich ein Tragl holen

    Das sagt der Experte: Schmeckt recht süffig, hat aber auch wenig Eigenkörper. Vermutlich wurde das Bier mittels Osmose hergestellt. Mir fehlt da etwas die Säure, um die Süße auszugleichen.

    Das sagen wir: Da ist es! Das Helle, wie man es sich wünscht. Nicht zu süß, nicht zu sauer, mit leichtem Pfiff +++ Ein richtiges Helles! Vielleicht ein bisschen wässrig +++ Für ein Alkoholfreies ziemlich perfekt ausgewogen und überraschend vollmundig, auch im Abgang bierig, da kann man sich ein Tragl holen +++ Angenehm schlank im Geschmack, aber der Spaß am Bier wird hier etwas verwässert +++ Bisschen fad, aber dafür auch keine Störelemente +++

    Paulaner alkoholfrei.
    Paulaner alkoholfrei. Foto: AZ
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    Paulaner: Die helle Version vom Karamalz-Kinderbier

    Das sagt der Experte: Dieses Bier schmeckt vor allem süß, der Säureanteil ist sehr dezent. Für meinen Geschmack ist es nicht ganz stimmig und zu wenig bierig.

    Das sagen wir: Hui, das schmeckt süß, sehr süß. Mehr Karamalz als Helles, aber schon gut +++ Das hat alles, was für den schlechten Ruf von alkoholfreiem Bier verantwortlich ist +++ Wilder Duft, gluckert etwas zu süß und erdig über die Zunge +++ Riecht malzig, schmeckt malzig: Viel zu süß, die helle Version vom Karamalz-Kinderbier, außer der Farbe und dem Schaum erinnert nichts an ein Helles +++ Zucker, Hopfen und Malz, Gott erhalt´s - oder wie heißt das richtig? Sehr süß jedenfalls, die Rezeptur vielleicht aus den Anfängen des alkoholfreien Bierbrauens +++

    Flötzinger alkoholfrei.
    Flötzinger alkoholfrei. Foto: AZ
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    Flötzinger: Da fehlt der Geschmacksträger Alkohol

    Das sagt der Experte: Ein schlanker, leichter Körper und doch viel Eigengeschmack. Ein Alkoholfreies, das richtig nach Bier schmeckt, auch dank der hopfigen Bitternote.

    Das sagen wir: Sauer und unausgeglichen, nächstes bitte! +++ Der gute Geschmack dürfte nur etwas kräftiger sein – da fehlt wohl der Geschmacksträger Alkohol +++ Unaufdringlich angenehm und ganz nah am alkoholischen Original-Geschmack, ein Konsens-Bier für jedermann +++ Schöne kräftige Farbe, unauffälliger Geruch, schmeckt wie dünnes helles Bier, die hopfige Säurenote ist leicht dominant, gut trinkbar +++ Feine Bitternote, angenehme Süffigkeit, nächste Flasche +++

    Weltenburger alkoholfrei.
    Weltenburger alkoholfrei. Foto: AZ
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    Weltenburger: Viel Zucker, viel Säure, viel Bitterkeit

    Das sagt der Experte: Dieses Alkoholfreie ist sehr hopfenlastig, was sich in den bitteren, zitronigen Noten zeigt. Mir fehlt da etwas der runde Körper.

    Das sagen wir: Schon die Farbe ist verdächtig, orange statt gelb, was kommt da daher? Viel Zucker, wenig Bier +++ Viel Zucker, viel Säure, viel Bitterkeit – hat aber wenig mit einem Hellen zu tun +++ Riecht wie ein Radler, schmeckt ein bisschen parfümiert und etwas schal zugleich +++ malzige, süße Zitronennote begleitet von einer bitteren Hopfennote, erinnert eher an ein dünnes Radler aus Pils und Zitrone als an ein bayerisches Helles +++ So viel Süße, so viel Würze – ist da ein Fehler beim Etikettieren passiert? +++

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